Golf-Airlines auf Expansionskurs
Drei Fluggesellschaften vom Persischen Golf krempeln die Airline-Branche um: Emirates, Qatar Airways und Etihad Airways. Mit gigantischen Flugzeugbestellungen und neuen Flugzielen im Wochentakt lehren sie angestammte Fluglinien wie Lufthansa und Air France-KLM das Fürchten.
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Möglich ist das dank staatlicher Besitzer mit tiefen Taschen, geringer Arbeitskosten am Golf und Flughäfen, die jeden Tag 24 Stunden in Betrieb sind. Über Fluglärm hat sich dort noch niemand beschwert - Verhältnisse, von denen etwa die Lufthansa nur träumen kann. Die Strategien der drei Senkrechtstarter ähneln sich: Reisende sollen mit nur einem Umsteigestopp am Golf in die wichtigsten Städte der Welt gelangen. Auf den zweiten Blick gibt es aber deutliche Unterschiede zwischen den Rivalen.
Emirates in Pionierrolle
Emirates ist der Pionier des Golf-Trios: Die Airline nahm 1985 mit zwei Flugzeugen in Dubai den Betrieb auf. Die ersten Strecken gingen nach Pakistan und Indien - auch heute noch sind die Verbindungen nach Südasien wichtig, um Arbeiter von dort in die Boomstädte der Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) zu bringen.
Mittlerweile hat Emirates mit 212 Jets die größte Langstreckenflotte weltweit. Damit nicht genug: Emirates hat 380 Jets im Wert von über 164 Milliarden Dollar geordert. Zuletzt beförderte die Airline knapp 40 Millionen Passagiere im Jahr, das Wachstum ist rasant.
Emirates gehört keiner der klassischen Luftfahrtallianzen an und übernimmt keine anderen Airlines, sondern treibt das Wachstums aus eigener Kraft voran. Einer der Meilensteine: Auf den Verbindungen von Europa nach Australien drängte Emirates nach zwei Dekaden British Airways aus der Partnerschaft mit Qantas. Die Flüge zwischen den Kontinenten führen seitdem über Dubai.
Qatar setzt auf One World
Qatar Airways ist die staatliche Fluglinie des Emirats Katar. Dank riesiger Gasvorkommen gehört das Land, das auf einer Halbinsel im Persischen Golf liegt, zu den reichsten Staaten der Welt. Einen Teil dieses Geldes nutzte die Herrscherfamilie al-Thani, um 1994 Qatar Airways zu gründen. Der Anfang mit vier Regionalflugzeugen war bescheiden. Von der Hauptstadt Doha ging die Expansion unter Führung von Chef Akbar al-Baker dann aber rapide.
Mittlerweile steuert die Airline mit 130 Flugzeugen ebenso viele Ziele auf der ganzen Welt an. Dabei wird es nicht bleiben - Baker hat für über 50 Milliarden Dollar gut 280 Flugzeuge bestellt, überwiegend Langstreckenjets. Eines macht die Fluglinie aber anders: Als Einzige der drei Golf-Airlines hat Qatar sich einem globalen Luftfahrtbündnis angeschlossen, nämlich dem von British Airways und American Airlines angeführten One-World-Bündnis.
Nachzügler Etihad
Nachzügler ist Etihad Airways: Die Airline aus dem Emirat Abu Dhabi ging erst vor zehn Jahren an den Start. Eigentlich zu spät, da der Markt schon besetzt ist. „Die strategische Frage ist für uns: Wie können wir mit Emirates und Qatar Airways als unseren Nachbarn wachsen?“, sagt Etihad-Chef James Hogan.
Statt auf Größe allein setze die Airline deshalb auf andere Airlines, um neue Passagiere zum Megaflughafen in Abu Dhabi zu transportieren. Bekanntester Partner ist die angeschlagene Air Berlin, die von Etihad seit dem Einstieg vor gut zwei Jahren knapp eine halbe Milliarde Euro an Geldspritzen erhalten hat.
Daneben ist Etihad unter anderem an Air Serbia - ehemals JAT - und an Jet Airways aus Indien beteiligt. Die meisten dieser Airlines steckten in der Schieflage und suchten deshalb bei der zahlungskräftigen Etihad Unterschlupf. Ob die Strategie aufgeht, ist nicht klar. Doch am Geld dürfte es nicht scheitern - das Herrscherhaus von Abu Dhabi sitzt auf einigen der größten Ölfelder der Welt.
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