Schiff der US-Marine wird umgerüstet
Bis Mitte 2014 soll das syrische Arsenal von C-Waffen vollständig vernichtet sein, so sieht es die UNO-Resolution vor. Bis vor kurzem willigte kein Land ein, die tödlichen Kampfstoffe aufzunehmen und zu zerstören. Das ändert sich nun: So haben sich die USA dazu bereiterklärt, einen Teil der syrischen Bestände unschädlich zu machen.
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Nach Angaben der zuständigen Experten der der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) wird der gefährlichste Teil der syrischen C-Waffen-Bestände von den USA auf dem Meer zerstört werden. Über diese Möglichkeit wurde seit einigen Tagen diskutiert, wie es seitens OPCW hieß. Wie am Samstag in Den Haag weiter mitgeteilt wurde, werden die C-Waffen auf einem US-Schiff mit dem sogenannten Hydrolyseverfahren unschädlich gemacht.
Genauer Fristenlauf
„Zurzeit wird ein geeignetes Marineschiff technisch umgerüstet, um die Operation zu unterstützen und die Kontrollen der OPCW zu ermöglichen“, erklärte der Generaldirektor der OPCW, Ahmet Üzümcü. Bis zum 31. Dezember 2013 sollen rund 1.300 Tonnen Chemikalien aus Syrien abtransportiert und bis Mitte 2014 vernichtet sein.
Die besonders gefährlichen syrischen Chemiewaffen müssen laut dem von der OPCW festgelegten Zeitplan bis Ende des Jahres unschädlich gemacht werden. Bei der Hydrolyse werden die Kampfstoffe wie Senfgas mittels eines chemischen Verfahrens neutralisiert - chemische Verbindungen werden durch den Kontakt mit Wasser gespalten. Nervengifte wie Sarin sollen später verbrannt werden.

APA/AP/United Media Office of Arbeen
OPCW-Experten waren zuletzt in Syrien an Ort und Stelle
Dutzende Firmen interessiert
Die übrigen rund 800 Tonnen Chemikalien, darunter auch Stoffe für die industrielle Produktion, sollen in kommerziellen Unternehmen weltweit vernichtet werden. Nach Angaben der OPCW bekundeten 35 Unternehmen ihr Interesse an der Zerstörung dieser weniger gefährlichen Chemiewaffen. Am Freitag war die Frist abgelaufen, bis zu der sich Interessenten melden konnten.
OPCW-Generaldirektor Üzümcü sagte, die Spezialfirmen würden nun einer gründlichen Untersuchung unterzogen, um zu gewährleisten, dass sie alle Sicherheits- und Umweltrichtlinien erfüllten. Die OPCW hat einen Fonds aufgelegt - mit dem die Vernichtung dieser rund 800 Tonnen Industriechemikalien und 7,7 Millionen Liter giftiger Abwässer finanziert werden soll - und appellierte am Samstag an seine 190 Mitgliedsländer, in den Topf einzuzahlen. Die syrischen Anlagen zur Produktion der Waffen und zum Füllen der Munition wurden nach Angaben der OPCW bereits zerstört.
Erfahrung mit C-Waffen-Vernichtung
Sowohl die USA als auch Japan haben auf diese Weise bereits C-Waffen beseitigt: die USA in den 1990er Jahren auf einem Pazifikatoll und Japan 2004 bis 2006 vor dem Hafen Kanda. Allerdings sei das noch nie in einem solchen Umfang geschehen, wie es bei den syrischen Waffen nötig ist, hieß es.
Nach Angaben der Experten gibt es in Syrien rund 1.300 Tonnen Giftstoffe für Waffen oder deren Vorprodukte. Nach OPCW-Angaben wurden von den 23 erklärten C-Waffen-Standorten in dem Bürgerkriegsland alle bis auf einen fristgerecht überprüft. Das gesamte C-Waffen-Arsenal ist nach Angaben der OPCW inzwischen unter Verschluss. Zudem wurden alle Produktionsstätten unbrauchbar gemacht.
Albanien lehnte Anfrage ab
Zuletzt war die Suche nach einem Land, das sich zur Zerstörung von Hunderten Tonnen C-Waffen bereiterklärt, schwierig verlaufen: Schließlich hatte Albanien die Forderungen der US-Regierung zurückgewiesen, die Zerstörung von Kampfstoffen aus dem Bürgerkriegsland auf seinem Staatsgebiet zuzulassen. „Albanien ist es unmöglich, sich an diesem Einsatz zu beteiligen“, sagte der amtierende Ministerpräsident Edi Rama in einer TV-Ansprache. Vorausgegangen war ein Proteststurm der Bevölkerung gegen das Vorhaben. Mit der Absage brach Albanien mit seiner Tradition als enger US-Verbündeter.
Auch Deutschland war grundsätzlich in Frage gekommen, schließlich besitzt das Land eine große Expertise bei der Vernichtung von C-Waffen, da es noch immer mit der Beseitigung der chemischen Altlasten aus zwei Weltkriegen beschäftigt ist. Dennoch schloss Kanzlerin Angela Merkel eine Vernichtung der syrischen C-Waffen auf deutschem Boden aus. „Wir haben durchaus die technischen Fähigkeiten zur Vernichtung der Chemiewaffen“, so Merkel, aber „wir werden in Deutschland keine Chemiewaffen vernichten.“ Deutschland hatte sich jedoch dazu bereiterklärt, die Zerstörung der Waffen logistisch und finanziell zu unterstützen.
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