Themenüberblick

„Schmerzhafte Momente“

Vergebliches Warten im Elysee-Palast: Bei einer mit Spannung erwarteten Pressekonferenz vor rund 600 versammelten Journalisten hat Frankreichs Präsident Francois Hollande am Dienstagnachmittag Auskunft über sein Privatleben weitgehend abgelehnt. Aufklärung rund um seine derzeit für Schlagzeilen sorgende angebliche Affäre mit einer Schauspielerin könnte aber demnächst folgen.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Die Pressekonferenz sei laut Hollande nicht der richtige Ort und Zeitpunkt, um auf Fragen nach seinem Privatleben zu antworten. „Ich habe ein Prinzip: Private Angelegenheiten werden privat behandelt, in der respektvollen Vertrautheit für jeden“, so Hollande weiter. Der französische Präsident fügte allerdings hinzu, dass er vor seiner für den 11. Februar vorgesehenen USA-Reise die Situation klären werde. Zugleich räumte Hollande Schwierigkeiten in seiner Beziehung mit Valerie Trierweiler ein: „Jeder kann in seinem persönlichen Leben Bewährungsproben durchmachen, das ist bei uns der Fall“, sagte er. Das seien „schmerzhafte Momente“.

Konferenzsaal im Elysee Palast

APA/EPA/Christophe Ena

Von Berichten über eine angebliche Affäre mit einer Schauspielerin überschattet: Hollandes Pressekonferenz im Elysee-Palast

Nicht nur Trierweiler, sondern auch zahlreiche Politiker auch aus seinem eigenen sozialistischen Lager hatten Hollande zuvor aufgefordert, die Position der Premiere Dame zu klären.

Reformvorhaben geraten in den Hintergrund

Beobachter sind sich einig, dass die Gerüchte über eine angebliche Liebesaffäre Hollandes zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt aufkommen. Eigentlich wollte der Sozialist zu Jahresbeginn mit wegweisenden Reformvorhaben von sich reden machen. Ungeachtet dessen, dass Hollande sich am Dienstag Milliardenentlastungen für die französische Wirtschaft und weiteren umfangreichen Lösungsansätzen rund um die laufende Wirtschaftskrise widmete, dürfte auch weiterhin vor allem über seine Beziehungsangelegenheiten diskutiert werden.

Dabei hatte das Jahr 2014 für den linken Präsidenten so gut begonnen. Ökonomen und selbst konservative Medien lobten die jüngsten wirtschaftspolitischen Ankündigungen des 59-Jährigen. Die seit Monaten desaströs schlechten Umfragewerte verbesserten sich. „2014 wird das Jahr großer Entscheidungen sein“, hatte Hollande in seiner Neujahrsansprache versprochen.

„Closer“ ließ die Bombe platzen

Am Freitag kam dann aber das Klatschmagazin „Closer“. Ausgerechnet kurz vor der Präsidentenpressekonferenz präsentierte das Blatt auf sieben Seiten angebliche Beweise für eine Affäre des Staatschefs mit der 41 Jahre alten Schauspielerin Julie Gayet. „Unserer Job ist es, Liebesgeschichten zu erzählen“, kommentierte Redaktionschefin Laurence Pieau trocken Fragen nach einer Verletzung der Privatsphäre. Zudem würden die Besuche Hollandes bei Gayet Fragen über dessen Umgang mit der Sicherheit aufwerfen. Laut „Closer“ ließ sich der Lenker der drittgrößten Atommacht der Welt beispielsweise mit einem Motorroller zu seiner Geliebten fahren.

Verschärft wurde die Aufregung durch die Meldung, dass Trierweiler kurz nach den pikanten Veröffentlichungen in ein Krankenhaus gebracht wurde. „Sie muss nach dem Schock, den sie erlitten hat, wieder Kräfte sammeln“, hieß es am Montag aus Trierweilers Umfeld im Präsidentenpalast.

„Wer ist die Premiere Dame?“

Beruhigen kann den Präsidenten vorerst, dass eine große Mehrheit der Franzosen die Affäre bisher als reine Privatsphäre betrachtet. 84 Prozent gaben in einer repräsentativen Telefonumfrage an, die Enthüllungen hätten keinen Einfluss auf ihr Bild von Hollande

Die Opposition reagierte unterdessen mit scharfer Kritik. Ex-Premier Alain Juppe stellte zuletzt etwa die Frage, ob das titelverliebte Frankreich neben einer Premiere Dame nicht auch eine Deuxieme (Zweite) Dame einführen sollte. „Wer ist die Premiere Dame Frankreichs? Ist es normal, dass Valerie Trierweiler auf Kosten des Steuerzahlers im Elysee-Palast bleibt, während der Präsident andere Beziehungen hat?“, fragte zudem der UMP-Abgeordnete Daniel Fasquelle. Und selbst die linksliberale Tageszeitung „Liberation“ verwies darauf, dass Hollande Trierweiler im Elysee unter anderem einen Berater, zwei Sekretäre und einen Chauffeur zur Verfügung gestellt habe.

Sarkozy 2008: „Es ist etwas Ernstes“

Immer häufiger wird Hollande zudem damit konfrontiert, dass er im Wahlkampf den Eindruck erweckt hatte, Amt und Privatleben ganz klar trennen zu können. Der Sozialist, der mit der früheren Präsidentschaftskandidatin Segolene Royal vier Kinder hat, wollte sich damit von seinem konservativen Vorgänger Nicolas Sarkozy abheben. Dieser hatte sich Anfang 2008 vor Hunderten Journalisten zu der Beziehung zu dem früheren Topmodel Carla Bruni bekannt. „Es ist etwas Ernstes“, lautete damals Sarkozys offenherzige Antwort auf eine Reporterfrage.

Von „Le Parisien“ wird unterdessen bereits offen über eine anstehende Trennung Hollandes von Trierweiler spekuliert. Lediglich der Krankenhausaufenthalt der Premiere Dame habe der Zeitung zufolge bisher eine Bekanntgabe verhindert. Gleichzeitig berichtete „Le Parisien“ aber auch, dass Trierweiler bereit sei, dem Präsidenten zu verzeihen. Eine Klärung im Falle Trierweiler bzw. Gayet könnte dennoch länger auf sich warten lassen - „denn um von Klärung zu sprechen, braucht man Lösungen, die derzeit aber nicht vorhanden sind“, so ein Freund Hollandes gegenüber „Liberation“.

Links: