Nicht im Kompetenzbereich der EU?
Clinch zwischen der italienischen Regierung und der Lufthansa: Angesichts des geplanten Einstiegs der staatlichen Golf-Airline Etihad Airways bei der klammen Alitalia fordert die Lufthansa die EU-Kommission zum Einschreiten auf. In Italien kommt der Vorstoß aus Deutschland gar nicht gut an: „Es scheint so, als ob es nun die Lufthansa ist, die Angst vor Konkurrenz hat“, sagte der italienische Verkehrsminister Maurizio Lupi am Montag.
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Die Regierung werde es nicht zulassen, dass die Lufthansa die EU dazu benutze, um Rivalen klein zuhalten. Italien wolle auch eine Rolle in der Luftfahrt spielen - einer Branche von zentraler Bedeutung für das Land. „Die Bedenken der Lufthansa wegen des Deals mit Etihad zeigen, dass Alitalia auf dem richtigen Kurs ist.“
Hintergrund ist die Offensive von Etihad in Italien: Die Fluglinie aus dem ölreichen Golf-Emirat Abu Dhabi steht Insidern zufolge davor, für bis zu 300 Millionen Euro 40 Prozent an Alitalia zu kaufen. Der Air-Berlin-Großaktionär nimmt derzeit die Zahlen der strauchelnden Fluglinie unter die Lupe. In den nächsten vier Wochen soll nun eine gemeinsame Strategie ausgearbeitet werden. Für Etihad wäre das ein großer Coup: Alitalia befördert im Jahr 25 Millionen Passagiere, steckt aber wegen Managementfehlern und starker Gewerkschaften in der Krise. Derzeit fliegen die Italiener 700.000 Euro Verlust ein - pro Tag.
Faire Rahmenbedingungen gefordert
Die Lufthansa warnt angesichts der Etihad-Pläne vor einer starken Rolle staatlich geförderter Airlines in Europa. Die Politik müsse sich für weltweit faire Rahmenbedingungen in der Luftfahrtbranche einsetzen, sagte ein Sprecher der Kranich-Gesellschaft. Europa sei hier mit seinen weitgehend privatisierten Fluglinien auf dem richtigen Weg.
„Wiederkehrende Subventionen und die Teilverstaatlichung europäischer Airlines lehnen wir ab, unabhängig davon, ob sie von europäischen Staaten oder von Staaten oder Staatsbetrieben aus dem EU-Ausland kommen.“ Deshalb müsse die EU-Kommission einschreiten und solche „Umgehungstaktiken“ unterbinden.
Drehkreuz für internationalen Flugverkehr
Ein Dorn im Auge sind der Lufthansa und anderen Fluglinien neben Etihad auch Emirates und Qatar Airways. Das Trio vom Persischen Golf lehrt mit gigantischen Flugzeugbestellungen und neuen Flugzielen im Wochentakt alteingesessene Rivalen das Fürchten. Möglich ist das dank staatlicher Besitzer, die auf sprudelnde Öl- und Gaseinnahmen zurückgreifen können, geringer Arbeitskosten am Golf und Flughäfen, die jeden Tag 24 Stunden in Betrieb sind. Die Strategien der drei Senkrechtstarter ähneln sich: Reisende sollen mit nur einem Umsteigestopp am Golf in die wichtigsten Städte der Welt gelangen.
Italienischen Medienberichten zufolge stehen die Zeichen unterdessen nicht nur auf eine baldige Einigung mit Etihad - auch vonseiten der EU-Kommission werden offenbar keine zusätzlichen Hürden erwartet. Laut “Repubblica” gibt es bereits Hinweise, dass die anvisierte Geldspritze aus Abu Dhabi nicht in den Kompetenzbereich der europäischen Wettbewerbsbehörde fällt. Auch der Vizepräsident der EU-Kommission, der Italiener Antonio Tajani, schloss bereits aus, dass die Gespräche von Ethihad und Alitalia Wettbewerbsregeln widersprächen. „Hauptsache ist, dass die Verhandlungen zwischen Alitalia und Etihad im Rahmen der europäischen Gesetze erfolgen“, meinte Tajani.
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