Vorzeige-„Entdeckungsmaschine“
Dreidimensionale Aufnahmen der Milchstraße in einzigartiger Qualität erhofft sich die Europäische Weltraumagentur (ESA) von der Raumsonde „GAIA“. Sie ist Donnerstagvormittag mit einer Sojus-Rakete vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana aus in Richtung Weltall gestartet.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Die Sojus-Trägerrakete mit dem Satelliten an Bord hob um kurz nach 10.00 Uhr ab, wie Livebilder auf der ESA-Website zeigten. Mit an Bord ist die größte Digitalkamera, die je für den Weltraum gebaut wurde: Mit einer Auflösung von fast einer Milliarde Pixeln ist sie Teil eines hochkomplexen Teleskopsystems, das die bisher größte und detaillierteste 3-D-Karte der Milchstraße erstellen soll.
Vermessung von einer Milliarde Sternen
Mit den zwei Teleskopen wird jeder der rund eine Milliarde Zielsterne im Durchschnitt etwa 70-mal über einen Zeitraum von fünf Jahren überwacht, seine genaue Position und sein Weg durch das All werden vermessen. Das entspricht pro Tag etwa 40 Millionen Beobachtungen. Zudem werden grundlegende physikalische Eigenschaften - etwa Temperatur, Leuchtkraft und Zusammensetzung jedes Sterns - untersucht. Das soll den Astronomen Rückschlüsse auf den Ursprung und die Entwicklung unserer Galaxie ermöglichen.

ESA
740 Millionen Euro kostete das ambitionierte Projekt
„GAIA“ soll zudem Zehntausende neuer Objekte entdecken, darunter Asteroiden in unserem Sonnensystem, Planeten um nahe Sterne sowie explodierende Sterne, sogenannte Supernovae, in anderen Galaxien. ESA-Wissenschaftsdirektor Alvaro Gimenez bezeichnete „GAIA“ als „Entdeckungsmaschine“, die genauere Antworten als je zuvor auf die Frage liefern soll, woraus unsere Heimatgalaxie besteht und wie sie sich gebildet hat.

ESA
„GAIA“ fliegt vier Monate, bis sie in die Sonnenumlaufbahn einschwenkt
Ein Haar aus 1.000 km Entfernung
Die Mission gilt als weltweit einzigartig: Eineinhalb Millionen Kilometer von der Erde entfernt wird der Forschungssatellit fünf Jahre lang die Position von einer Milliarde Sternen vermessen. Dabei entspricht die Genauigkeit der Messungen bei den helleren dieser Sterne der Größe einer Ein-Euro-Münze auf dem Mond - von der Erde ausgesehen. Oder anders ausgedrückt: „GAIA“ könnte nach Wissenschaftlerangaben ein einzelnes Haar aus einer Entfernung von bis zu 1.000 Kilometern erkennen.
Nach dem Start wird „GAIA“ noch rund vier Monate bis zu ihrem „Arbeitsplatz“ rund 1,5 Mio. Kilometer von der Erde entfernt benötigen, wo sie in eine Sonnenumlaufbahn einschwenkt. Eine Art Sonnenschirm mit einem Durchmesser von zehn Metern soll die Sonde vor störender Lichteinstrahlung bewahren.
Technik aus Österreich mit an Bord
Um diesen Schirm, der sich erst am Zielort öffnen wird, so leicht wie möglich zu gestalten, ist er mit Thermalisolation bespannt, die von der Wiener Weltraumfirma RUAG Space geliefert wurde. Das Unternehmen stellte auch die Isolation her, die für einen ausgewogenen Temperaturhaushalt im Inneren des Satelliten sorgt. Siemens Österreich hat Testequipment für den Bau des Satelliten geliefert, u. a. für die Stromversorgung und Kommunikationssubsysteme.
Link: