Terrorermittlungen eingeleitet
Im südrussischen Wolgograd sind bei einem Selbstmordattentat in einem Bahnhof am Sonntag mindestens 14 Menschen getötet worden. Wie die russischen Behörden mitteilten, sprengte sich eine Frau bei den Metalldetektoren in der Nähe des Eingangs des Gebäudes in die Luft. Ärzten und der Polizei zufolge wurden 45 Menschen verletzt. Aus Moskau kommen neue Direktiven, schließlich steht Olympia vor der Tür.
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Russlands Präsident Wladimir Putin verurteilte die Tat scharf. Er forderte die Ermittler auf, die Hintermänner der Tat so schnell wie möglich zu enttarnen und zu verhaften, wie ein Kreml-Sprecher am Abend mitteilte. Zudem habe er die zuständigen Stellen damit beauftragt, „alle nötigen Maßnahmen zu ergreifen“, um die Sicherheit in Wolgograd zu gewährleisten und die Verletzten zu versorgen. Das Innenministerium kündigte stärkere Sicherheitsvorkehrungen auf Russlands Bahnhöfen und Flughäfen an. Der Kreml hatte stets sichere Spiele in Sotschi versprochen - die Veranstaltung gilt als Putins Prestigeprojekt.
Video zeigt großen Feuerball
Das Nationale Anti-Terror-Komitee erklärte, erste Indizien wiesen auf eine Selbstmordattentäterin hin. Dem Sprecher der russischen Ermittlungsbehörde, Wladimir Markin, zufolge wurden Terrorermittlungen eingeleitet. Demnach näherte sich die Frau einem Metalldetektor, erblickte dort einen Ordnungsbeamten und zündete anschließend ihren Sprengsatz. Die Kraft der Explosion entsprach rund zehn Kilogramm TNT. Der Anschlag ereignete sich am frühen Nachmittag (Ortszeit), als sich auf dem Bahnhofsgelände wegen der anstehenden Neujahrsfeierlichkeiten besonders viele Reisende aufhielten.

APA/ORF.at
Wolgograd liegt etwa 700 Kilometer von Sotschi entfernt
„Werden weder Panik noch Verzweiflung erlauben“
„Die Explosion war gewaltig“, sagte die Augenzeugin Valentina Petritschenko dem Sender Westi 24. Viele Menschen seien in Panik davongerannt, andere seien durch die Wucht der Detonation zurückgeschleudert worden. Im Video einer Überwachungskamera war ein großer Feuerball zu sehen, der aus Türen und Fenstern des dreistöckigen Gebäudes schlug. „Ich sah einen Blitz im Inneren des Gebäudes, dann riss eine gewaltige Explosion die Fenster aus den Angeln“, sagte Taxifahrer Oleg Grams dem Staatsfernsehen. Er hatte vor dem Bahnhof gewartet.
„Die Detonation war extrem“, schilderte auch Augenzeugin Swetlana Demtschenko. Sie sprach von „großer Panik“ kurz nach dem Attentat. Wolgograds Bürgermeisterin Irina Gussewa nannte die Lage in der Stadt nach dem zweiten Anschlag in zwei Monaten „schwierig“. „Wir werden aber weder Panik noch Verzweiflung in der Stadt erlauben“, sagte sie. Die Gebietsverwaltung von Wolgograd verhängte eine dreitägige Trauer.

AP/APTN
Unmittelbar nach der Detonation stieg Rauch aus dem Inneren des Bahnhofs
Tat einer „Schwarzen Witwe“?
Auf der Nachrichtenseite Lifenews.ru war ein Foto zu sehen, das den im Schutt liegenden Kopf der Attentäterin zeigen soll. Der Website zufolge handelt es sich bei der Frau um Oksana Aslanowa - die Witwe zweier Islamisten, welche im Nordkaukasus bei Gefechten mit russischen Sicherheitskräften getötet wurden. In Russland als „Schwarze Witwen“ bezeichnete Selbstmordattentäterinnen verübten in den vergangenen Jahren wiederholt Anschläge auf russische Zivilisten, um den Tod ihrer Angehörigen zu rächen.
Die Agentur Interfax meldete dagegen unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten Ermittler, es könne sich auch um einen männlichen Terroristen gehandelt haben. Russland sorgt sich wegen der jüngsten Anschläge im Süden des Riesenreiches. Ende Oktober hatte ebenfalls in Wolgograd eine Selbstmordattentäterin in einem Linienbus mit einer Bombe sechs Passagiere und sich selbst getötet. Wie diese Frau könnte auch die Attentäterin vom Sonntag aus der Teilrepublik Dagestan im Nordkaukasus stammen, sagte ein Ermittler. Die Islamisten im Kaukasus werfen Putin eine „blutige Besatzungspolitik“ im Konfliktgebiet vor.

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Der zerstörte Eingang des Bahnhofs in Wolgograd
Der Terroristenführer Doku Umarow aus dem früheren russischen Kriegsgebiet Tschetschenien hatte mehrfach damit gedroht, den Terror auch wieder ins Kernland zu tragen. Im Juli hatte er in einer Videobotschaft dazu aufgerufen, alles dafür zu tun, um die Olympischen Winterspiele in Sotschi 2014 zu verhindern.
NATO verurteilte Anschlag
NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen hat den Anschlag als „barbarischen Akt“ verurteilt. Für die Attacke gebe es keinerlei Rechtfertigung, erklärte Rasmussen in einer Mitteilung. UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon, die Mitglieder des UNO-Sicherheitsrats sowie das US-Außenministerium verurteilten den Terroranschlag auf das Schärfste. „Wir stehen an der Seite des russischen Volkes gegen jede Art von Terrorismus“, hieß es in einer am Sonntag in Washington verbreiteten Stellungnahme aus dem US-Außenministerium.
Auch der derzeitige OSZE-Vorsitzende, der ukrainische Außenminister Leonid Koschara, verurteilte den Anschlag. „Die internationale Gemeinschaft muss vereint gegen den Terrorismus kämpfen. Solch verabscheuungswürdige Terrorakte sind nicht zu entschuldigen und dürfen keinen Platz in der zivilisierten Welt haben“, so Koschara.
Der ukrainische Außenminister forderte zudem eine verstärkte Zusammenarbeit im Kampf gegen den Terrorismus und sprach den Familien der Opfer sein Beileid aus. „Die NATO und Russland stehen zusammen im Kampf gegen Terrorismus, auch indem sie gemeinsam an der Technik arbeiten, die Attacken auf öffentliche Verkehrsmittel verhindert“, so Rasmussen. Die Zusammenarbeit für eine verbesserte Sicherheit der Bürger und der Länder werde fortgesetzt. Rasmussen sprach den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus und wünschte den Verwundeten eine rasche Genesung.
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