Ventilatoren, Bier und Bäder
Erfrischung und Abkühlung werden zurzeit nicht nur in Seen und Freibädern, sondern auch in den Kühlregalen der Supermärkte gesucht. Die unbestrittenen Verkaufsschlager bei den derzeitigen Rekordtemperaturen sind Eis, Mineralwasser und Obst. Aber auch andere Produkte sind derzeit äußerst gefragt.
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Bei Temperaturen bis zu 39 Grad ist alles, das Kühlung verspricht, derzeit heiß begehrt. Vor allem mobile Klimageräte und Ventilatoren sind der absolute Verkaufshit im Fachhandel. Beim Elektrofachmarkt Media Markt haben sich die Verkäufe im Vergleich zum Juli des Vorjahres mehr als verdoppelt, so der Vorsitzende der Geschäftsführung, Frank Kretzschmar. Mobile Klimageräte kosten zwischen 200 und 900 Euro, eignen sich aber eher nur für kleine Räume - ein ganzes Haus lässt sich damit nicht kühlen. Wer eine günstigere Alternative sucht, kann zu Ventilatoren greifen, aber auch hier heißt es schnell sein - denn in vielen Regalen herrscht bereits gähnende Leere.
Fernkälte für kühle Büros
Der steigende Absatz von Klimageräten freut auch die Stromerzeuger, wenn auch die Sommermonate noch lange nicht an den Stromverbrauch in den Wintermonaten heranreicht. Vor allem in Großstädten wie Wien werden Maßnahmen zur Raumkühlung in Zukunft jedoch immer stärker nachgefragt. Wien Energie baut daher die Fernkälte für öffentliche Gebäude stark aus. „Wir haben derzeit eine Leistung von 65 Megawatt, bis 2020 sind 200 Megawatt geplant“, erklärt Ilona Matusch von Wien Energie.
Engpässe bei Wasser und Säften
Abseits von Klimageräten verzeichnet vor allem der Absatz von Mineralwasser, Limonaden, Fruchtsäften und Bier neue Rekordwerte. In manchen Supermärkten und Gaststätten kam man zeitweise sogar in Bedrängnis, weil die Vorräte knapp wurden. „Ausverkauft“-Schilder in so manchen Kühlregalen und Getränkefächern waren die Folge. Spar Österreich verkaufte laut Auskunft allein in den vergangenen zwei Wochen um ein Viertel mehr Getränke als zur selben Zeit im Vorjahr.
Bierbrauer: „Juli war großartig“
Auch bei den Herstellern selbst klingeln derzeit die Kassen wie selten zuvor. Beim südsteirischen Mineralwasserproduzenten Peterquelle werden derzeit im Doppelschichtbetrieb rund 18.500 Flaschen pro Stunde abgefüllt. „Wir hatten ein Umsatzplus von bis zu 30 Prozent - vor allem an den ganz heißen Tagen“, sagte Geschäftsführerin Johanna Fischer. Die Lager sind auch in Bad Vöslau gut gefüllt. Bis zu zwei Millionen Liter Vöslauer verlassen an Spitzentagen das Werk. Im Vorjahr sei der umsatzstärkste Tag der 20. August mit 37,9 Grad gewesen, 2013, wie das Unternehmen in einer Aussendung mitteilte.
Und die außergewöhnliche Hitze setzt sogar alte Weisheiten außer Kraft. Hieß es bisher, dass ab einer Temperatur von mehr als 30 Grad der Bierkonsum zurückgeht, war davon heuer bisher wenig zu merken. „Der Juli war für uns großartig, wir sind um 15 Prozent über dem Juli des Vorjahres“, so der für die Steiermark zuständige Verkaufsdirektor der Österreichischen Brauunion, Gerald Paunger - mehr dazu in steiermark.ORF.at.
Zu heiß für Eis und Schanigärten
Anderen Wirtschaftszweigen, die normalerweise schönes Wetter brauchen, ist es hingegen schon zu heiß. „Die meisten Eisverkäufer haben einen sehr guten Juli erlebt“, sagt Silvio Molin-Pradel, Sprecher der Wiener Eissalons, gegenüber wien.ORF.at. Tagsüber sei aber kaum etwas los. Die Leute würden entweder den ganzen Tag daheim verbringen oder ins Bad gehen. „Es ist fast zu viel des Guten“, so Molin-Pradel. Erst in den Abendstunden würde das Geschäft richtig in die Gänge kommen - mehr dazu in wien.ORF.at.
