Kein Platz für „realistisch und extrem“
„Twilight - Bis(s) zum Ende der Nacht“ oder „Tribute von Panem“: Egal ob Teenie-Streifen, Science-Fiction oder auch Action-Blockbuster - in den großen Filmstudios gibt es eine Klassifizierung, die als Erfolgsrating gilt: die Altersfreigabe PG-13 (Parents Strongly Cautioned).
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Denn Filme, die mit dem von der Motion Picture Association of America (MPAA) vergebenen Rating belegt sind, sind statistisch gesehen erfolgreicher, wie das Onlineportal Gawker berichtete. Während Filme, die für alle Altersgruppen freigegeben sind, im Schnitt 38,5 Mio. Dollar einspielen und solche, die unter 17 Jahren nur mit elterlicher Begleitung zu besuchen sind, durchschnittlich nur 15 Mio. Dollar bringen, liegen PG-13-Filme mit 42 Mio. Dollar deutlich an der Spitze.

AP/Lionsgate/Murray Close
„Tribute von Panem“ wurde vom Regisseur Gary Ross direkt auf die Altersfreigabe PG-13 zugeschnitten
Doch nicht nur finanziell gesehen, sondern auch bei den Oscars stellen PG-13-Filme traditionell in allen fast allen Kategorien den Großteil der Nominierten. 2012 waren sieben der neun nominierten Filme (alle außer „Hugo Cabret“ und „The Descendants“) erst ab 13 Jahren empfohlen. Der PG-13-Erfolg „Tribute von Panem“ („The Hunger Games“) ließ in den US-Kinocharts wochenlang anderen Filmen keine Chance und hat in nur zehn Spieltagen bereits 251 Mio. Dollar eingenommen, berichtete der „Hollywood Reporter“.
Die Stufen der US-Altersfreigabe
- G (General Audience: für alle Altersstufen geeignet)
- PG (Parental Guidance Suggested: Begleitung eines Erwachsenen empfohlen)
- PG-13 (Parents Strongly Cautioned: verschärfte Warnung von PG)
- R (Restricted: unter 17 Jahren nur in Begleitung eines Erwachsenen)
- NC-17 (No One 17 And Under Admitted: ab 18 Jahren; ehemalige Bezeichnung: X)
Explizite Gewaltdarstellungen vermieden
Die Verfilmung, die auf der Bestsellertrilogie von Suzanne Collins basiert, war von Anfang an daraufhin konzipiert, das PG-13-Rating zu erreichen - und das, obwohl das Buch über weite Strecken vor Brutalität nur so strotzt. Doch Regisseur Gary Ross machte schon im Vorfeld kein Geheimnis daraus, dass er sich die strengen Regeln der Kommission zu Herzen genommen hat und deshalb Nahaufnahmen bei Gewaltszenen vermieden hat.
Auch das „Expendables“-Haudegenensemble hätte für den zweiten Teil des brutalen Action-Blockbusters seine Fäuste ein bisschen mehr in Schach halten sollen als für den ersten, der erst ab 17 Jahren freigegeben war. Einer der Stars des Films, Chuck Norris, sorgte während der Drehabreiten für Aufsehen, als er ankündigte, der Film mit Sylvester Stallone, Bruce Willis, Arnold Schwarzenegger, Dolph Lundgren und Co. werde so geschnitten sein, dass er auch für Jugendliche freigegeben werde. Die Gerüchte wurden danach allerdings sowohl von Lundgren als auch von Stallone selbst wieder dementiert. Letztendlich startete der Film doch mit dem von Fans erwarteten R-Rating.
Stallone ließ die Aussage wochenlang unwidersprochen - erst nach massiver Kritik kündigte er an, der Film werde ein R-Rating erhalten. Auch Lundgren bestätigte das Ende März. Laut IMDb könnte damit aber auch nur bezweckt werden, Kritik vorerst zum Verstummen zu bringen.

AP/Lionsgate Entertainment/Karen Ballard
Fliegende Körperteile und spritzendes Blut sind auch im zweiten Teil von „Expendables“ zu sehen
Keine Nacktheit in Verbindung mit Sex
Um mit PG-13 gekennzeichnet zu werden, darf ein Film zwar Gewaltszenen zeigen, aber nicht „realistisch und extrem“ und auch nicht „ständig“. Auch - beziehungsweise vor allem - sind es Szenen, die einen sexuellen Kontext vermitteln, die von der MPAA gerne streng eingestuft werden. „Längere Nacktszenen“ seien Jugendlichen ab 13 etwa zumutbar - aber nur solange diese nicht mit sexuellen Handlungen in Verbindung stünden, heißt es auf der Website der MPAA.
Schon ein derberes Schimpfwort wie „Fuck“ genügt, um einen Film erst ab 13 Jahren zugänglich zu machen - aber auch nur wenn es nicht im sexuellen Kontext verwendet wird. Dann nämlich ist das strengere „R“-Rating fällig, genauso wie in Filmen in denen das Wort mehr als einmal fällt.
Notlösung von Steven Spielberg
Erfunden hat die Altersfreigabe PG-13 jemand, der sich mit Erfolgen auskennt: Steven Spielberg. Der Hollywood-Regisseur regte 1984 die Einführung einer weiteren Kategorie zwischen dem damals existierenden PG und den R-Ratings. Sein damals erschienener Film „Indiana Jones und der Tempel des Todes“ wurde für Kinder und Jugendliche in Begleitung Erwachsener freigegeben, also mit PG bewertet. Szenen wie eine Nahaufnahme, in denen ein Hohepriester seinem Opfer das Herz herausreißt, während es noch schlug, brachten dem Regisseur einen Sturm der Kritik ein.
Statt nachträglich Szenen des Films zu entschärfen, setzte sich Spielberg mit der MPAA in Verbindung und regte die Einführung einer weiteren Unterteilung an - „Ich habe das Problem geschaffen, aber auch die Lösung bereitgestellt“, wird Spielberg von Gawker zitiert.
Ratings in Österreich meist weniger streng
Die US-Ratings sind in Österreich unerheblich: Hier verteilt die Jugendmedienkommission des Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur (BMUKK) Freigaben in sechs Stufen - von „freigegeben für alle Altersstufen“ bis „freigegeben ab 16 Jahren“.
Die Bewertung ist im Vergleich zur deutschen FSK etwas gemäßigter, wodurch viele Filme, die in Deutschland zum Beispiel ab 16 Jahren freigegeben sind, in Österreich ab 14 Jahren angesehen werden dürfen - wie auch das Beispiel „Expendables“ zeigt.
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