Themenüberblick

„Jede Anstrengung wird unternommen“

Der Bericht des UNO-Expertenteams über den mutmaßlichen Einsatz von Giftgas in Syrien soll in spätestens drei Wochen vorliegen. Das teilte die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) am Samstagabend in Den Haag mit. „Es wird jede Anstrengung unternommen, den Prozess zu beschleunigen“, hieß es in der Mitteilung.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Das Team aus neun Experten von der OPCW und drei Mitarbeitern der Weltgesundheitsorganisation (WHO) habe Krankenhäuser besucht sowie Ärzte und mögliche Opfer interviewt. Die Inspektoren hätten Bodenproben gesammelt sowie Proben bei möglichen Opfern entnommen. Der Bericht soll UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon vorgelegt werden.

Ban drängt zur Eile

Nach der Rückkehr der Chemiewaffenexperten aus Syrien Samstagnachmittag drängte UNO-Generalsekretär Ban das Team zur Eile. Die Ergebnisse sollten so rasch wie möglich vorgelegt werden. Darum habe Ban den Leiter der Gruppe, den schwedischen Professor Ake Sellström, in einem Telefongespräch gebeten, sagte ein UNO-Sprecher am Samstag in New York. Zugleich wollte die UNO aber keine Frist setzen, bis wann die Ergebnisse vorliegen müssten. Ban hatte zuvor in New York mit seiner Abrüstungsexpertin, der deutschen Diplomatin Angela Kane, gesprochen, die unmittelbar zuvor aus Damaskus zurückgekehrt war.

Die UNO-Chemiewaffenexperten sind am Samstagnachmittag in Rotterdam gelandet, sagte ein Sprecher von OPCW mit Sitz in Den Haag. Ein Fahrzeug habe ihre mitgebrachten Proben auf den Weg zur Untersuchung in verschiedenen Labors gebracht, die UNO-Inspektoren selbst wurden mit weiteren Autos zu der Organisation gefahren.

Die von den Experten mitgebrachten Proben würden nun „in ein halbes Dutzend Labors in der Welt gebracht, in Ländern, die nicht politisch verwickelt sind“, sagte OPCW-Sprecher Michael Luhan der Nachrichtenagentur AFP weiter. „Jede Probe, ob es sich um Boden-, Wasser- oder Blutproben handelt, wird geteilt, und jeder Teil wird in ein anderes Labor geschickt, um verlässliche Ergebnisse zu erhalten.“ Die Untersuchungen würden „mindestens zwei Wochen“ in Anspruch nehmen.

Regime warnt UNO vor Zwischenbericht

Die syrische Staatsführung machte am Samstag klar, dass sie keine vorläufigen Erkenntnisse der UNO-Inspektoren über den mutmaßlichen Chemiewaffeneinsatz aus der vergangenen Woche akzeptieren werden. Die Regierung werde „jeden Zwischenbericht zurückweisen“, sagte Außenminister Walid al-Muallem am Freitag in einem Telefonat mit Ban, wie das syrische Staatsfernsehen berichtete.

Sollte Ban einen Teilbericht veröffentlichen, werde das nicht akzeptiert, sagte Muallem den Angaben zufolge. Die Experten müssten ihre Arbeit abschließen, und es müssten die Ergebnisse von den Proben bekanntgegeben werden, die die Inspektoren an den Orten der mutmaßlichen Giftgaseinsätze gesammelt hätten. Dem Fernsehbericht zufolge verlangte Muallem von Ban auch, dass die UNO-Inspektoren Orte inspizieren, wo Aufständische die Regierungstruppen mit Chemiewaffen angegriffen haben sollen. Ban habe zugesagt, dass die Fachleute nach Syrien zurückkehren würden, um ihre Arbeit fortzusetzen.

Via Libanon ausgereist

Die UNO-Experten hatten Syrien am Samstagvormittag verlassen. Sie waren vom benachbarten Libanon aus mit einem von Deutschland gecharterten Flugzeug ausgeflogen worden. Die USA erwägen wegen des mutmaßlichen Einsatzes von Chemiewaffen in Syrien einen Militäreinsatz. Nach Angaben von US-Außenminister John Kerry liegen Washington Beweise vor, dass durch den Einsatz von Chemiewaffen durch syrische Regierungstruppen 1.429 Menschen getötet wurden - darunter mindestens 426 Kinder.

Allerdings hat Präsident Barack Obama die Entscheidung auf mindestens 9. September verschoben: Er habe sich für einen Militärschlag entschieden, kündigte Obama Samstagabend in einer Rede zwar an, betonte aber zugleich, dass er die Zustimmung vom Kongress dafür einholen will. Dieser beendet am 9. September seine Sommerpause.

Links: