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Anwälte warnten vor Giftcocktail

Nach der ungewöhnlich langen Hinrichtung eines verurteilten Mörders will dessen Familie nun den US-Bundesstaat Ohio klagen. Dem 53-Jährigen war ein nie zuvor getesteter Giftcocktail verabreicht worden, US-Medien zufolge rang er mehr als zehn Minuten lang mit dem Tod.

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Die Angehörigen von Dennis McGuire seien über den Verlauf der Exekution tief bestürzt und gingen von einer Verletzung seiner Grundrechte aus, sagte deren Anwalt am Donnerstag. Alle Bürger hätten das Recht darauf, nicht auf grausame und unübliche Weise bestraft zu werden.

„Kein Recht auf schmerzfreie Exekution“

Die Verteidiger des Hingerichteten hatten die Hinrichtung mit dem Argument zu stoppen versucht, dass das Medikament „Lufthunger“ herbeiführen könne, ein stark erschwertes Atmen, das zu Panik führen kann. Doch der stellvertretende Generalstaatsanwalt Thomas Madden lehnte das mit dem Hinweis ab, dass die Verfassung zwar grausame und unübliche Hinrichtungen verbiete, jedoch „kein Recht auf eine schmerzfreie Exekution“ bestehe.

„Gescheitertes, qualvolles Experiment“

McGuires Anwalt kritisierte den Tod seines Mandanten als „ein gescheitertes, qualvolles Experiment. Die Bürger von Ohio sollten entsetzt über das sein, was heute in ihrem Namen geschehen“ sei, fügte er hinzu und rief Gouverneur John Kasich zu einem Moratorium künftiger Hinrichtungen auf. Die Sprecherin der Haftanstalt in Ohio gab keinen Kommentar über den Ablauf der Hinrichtung ab, kündigte aber eine Untersuchung an.

Der Hingerichtete war schuldig gesprochen worden, 1989 eine 22 Jahre alte schwangere Frau vergewaltigt und ermordet zu haben. Fünf Jahre später wurde er für das Verbrechen zum Tode verurteilt. McGuire hatte sich erfolglos gegen die Vollstreckung des Urteils gewehrt. Ein Bundesrichter in Ohio befand, es gebe keine Beweise für ein „substanzielles Risiko“, dass der Verurteilte „starke Schmerzen“ empfinden werde.

Ersatz für europäische Präparate

Das Gefängnis in Lucasville erklärte McGuire um 10.53 Uhr (Ortszeit) für tot. Bei der Hinrichtung verwendete die Anstalt eine Mischung aus dem Beruhigungsmittel Midazolam und dem Schmerzmittel Hydromorphon. Die tödliche Kombination war in den USA noch nicht zum Einsatz gekommen. Ohio sucht wie andere US-Bundesstaaten nach einem Ersatz für die bisher verwendeten Präparate europäischer Pharmaunternehmen, die deren Gebrauch bei Hinrichtungen verboten haben.

Eine der längsten Hinrichtungen

Nach Angaben von Journalisten, die im Gefängnis von Lucasville anwesend waren, dauerte die Hinrichtung von McGuire außerordentlich lange. Die Injektion des Giftcocktails begann demnach um 10.29 Uhr - 24 Minuten vor Feststellung des Todes. Gegen 10.33 Uhr habe McGuire begonnen, laut zu röcheln, berichtete die Lokalzeitung „Columbus Dispatch“. Mindestens zehn Minuten habe er Würgegeräusche von sich gegeben, während er die Hände zur Faust geballt habe.

Auch die Fernsehjournalistin Sheila Gray, die der Hinrichtung beigewohnt hatte, berichtete später, McGuire habe vor seinem Tod etwa zehn Minuten lang um Luft gerungen. „Seine Kinder und seine Schwiegertochter weinten und waren sichtlich bestürzt“, schrieb sie im Kurznachrichtendienst Twitter.

Es war eine der längsten Hinrichtungen, seit der Staat die Todesstrafe 1999 wieder einführte. McGuires Hinrichtung war die dritte Vollstreckung der Todesstrafe in den USA seit Jahresbeginn. Bereits in der vergangenen Woche hatte es bei einer Hinrichtung in Oklahoma offenbar Probleme mit neuen Medikamenten gegeben. „Ich fühle, dass mein ganzer Körper brennt“, waren die letzten Worte des Todeskandidaten Michael Lee Wilson.

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