Die berühmtesten Locken der Welt
Hollywoods einstiger Kinderstar ist tot: US-Filmschauspielerin Shirley Temple ist nach Medienberichten mit 85 Jahren in Kalifornien verstorben. Temple sei am Montagabend (Ortszeit) in ihrem Haus im kalifornischen Woodside eines natürlichen Todes gestorben, sagte ihre Agentin Cheryl Kagan. Ihre Angehörigen seien bei ihr gewesen.
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„Wir verehren sie für ein Leben mit bemerkenswerten Leistungen als Schauspielerin, Diplomatin und vor allem als geliebte Mutter, Großmutter, Urgroßmutter und Ehefrau“, hieß es in der Erklärung im Namen von Temples Familie. Die Vorbereitungen für eine private Beisetzung Temples laufen, Fans könnten jedoch in Kürze auf der Website der Schauspielerin online kondolieren. „Wir bitten darum, dass unsere Familie die Gelegenheit bekommt, im privaten Kreis zu trauern“, erklärte die Agentin am Dienstag weiter.
Große kurze Karriere als kleines Mädchen
Es ist über 60 Jahre her, dass der einst bestbezahlte Star Hollywoods zum letzten Mal vor der Filmkamera stand. In mehr als 50 Filmen spielte Temple mit, die meisten davon hatte sie schon vor ihrem zehnten Geburtstag abgedreht. Als Vierjährige war die Tochter eines Bankangestellten und einer Näherin in einer Tanzschule entdeckt worden, über Nacht wurde sie zum Star.
Der singende, tanzende und steppende Dreikäsehoch verdiente dann zeitweise mehr als jeder andere Schauspieler in Hollywood. Als Neunjährige hatte sie ein höheres Jahreseinkommen als der Präsident von General Motors. Selbst US-Präsident Franklin D. Roosevelt verfiel ihrem Charme und dankte Temple dafür, dass sie „Amerika mit einem Lächeln durch die Depression führte“.

APA/AP
Shirley Temple war lange Zeit Hollywoods zugkräftigster Star
Als Sechsjährige wurde sie „in dankbarer Anerkennung für ihren herausragenden Beitrag zur Filmunterhaltung während des Jahres 1934" mit einem Sonder-Oscar ausgezeichnet. Von 1935 an war sie einige Jahre lang Hollywoods zugkräftigster Kassenstar. „Das beste kleine Mädchen der Welt“, wie der blonde Lockenkopf damals verehrt wurde, wäre am 23. April 86 Jahre alt geworden.
Filmstudio vor Ruin gerettet
Mit Filmen wie „Der kleinste Rebell“, „Rekrut Willie Winkie“, „Stand Up and Cheer“ und „Armes, kleines reiches Mädchen“ spielte sie dem Studio 20th Century Fox über 30 Millionen Dollar Gewinn ein - und rettete es so vor dem Bankrott.
Auch als kleiner Werbestar für Puppen, Haarmittel und Seife verdienten Shirley und ihre ehrgeizigen Eltern ein Vermögen. Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere erhielt sie täglich über 2.000 Fanbriefe und musste sich vor „Lockenjägern“ verstecken, die es auf ihre Haare abgesehen hatten.
Karriereende mit Eintritt in die Pubertät
Ihre Karriere war aber ein Wettlauf gegen die Zeit. Als sie in die Pubertät kam, war es mit Kinoknüllern vorbei. „Ich war die älteste 14-Jährige der Welt“, klagte sie später einmal. 1940 floppte „The Blue Bird“ an den Kinokassen, ihre Kinderkarriere war beendet. Spätere Versuche, als junge Frau im Filmgeschäft Fuß zu fassen - etwa mit „So einfach ist die Liebe nicht“ (1946) -, endeten kläglich.
Bei den Dreharbeiten zu ihrem letzten Film „Fort Apache - Bis zum letzten Mann“ mit John Wayne in der Hauptrolle verliebte sie sich in den Schauspieler John Agar. Mit 17 war sie verheiratet, mit 19 Jahren wurde sie Mutter, doch nach ihrem Rückzug aus dem Filmgeschäft ging auch ihre Ehe schnell in die Brüche.
Glückliche Ehe weit weg vom Filmtrubel
Das Schicksal anderer Kinderstars, nach dem frühen Ruhm im Ruin und Rausch zu enden, blieb Temple aber erspart. Frisch geschieden lernte die 22-Jährige auf einer Party den Geschäftsmann Charles A. Black kennen. Er hatte nichts mit Hollywood zu tun, er habe sie nicht einmal erkannt: „Er war die Liebe meines Lebens“, erzählte Temple 2005 dem „San Francisco Chronicle“, kurz nach Blacks Tod. Sie waren 55 Jahre miteinander verheiratet. Das Paar lebte mit seinen zwei Kindern abseits von Hollywood in Nordkalifornien, nahe San Francisco.

Reuters/Mario Anzuoni
Mit 77 Jahren wurde Shirley Temple von der US-Schauspielergewerkschaft für ihr Lebenswerk ausgezeichnet
Zweite Karriere in der Politik
Über soziale Aktivitäten stieg Temple in die Politik auf. Als engagierte Republikanerin kandidierte sie 1967 für einen Sitz im Kongress und wurde nur knapp geschlagen. Präsident Richard Nixon machte sie zur UNO-Delegierten, dessen Nachfolger Gerald Ford zur Botschafterin in Ghana. Für George Bush bezog sie 1989 den Posten der Botschafterin in der damaligen Tschechoslowakei. „Ich hatte ein wirklich großartiges Leben“, resümierte Temple vor einigen Jahren im „San Francisco Chronicle“. Druck habe sie als Kinderstar nie verspürt. „Ich war total damit beschäftigt, Spaß beim Drehen zu haben“, sagte der ergraute Star damals.
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