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Erwartungen klar verfehlt

Dreimal ist genug, findet Milliardär Frank Stronach. Dass er nicht bis zum Ende der Legislaturperiode im Parlament bleiben wird, hat sich abgezeichnet - schon am Wahlabend war der 81-Jährige enttäuscht, dass ihm die Österreicher nicht einmal sechs Prozent der Stimmen geschenkt hatten.

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Von seinem Einstieg in die österreichische Politik hatte sich der eigenwillige Austrokanadier deutlich mehr erwartet, anfangs sogar 20 bis 30 Prozent und das Amt des Bundeskanzlers. Dafür investierte er im Jahr vor der Nationalratswahl vergangenen September freilich auch kräftig, nämlich rund 30 Mio. Euro, wie er am Dienstag sagte. In Relation zum Ergebnis nützte ihm das wenig, was aber wohl nicht am Mitteleinsatz, sondern eher an ihm selbst lag - „Frankschämen“ wurde sogar das Wort des Jahres 2013.

Markige Sprüche und fragwürdige Auftritte

Stronach sorgte im Wahlkampf immer für Gesprächsstoff - vom Oben-ohne-Shooting bis zu Auftritten mit Dieter Bohlen war alles dabei. Dem Parteigründer passierten auch einige Patzer, so zeigte er sich beim eigenen Parteiprogramm nicht gerade firm und empörte mit Aussagen, die Todesstrafe für Berufskiller einführen zu wollen.

Auch seine Fernsehauftritte, die der jungen Partei dank „Abgeordnetenfischen“ vor allem im Lager des BZÖ und dem folgenden Klubstatus zustanden, kamen nicht bei allen gut an. Wie schon in Interviews davor wurde den Zuschauern ein Mann geboten, der in der Wirtschaft vom Erfolg verwöhnt und von Widerspruch wie auch Kritik offensichtlich seit langer Zeit verschont geblieben war - frei nach dem Motto „Wer das Gold hat, macht die Regeln“.

Der amerikanische Traum auf Austrokanadisch

Im Wirtschaftsleben konnte er sich diese Einstellung auch leisten, legte der aus ärmlichen Verhältnissen stammende Franz Strohsack doch eine Traumkarriere hin: In den 50er Jahren wanderte der Steirer mit angeblich 200 Dollar in der Tasche nach Kanada aus. Nach Gelegenheitsjobs gründete er in einer angemieteten Garage einen Autozulieferbetrieb, der sich unter dem Namen Magna zu einem der größten Konzerne in der Branche weltweit entwickeln sollte. Auch Österreich, vor allem die Steiermark, profitierte später von einer Expansionswelle des Konzerns. Mittlerweile hat sich Stronach von der Magna-Spitze - gut bezahlt - verabschiedet.

Sein Einstieg in die österreichische Politik kam insofern nicht so überraschend, als er einerseits schon in den 1980er Jahren einen politischen Versuch in Kanada startete (aber scheiterte) und andererseits immer wieder in Österreich investierte. So hatte sich Stronach beispielsweise auch schon als Retter des heimischen Fußballs inszeniert und unter anderem der Wiener Austria, Sturm Graz und Wiener Neustadt finanziell unter die Arme gegriffen - auch hier steckte er die Ziele übrigens etwas zu hoch, denn Fußballweltmeister ist Österreich bekanntlich bis heute nicht.

Erfolgreich in Ländern

Anfangs sah es in der Politik auch ganz gut aus: Seine Partei, das Team Stronach, schaffte es 2013 auf Anhieb in die Landtage Niederösterreichs, Kärntens und Salzburgs. Tirol war das einzige Bundesland, in dem man den Einzug verfehlte. In Niederösterreich trat der Boss selbst als Spitzenkandidat an, nahm aber das Mandat nicht an.

Zwar war es von der Parteigründung an klar, wer den Ton angibt, wirklich im Griff hatte Stronach seine Partei aber nie. Geprägt wurde das TS zunehmend von personellem Chaos, das von Stronach selbst noch nach dem enttäuschendes Ergebnis bei der Nationalratswahl auf die Spitze getrieben wurde: Innerhalb weniger Tage tauschte er seinen Klubobmann und seine erfolgreichsten Landesobleute aus und baute den Vorstand um.

Streit um Geld und Strukturen

Folgen waren einerseits ein Streit ums investierte Geld, andererseits aber auch eine Diskussion über die autoritären Strukturen innerhalb der Partei. Um die Situation zu beruhigen, wurden im Herbst neue Gremien angekündigt, tatsächlich verankert sind demokratische Strukturen aber bis heute nicht. Auch die personellen Turbulenzen gingen weiter, zuletzt gab es im November prominente Parteiausschlüsse. Bereits im Oktober hatte Stronachs Kronprinzessin Kathrin Nachbaur kundgetan, dass sich der 81-Jährige langsam aus der Politik zurückziehen werde. Der erste Schritt ist mit der Zurücklegung seines Mandats getan.

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