Ähnlich sieht es in der Gastronomie aus. „Die Leute setzen sich erst bei Sonnenuntergang in die Schanigärten. Und dann trinken sie auch lieber Wasser statt Bier“, sagt Wilhelm Turecek von der Wirtschaftskammer. Die Wirte und auch die Eisverkäufer würden dennoch ein gutes Geschäft machen. Damit könne man aber nur den Verlust des verregneten Frühjahrs ausgleichen, so Turecek.
Die Hitze trifft auch die Sportartikelbranche. Wenn das Wetter gut ist, gehen die Leute wandern, laufen und Rad fahren. Bei den derzeit heißen Temperaturen werden die sportlichen Aktivitäten aber heruntergeschraubt - nur Baden stehe auf dem Programm, heißt es von der Wirtschaftskammer. Und Schwimmbekleidung mache nur einen kleinen Teil des Sortiments der Sportgeschäfte aus.
Hotels rund um Badeseen ausgebucht
Andere wiederum freut es, wenn das Thermometer immer weiter in die Höhe klettert. Die Freibäder verzeichnen einen Besucherrekord nach dem anderen, manche Bäder mussten am Wochenende wegen des großen Besucheransturms sogar zeitweise den Zugang sperren. Rund um Badeseen sind Hotels und Pensionen so gut wie ausgebucht, wie die Zeitung „Kurier“ berichtet. Der bisherige Sommer brachte der Tourismusbranche ein Plus von fünf Prozent.

APA/Roland Schlager
Die Wiener Bäder sind an Sommertagen gut gefüllt
Selbst Regionen, die normalerweise bei Sommertouristen nicht an oberster Stelle stehen, profitieren von dem ungewöhnlichen Sommer. So erlebt die Arlberg-Region derzeit einen Höhenflug. Erstmals sei die 50.000-Nächtigungen-Marke überschritten worden, und das sei für einen früher reinen Wintersportort eine beachtliche Leistung, freut sich der Vorarlberger Tourismusgeschäftsführer Hermann Fercher - mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.
Qualität der Weizenernte „ausgezeichnet“
Auch bei den Landwirten gibt es welche, die trotz Hitze und Trockenheit keine Problemen haben. So ist die Qualität des Weizens laut AMA-Aufsichtsratschef Franz Stefan Hautzinger „heuer ausgezeichnet“. Rund drei Viertel der Ernte werden Premium- und Qualitätsweizen sein, der Rest ist Mahl- und Futterweizen. Auch die Erntemenge bei Wintergerste, Weichweizen und Roggen wird heuer durchschnittlich ausfallen, bei Raps mengenmäßig auch sehr gut.
Die gesamte Getreideernte ohne Mais erhöhte sich im Vergleich zu 2012 um 26,8 Prozent (wobei vergangenes Jahr die schlechteste Ernte seit 40 Jahren verzeichnet wurde) auf 3,18 Mio. Tonnen und lag damit leicht über dem langjährigen Durchschnitt von knapp drei Mio. Tonnen. Dennoch zeichnen sich keine höheren Einnahmen ab, da nicht nur in Österreich, sondern weltweit die Weizenernte sehr gut ausfällt. Die Preise für Qualitätsweizen an der Börse für Landwirtschaftliche Produkte in Wien lagen für die Ernte 2013 bei 190 bis 196 Euro (Erstnotiz), im Vergleich zu 228 bis 232 Euro bei der ersten Notierung 2012.
(Noch) keine Probleme beim Wein
Und auch dem Wein schadet die Trockenperiode bisher noch kaum. Die Weinterrassen in der Wachau, im Kamp- und im Kremstal würden wie üblich bewässert, erklärt Konrad Hackl, Geschäftsführer des niederösterreichischen Weinbauverbandes. Probleme gebe es vereinzelt mit jungen Weinstöcken in der Steiermark - ältere Rebstöcke haben sehr tiefe Wurzeln. Aber wenn es weiter sehr trocken und heiß bleibe, könne es möglicherweise zu Problemen kommen, so Hackl.
Kirche wirbt mit Kühlung
Aber auch Orte, die normalerweise unter schwindenden Besucherströmen leiden, finden bei Hitze plötzlich wieder Zulauf. So wirbt die Kirche mit angenehmen Temperaturen um die 25 Grad für einen Besuch in den Gotteshäusern. Wer es noch etwas kälter will, kann unter der Michaelerkirche (24 Grad) in die Gruft hinuntersteigen. Dort sinken die Temperaturen auf erfrischende 14 Grad.
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