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Halbe Milliarde Euro für die Rettung

Die italienische Fluggesellschaft Alitalia darf vorerst weitermachen: Der Verwaltungsrat hat am Freitag erwartungsgemäß einem Rettungspaket zugestimmt. Wie die Italiener mitteilten, sollen über eine Kapitalerhöhung 300 Millionen Euro frisches Geld eingenommen werden. Zudem gibt es eine neue Kreditlinie über 200 Millionen Euro.

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Die Alitalia braucht dringend frisches Geld, um die Zahlungsunfähigkeit abzuwenden. Laut der italienischen Zivilluftfahrtbehörde ENAC läuft die Gesellschaft mit rund 14.000 Arbeitsplätzen Gefahr, den Betrieb ihrer 140 Maschinen binnen Tagen einstellen zu müssen. Die Alitalia-Führung hat allerdings zurückgewiesen, dass ihr das Kerosin für die Maschinen bereits am Samstag ausgehen könnte.

Post mit 75 Millionen Euro dabei

Die italienische Regierung hatte am Donnerstag staatliche Hilfe in Aussicht gestellt. Diese sieht vor, dass die italienische Post 75 Millionen Euro beisteuert. Wie italienische Medien am Freitag übereinstimmend berichteten, werde sich die von Massimo Sarmi geleitete Post-Gruppe mit diesem Betrag beteiligen.

Seit 2002 ist die italienische Post schon im Fluggeschäft aktiv. Sie besitzt die auf Güterbeförderung spezialisierte Fluggesellschaft Mistral Air, die sie vom Post- und Logistikkonzern TNT Post Groep NV erworben hatte. Flugtickets könnten künftig auch in Postfilialen verkauft werden, hieß es in Rom.

Regierung stellt Bedingungen

Für staatliche Hilfe stellte die Regierung in Rom Bedingungen. So brauche es ein neues Geschäftsmodell und eine stabile Aktionärsstruktur, teilte das Büro von Regierungschef Enrico Letta mit. Mit der Finanzspritze sollen die Kapitalerhöhung und der laufende Betrieb gesichert werden.

An den Rettungsmaßnahmen beteiligen sich neben der italienischen Post auch der Großaktionär Air France-KLM, der eine Schlüsselrolle spielt, und die Bank Intesa Sanpaolo. Verkehrsminister Maurizio Lupi hatte zuvor gesagt, wenn sich der Air France-KLM nicht beteiligen wolle, werde ein „anderer Partner“ gefunden.

EU-Kommission muss grünes Licht geben

Grünes Licht für die staatlichen Beihilfen müsste die EU-Kommission geben, die bereits 2008 Bedenken hatte. Damals musste Alitalia nach einem Veto aus Brüssel 300 Millionen Euro staatliche Beihilfen an den Staat zurückzahlen. Zur Rechtmäßigkeit der neuen geplanten Unterstützung wollte sich die EU-Kommission am Freitag nicht äußern. „Bis jetzt haben wir noch keinen Antrag auf Genehmigung der Hilfen erhalten“, sagte ein Sprecher der EU-Kommission in Brüssel. Grundsätzlich könne die Airline staatliche Hilfe erhalten - allerdings müsse diese die EU-Regeln für Rettungsbeihilfen einhalten.

Täglich knapp 700.000 Euro Verlust

Alitalia ächzt unter einem Schuldenberg von einer Milliarde Euro und fliegt seit der vorherigen Rettung durch private Investoren vor fünf Jahren täglich fast 700.000 Euro Verlust ein. Im ersten Alitalia-Geschäftshalbjahr 2013 war der Nettoverlust der trudelnden Airline auf 294 Millionen Euro hochgeschnellt.

Nach dem Umbau der bereits 2008 vor dem Kollaps stehenden Alitalia zu einem privaten Unternehmen hält Air France-KLM 25 Prozent, der große Rest verteilt sich auf ein italienisches Konsortium mit über 20 kleineren Anteilseignern. Alitalia hat seit der Neuorganisation, betrieben von dem damaligen Regierungschef Silvio Berlusconi, über 1,25 Milliarden Euro verloren.

Ryanair in Lauerstellung

Der irische Billigflieger Ryanair, der der Alitalia mit Billigtickets zuletzt schwer zu schaffen machte, brachte sich bereits in Stellung. „Wir sind bereit, die Binnenflüge zu ersetzen, die Alitalia kürzen sollte“, sagte Ryanair-Boss Michael O’Leary in einem Interview mit der Mailänder Tageszeitung „Corriere della Sera“. Alitalia sei von der Politik und den Gewerkschaften ruiniert worden.

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