Fund „brutal aus dem Boden gerissen“
Ein Hobbyarchäologe hat im deutschen Rheinland-Pfalz den Fund seines Lebens gemacht. In einem Wald bei Rülzheim entdeckte er einen deutschlandweit einmaligen „Barbarenschatz“ mit Gold und Silber aus dem 5. Jahrhundert. Gegen den einschlägig bekannten Sondengänger wird nun ermittelt.
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Goldene Schmuckstücke eines zeremoniellen Gewands, einen Silberteller, eine Silberschale sowie Reste eines vergoldeten und versilberten Klappstuhls: Am Dienstag präsentierten Archäologen in Mainz Teile des wertvollen Schatzes. Dieser soll den Angaben zufolge aus spätrömischer Zeit stammen und wird auf weit mehr als eine Million Euro geschätzt.

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Die Schmuckstücke befanden sich vermutlich auf einem Römergewand
Schatz auf der Flucht hastig vergraben?
Ausgerüstet mit einem Metalldetektor wurde der Hobbyarchäologe in der Nähe des befestigten Römerlagers Vicus Julius fündig, das im späten 3. Jahrhundert als Grenzschutzanlage errichtet wurde. Die Römer nannten andere Völker Barbaren, daher die Bezeichnung „Barbarenschatz“.
Nach Einschätzung des Landesarchäologen Axel von Berg dürfte der Schatz einem sehr hohen Beamten oder einem Fürsten gehört haben und aus dem 5. Jahrhundert nach Christi stammen. Damals drangen plündernde Germanen ins Römische Reich ein, das sich bereits in Auflösung befand. Der Schatz sei neben einer einstigen Römerstraße von seinem Eigentümer oder von damaligen Räubern in nur einem halben Meter Tiefe vermutlich hastig vergraben worden, sagte Von Berg. „Dann konnte er wohl nicht mehr geborgen werden. Die römischen Straßen waren gefährlich.“
Großer Schaden am Fundort angerichtet
Über die genauen Umstände gibt es kaum Hinweise, denn der Schatzsucher ging bei der Bergung der Gegenstände äußerst laienhaft vor. So sei der reich verzierte Klappstuhl nach rund 1.500 Jahren unter der Erde „brutal aus dem Boden gerissen und auch zerstört worden“, sagte Von Berg. Danach habe der Täter versucht, mit Zweigen seine Spuren zu verwischen. Die rheinland-pfälzische Kulturministerin Doris Ahnen (SPD) zeigte sich bei der Präsentation des Fundes dementsprechend verärgert: „Durch derartige Raubgräberei entsteht großer Schaden. Nicht nur für die Wissenschaft, sondern auch für die Allgemeinheit.“

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Der zerbrochene silberner Teller stammt ebenfalls aus dem Fund
Zweiter Fall innerhalb eines Monats
Auch dass der Fund vollständig ist, wird von den Experten angezweifelt, wie die dpa berichtet. Ein Teil des Schatzes könnte schon illegal verkauft und damit in dunklen Kanälen verschwunden sein, vermutet Von Berg. Die präsentierten Teile übergab der Schatzsucher erst auf Druck der Ermittlungen den Behörden. Gegen ihn wird den Angaben zufolge nun ermittelt.
Es ist bereits das zweite Mal innerhalb eines Monats, dass Fundstücke aus Raubgrabungen in Deutschland entdeckt wurden. Erst Anfang Februar wurden in einem Lagerhaus in Rheinland-Pfalz alte Menschenknochen in Bananenkisten entdeckt. Die Gebeine lagen zusammen mit Kannen und Krügen in den Kisten. „Nach erster Inaugenscheinnahme des Materials handelt es sich um Fundstücke aus Raubgrabungen“, teilte die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) mit. Beschriftungen wiesen darauf hin, dass die Fundstücke „zumindest zum Teil aus Baugruben in der Mainzer Innenstadt entwendet wurden“, berichtete die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. Der Fund wurde vermutlich vor über 30 Jahren gemacht.
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