Ein Fest der Trauer
Als Auftakt zu den mehrtägigen Trauerfeierlichkeiten haben am Dienstag in Johannesburg Familienangehörige, Dutzende Staats- und Regierungschefs sowie Zehntausende Südafrikaner Abschied von Nelson Mandela genommen. Die Gedenkfeier glich einem großen Fest - mit jubelnden, tanzenden und singenden Menschen, bewegenden Reden und einem Protokoll, das von der Menge nicht ganz so genau genommen wurde.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Gemeinsam mit den fast hundert Staats- und Regierungschefs harrten Zehntausende Südafrikaner stundenlang im strömenden Regen aus, um Mandela die letzte Ehre zu erweisen. Die Feier musste mit einer Stunde Verspätung beginnen - viele schafften es dennoch nicht, rechtzeitig ins Stadion zu kommen. Darunter auch US-Präsident Barack Obama, der aufgrund von Verkehrsbehinderungen und enormen Sicherheitsvorkehrungen rund zwei Stunden zu spät eintraf.
Staats- und Regierungschefs aus aller Welt würdigten den südafrikanischen Friedensnobelpreisträger als Freiheitshelden und historische Persönlichkeit. Auch Familienangehörige und Zehntausende Südafrikaner feierten den Kämpfer gegen die Rassentrennung.

Reuters/Yves Herman
Das FNB-Stadion in Johannesburg ist ein symbolträchtiger Ort für Mandela: Hier hielt er 1990 nach 27 Jahren Gefängnis vor 100.000 jubelnden Menschen eine flammende Rede für die Demokratie. Die Arena war auch Schauplatz seines letzten öffentlichen Auftritts. Am 10. Juli 2010 feierten vor Beginn des Endspiels der Fußball-WM 85.000 Menschen begeistert den damals schon schwer kranken, aber tapfer lächelnden Mandela. Ganz gefüllt war das 90.000 Menschen fassende Stadion am Dienstag dennoch nicht - schuld dürfte der zu Beginn der Feier strömende Regen gewesen sein

AP/Matt Dunham
Er war wohl der Stargast des Tages: Obama - hier zu sehen mit Mandelas Witwe Graca Machel - würdigte den Verstorbenen in seiner bewegenden Rede als einen Giganten der Geschichte und rief dazu auf, seinen Kampf fortzusetzen - gegen Hunger, Krankheit und politische Verfolgung. Mandela habe die Südafrikaner miteinander versöhnt und Millionen Menschen in aller Welt inspiriert.

Reuters/Siphiwe Sibeko
Trotz des schlechten Wetters war die Stimmung im Stadion fröhlich. Schon auf dem Weg dorthin tanzten Weiße und Schwarze in überfüllten S-Bahn-Waggons, tröteten mit Vuvuzela-Plastiktrompeten und sangen die Hymnen der Anti-Apartheid-Bewegung. „Ich war hier, als Mandela 1990 freigelassen wurde, und jetzt bin ich wieder hier, um Abschied von ihm zu nehmen“, sagte die 51-jährige Beauty Pule. Der erste schwarze Präsident Südafrikas war am Donnerstag nach langer Krankheit verstorben.

AP/Matt Dunham
Ein Kontrast, der größer nicht sein könnte: Während Obama von einer Welle der Euphorie und des tosenden Applauses begrüßt und seine Rede von Jubel begleitet wurde, hallten dem südafrikanischen Präsidenten Jacob Zuma Buhrufe und Protestschreie entgegen. Viele Trauergäste verließen vor seiner als starr und unpersönlich kritisierten Rede sogar das Stadion in Johannesburg. Zumas Amtszeit wird von zahlreichen Skandalen und Korruptionsaffären überschattet, die im Gegensatz zu Mandelas Wirken stehen. Zuma ist seit 2009 im Amt.

Reuters/Kevin Lamarque
Seit Mandelas Tod ist der Himmel über Johannesburg bewölkt und es regnet, was sehr untypisch für die Jahreszeit ist. Nach afrikanischer Tradition ist das ein Zeichen dafür, dass ein verehrter Stammesältester gestorben ist und seine Vorfahren ihn im nächsten Leben begrüßen.

APA/EPA/Ian Langsdon
Nach Angaben der südafrikanischen Regierung kamen noch nie so viele Staatsmänner zu einer Trauerfeier zusammen wie nach dem Tod Mandelas. Unter dem „Who is Who“ der politischen Elite waren Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff, EU-Kommissionspräsident Manuel Barroso, Ratspräsident Herman Van Rompuy, der britische Premier David Cameron und drei seiner Vorgänger, Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, Schwedens Kronprinzessin Victoria, Frankreichs Präsident Francois Hollande, dessen Vorgänger Nicolas Sarkozy und der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck. Österreichs Bundespräsident Heinz Fischer fehlte.

Reuters/Kai Pfaffenbach
Schon in den frühen Morgenstunden waren viele Südafrikaner in das von Polizei großflächig abgesicherte Stadion im Johannesburger Stadtteil Soweto gekommen. Manche hatten die ganze Nacht vor dem Stadion verbracht, um dabei zu sein. In der Früh strömten die Menschen singend und tanzend ins Stadion, trugen südafrikanische Fahnen und Bilder Mandelas.

APA/EPA/SABC TV
Ganz im Geiste Mandelas kamen am Rande der Zeremonie auch alte Feinde einander näher: Obama reichte auf dem Weg zum Rednerpodium Kubas Präsidenten Raul Castro die Hand, der diese lächelnd ergriff. Es war eine seltene Geste zwischen Präsidenten der beiden Länder, die seit mehr als 50 Jahren verfeindet sind. Im Jahr 2000 schüttelte Rauls Vorgänger und Bruder Fidel Castro bei einer zufälligen Begegnung bei den Vereinten Nationen (UNO) dem damaligen US-Präsidenten Bill Clinton die Hand.

Reuters/Mujahid Safodien
„Ich werde euch meinen Segen nicht spenden, bevor ihr nicht alle still seid. Seid diszipliniert, (...) ich möchte einen Stift fallen hören“, ermahnte der Friedensnobelpreisträger und Freund Mandelas, Erzbischof Desmond Tutu, die tobende Menge zum Ende der Trauerfeier. Davor musste der indische Präsident Pranab Mukherjee seine Rede unterbrechen, weil die Zuschauer so laut lärmten, sangen und mit Musikinstrumenten störten.
Links: