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Religiöser Konflikt bringt Land ins Trudeln

In der Zentralafrikanischen Republik (ZAR) sind wegen der Kämpfe zwischen muslimischen Rebellen und christlichen Milizen fast eine Million Menschen auf der Flucht. Das ist ein Fünftel der Bevölkerung. Allein seit Jahresende wurden durch die Gewalt Hunderttausende Menschen vertrieben. Der Rücktritt und die Flucht von Präsident Michel Djotodia haben zur Beruhigung der Lage nur unwesentlich beigetragen.

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Flüchtlinge suchen Schutz bei Angehörigen, in Kirchen, in Schulen oder im Busch. In der Hauptstadt Bangui ist der Flughafen mittlerweile zur Anlaufstelle für viele Menschen auf der Suche nach Schutz geworden. Das multikonfessionelle Land im Herzen Afrikas war nach der Absetzung von Präsident Francois Bozize im März 2013 durch das Rebellenbündnis Seleka in eine Spirale der Gewalt zwischen muslimischen und christlichen Milizen gestürzt.

Bei den Kämpfen der vergangenen Wochen wurden mehr als tausend Menschen getötet, Hunderttausende flohen vor der Gewalt. Auch Zehntausende Immigranten aus dem Tschad verließen das Land.

Flüchtlinge in der Zentralafrikanischen Republik

Reuters/Siegfried Modola

Rings um den Stützpunkt der französischen Armee auf dem Hauptstadtflughafen suchten bisher rund 100.000 Menschen Schutz vor den immer wieder aufflammenden Auseinandersetzungen zwischen christlichen und muslimischen Milizen. In dem Camp gibt es nicht genügend Wasser und Lebensmittel.

Flüchtlinge in der Zentralafrikanischen Republik

Reuters/Siegfried Modola

Die Binnenflüchtlinge in dem temporären Lager campieren in notdürftig errichteten Zelten und unter Planen zwischen ausrangierten Flugzeugen. Sanitäre Einrichtungen sind nicht vorhanden, die humanitäre Lage ist verheerend. Ein UNHCR-Sprecher in Genf bezeichnete die Situation als „schrecklich“. Es gebe Berichte über Racheakte, Bewaffnete seien in Krankenstationen eingedrungen und hätten Patienten angegriffen.

Flüchtlinge in der Zentralafrikanischen Republik

AP/Rebecca Blackwell

Rund die Hälfte der Bewohner der Hauptstadt Bangui ist nach UNO-Angaben aus ihren Häusern geflohen. Viele von ihnen sind auf ihrer Flucht auf sich allein gestellt. Die unsichere Lage macht es Hilfsorganisationen fast unmöglich, ihre Arbeit zu verrichten. Die Hilfseinrichtung Ärzte ohne Grenzen beispielsweise hatte bis vor kurzem mehrere Hilfsstationen in dem Flughafenlager, musste diese jedoch aufgrund der Gefährdungslage auf das Nötigste zurückfahren.

Flüchtlinge in der Zentralafrikanischen Republik

Reuters/Siegfried Modola

Vergangene Woche startete das Welternährungsprogramm (WFP) der UNO mit der Verteilung von Reis, Öl und notwendigen Artikeln wie Planen, Matten und Decken. Es war die erste Hilfslieferung für die Flüchtlinge in dem Camp seit Mitte Dezember.

Familie steht vor niedergebranntem Haus

Reuters/Andreea Campeanu

Die religiös motivierte Gewalt in dem Land hält seit Monaten an. Am Wochenende eskalierte sie erneut in der Hauptstadt Bangui, nach Angaben von Hilfsorganisationen wurden Dutzende Menschen getötet. Es habe „enorme Plünderungen“ gegeben, sagte der Landeschef des Roten Kreuzes, Antoine Mbaobogo. Mehr als 100 Menschen seien verletzt worden. Der Präsident und frühere Rebellenführer Djotodia hatte sich am Samstag nach Benin abgesetzt.

Französische Soldaten in Bangui

Reuters/Herve Serefio

Die muslimische Rebellengruppe Seleka riss im März die Macht an sich, tötete zahlreiche Menschen und plünderte massenweise. Als Reaktion darauf bildeten Christen Milizen. Die Stationierung von 1.600 französischen und fast 4.000 afrikanischen Soldaten konnte die Gewalt kaum eindämmen. Der neue Übergangspräsident, Alexandre-Ferdinand Nguendet, kündigte diese Woche ein hartes Durchgreifen gegen Gewalttäter an. Er ließ Hunderte zusätzliche Soldaten in Bangui stationieren und ordnete an, auf Unruhestifter scharf zu schießen.

Flüchtlinge in der Zentralafrikanischen Republik

AP/Rebecca Blackwell

Eine Familie sucht Schutz in einer provisorisch errichteten Behausung. Etwa 2,2 Millionen Menschen, also die Hälfte der Bevölkerung im Land, benötigen nach UNO-Angaben humanitäre Hilfe. Nach Berichten der „Presse“ plant auch Österreich, Flüchtlinge zu unterstützen. Die Koalition wolle auf Antrag des Außenministeriums bei ihrer Klausur in Waidhofen an der Ybbs beschließen, 500.000 Euro aus dem Katastrophenfonds loszueisen, schreibt die Zeitung (Mittwoch-Ausgabe). Im Gespräch sei auch die Beteiligung an einer EU-Truppe, die Frankreichs Kontingent in Bangui vorübergehend mit insgesamt 700 bis 1.000 Soldaten entlasten solle.

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