Kein Ende der Gewalt
Der Irak kommt weiterhin nicht zur Ruhe. Elf Autobomben rissen am Samstagabend in Bagdad über 50 Menschen in den Tod, 140 weitere wurden verletzt, wie der arabische Nachrichtensender al-Jazeera und die Nachrichtenagentur Reuters berichteten. Die Ziele waren sowohl sunnitisch als auch schiitisch geprägte Viertel, darunter Cafes, ein Restaurant und zwei Märkte.
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Am Samstag hatte es zuvor bereits einen Anschlag mit zwei Toten und sechs Verletzten in einem sunnitischen Stadtteil Bagdads gegeben. Bei einem Selbstmordanschlag in Tus Churmato 175 Kilometer nördlich der Hauptstadt wurden zudem neun Menschen getötet und 48 weitere verletzt. In Nassirija, 300 Kilometer südlich von Bagdad, wurden vier Menschen getötet. Bei einem Anschlag in der für Muslime heiligen Stadt Kerbala, hundert Kilometer südwestlich Bagdads, tötete eine Autobombe fünf Menschen.

Reuters/Stringer
Zahlreiche Autobomben wie hier in Nassirija explodierten im ganzen Land
Nahe Mossul im Nordirak wurde ein Armeevertreter in seinem Haus erschossen. Ein Behördenvertreter der Region al-Nil südlich von Bagdad und sein Sohn wurden ebenfalls zu Hause von Bewaffneten überfallen und getötet. Erst am Dienstag waren 31 Menschen bei einer Anschlagserie in Bagdad gestorben.
Angriffe während des Fastenbrechens
Der Samstag zählte noch zu den Feiertagen rund um das Ende des Ramadan. In diesem Jahr war der islamische Fastenmonat, der in der zweiten Juli-Woche begonnen hatte, im Irak von besonderer Gewalt geprägt. Nach einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP wurden mehr als 800 Menschen bei Anschlägen getötet. Die Vereinten Nationen (UNO) hatten zuvor den Monat Juli als blutigsten Monat seit fünf Jahren eingestuft, mehr als 1.000 Menschen wurden demnach getötet.
Extremisten, die mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida in Verbindung gebracht werden, griffen während des Ramadan auch Cafes an, in denen sich Muslime zum abendlichen Fastenbrechen trafen. Auch Moscheen, in denen sich Gläubige zum abendlichen Gebet versammelten, wurden immer wieder Ziel von Anschlägen.

AP/Stringer
Rauch über den Häusern von Bagdad
Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten
Die Konfliktlinie im Irak verläuft vor allem zwischen Sunniten und Schiiten. Bereits 2006 und 2007 hatten sich die Rivalitäten zwischen den Bevölkerungsgruppen in einem blutigen Konflikt entladen. Zuletzt begannen Ende 2012 heftige Proteste von Sunniten, die sich angesichts der von Schiiten dominierten Regierung gesellschaftlich an den Rand gedrängt fühlen. Ende April gingen Sicherheitskräfte massiv gegen ein sunnitisches Protestcamp im Nordirak vor. Bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizisten wurden Dutzende Menschen getötet. Seitdem nahm die Gewalt im Land zu.
Außerdem sieht sich der Irak mit Gewalt des Terrornetzwerks Al-Kaida konfrontiert. Ende Juli hatten sich Al-Kaida-Anhänger zu gewaltsamen Gefängnisausbrüchen im Irak bekannt, bei denen Hunderte Häftlinge flohen. Am vergangenen Montag verkündete die Regierung die Tötung von sechs Al-Kaida-Mitgliedern und die Festnahme von zehn weiteren.
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