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„Trauriger Tag“ für Amerikaner

Die US-Navy will einen ihrer bekanntesten Flugzeugträger verschrotten lassen. Die „USS Forrestal“ soll bis Ende des Jahres zur texanischen Firma All Star Metals transportiert, dort auseinandergebaut und recycelt werden. Die Navy zahlt dem Unternehmen dafür einen symbolischen Cent, wie der US-Nachrichtensender Fox News berichtet.

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All Star Metals muss auch sämtliche Kosten für den Wiederverwertungsprozess des mehr als 300 Meter langen Schiffes tragen, erhält im Gegenzug aber sämtliche Erlöse für den Verkauf der recycelten Rohstoffe - und die dürften bei der gigantischen Größe des Flugzeugträgers stattlich ausfallen.

1954 „Größtes Schiff, das je gebaut wurde“

Das nach dem früheren Marineminister und ersten Verteidigungsminister der USA, James Forrestal, benannte Schiff war fast vier Jahrzehnte lang im Dienst der US-Marine und steht für eine bewegte Geschichte. Bei seiner Vorstellung im Jahr 1954 wurde es vom US-Wissenschaftsmagazin „Popular Science“ als „das größte Schiff, das je gebaut wurde“ betitelt.

Archivaufnahme des Flugzeugträgers USS Forrestal aus dem Jahr 1991

AP/Mark Foley

Archivaufnahme der „USS Forrestal“ aus dem Jahr 1991

Mehr als 16.000 Ingenieure, Konstrukteure und Arbeiter waren mit dem Bau des Flugzeugträgers beschäftigt, der geschätzte 217 Millionen Dollar (knapp 160 Millionen Euro) verschlungen hat. Das Kühlsystem an Bord des Schiffes hätte laut dem Magazin ausgereicht, um das New Yorker Empire State Building zweimal zu kühlen, die Wassertanks hätten mehr als 1,5 Millionen Liter gefasst. Die Besatzung bestand aus 3.500 Männern.

134 Männer bei Brand an Bord getötet

Bekanntheit in der Öffentlichkeit erlangte das Schiff allerdings vor allem durch eine Tragödie im Jahr 1967, bei der 134 Besatzungsmitglieder ums Leben kamen und mehr als 300 verletzt wurden. Streuspannung hatte dazu geführt, dass eine Rakete von einem der Kampfflugzeuge an Deck versehentlich abgefeuert wurde und ein anderes Flugzeug traf. Eine Kettenreaktion aus Feuerbällen und Explosionen führte schließlich zu einem Großbrand auf dem Flugzeugträger, der erst nach stundenlangen Löscharbeiten unter Kontrolle gebracht werden konnte.

Brand auf dem Deck des Flugzeugträgers USS Forrestal im Jahr 1967 nach einem Raketenbeschuss

AP

Großbrand auf dem Deck des Flugzeugträgers im Jahr 1967

Zum Zeitpunkt der Katastrophe befand sich das Schiff im Zuge des Vietnamkrieges gerade im Einsatz im Golf von Tonkin. Nach sieben Monate andauernden Wartungsarbeiten in der Werft startete die „USS Forrestal“ bereits wieder in den Einsatz - und blieb es für mehr als zwei Jahrzehnte. Erst 1993 wurde sie von der Marine endgültig außer Dienst gestellt.

„Keine geeigneten Bewerber“ für Ausstellung

Danach lagerte das ausgemusterte Schiff rund 17 Jahre in Newport im US-Bundesstaat Rhode Island, bevor es 2010 nach Philadelphia verfrachtet wurde. Dort harren laut Fox News in einer riesigen Anlage der US-Marine auch mehr als 20 weitere ausrangierte Schiffe der Navy, um entweder ins Ausland verkauft oder an Museen weitergegeben zu werden.

Eine Ausstellung als Museumsschiff wäre der Navy auch für die „USS Forrestal“ vorgeschwebt, offiziellen Angaben zufolge fanden sich aber „keine geeigneten Bewerber“ für eine Schenkung. Tatsächlich sei die Erhaltung eines Flugzeugträgers für museale Zwecke eine „sehr kostspielige Angelegenheit“, zitierte Fox News Ken Killmeyer, einen Überlebenden der Katastrophe 1967 und nunmehr für einen Veteranenverband der „USS Forrestal“ tätigen Historiker.

An der Wartung eines Flugzeugträgers müsse permanent gearbeitet werden, so Killmeyer: „Die Witterung verwüstet so ein Schiff, ganz egal, welchen klimatischen Bedingungen es ausgesetzt ist.“ So kostspielig die Erhaltung der „USS Forrestal“ allerdings auch wäre, ihr Verkauf zur Verschrottung markiert für Killmeyer einen „traurigen Tag für alle Amerikaner“.

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