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Der Aufstieg Kaesers

Mit Joe Kaeser als neuem Siemens-Chef kehrt der Konzern zu seinen Wurzeln zurück. Denn bisher wurden nur langjährige Siemens-Mitarbeiter in der Unternehmensgeschichte zum Chef gekürt. Einzige Ausnahme war der nun abgelöste Peter Löscher.

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Der neue Siemens-Chef Josef Käser wurde am 23. Juni 1957 in Arnbruck im Kreis Regen im Bayerischen Wald geboren, wo er auch noch heute lebt. Seit einem Aufenthalt in den USA nennt sich Käser Kaeser und Joe statt Josef, um internationaler zu klingen.

Seit 1980 im Unternehmen

Nach dem Studium stieg Kaeser 1980 im kaufmännischen Bereich bei dem Siemens-Konzern ein. Er kümmerte sich in einem Halbleiterwerk in Regensburg um die Finanzen. Dass ein Nicht-Ingenieur Chef wird, ist für Siemens allerdings nichts Neues mehr: Seit 1992 Heinrich von Pierer den Konzern übernahm, trug kein Vorstandschef mehr den Ingenieurstitel.

1987 ging Kaeser nach Malaysia. Als er zurückkam, bekam er einen Posten als kaufmännischer Leiter. 1995 ging er nach San Jose in Kalifornien. Erneut machte er nach seiner Rückkehr vier Jahre später einen Karrieresprung. Kaeser ging 1999 in die Zentralabteilung Finanzen des Konzerns. 2001 wurde er in den Bereichsvorstand Information und Communication Mobile berufen. Der endgültige Aufstieg gelang ihm 2004: Da berief ihn von Pierer zum Strategiechef.

Nicht ganz zwei Jahre verantwortete Kaeser die Siemens-Strategie, dann machte ihn von Pierers Nachfolger Klaus Kleinfeld im Mai 2006 zum Finanzchef des Konzerns. Während sowohl von Pierer als auch Kleinfeld als Folge des Ende 2006 losgebrochenen Schmiergeldskandals bei Siemens verabschiedet wurden, schaffte es Kaeser, in maßgeblicher Funktion im Konzern zu bleiben. Neben Löscher profilierte sich Kaeser als Kenner des Konzerninnenlebens.

Frühe Kampfansage?

Im April gab Kaeser der „Rheinischen Post“ ein Interview, das bereits mehr nach Vorstandschef klang als nach Finanzchef. „Gutes Management zeichnet sich nicht dadurch aus, dass es viele Stellen streicht, sondern dass es neue Geschäfte entwickelt. Und es zeichnet sich dadurch aus, dass es Strukturänderungen rechtzeitig erkennt und zügig, konsequent und verantwortungsvoll handelt.“ Zu dem Zeitpunkt lief es für Löscher schon schlecht - im Nachhinein klingt das Interview wie eine Mischung aus Kampfansage und Bewerbung.

Vorschusslorbeeren von Beschäftigten und Finanzmärkten hat Kaeser schon erhalten. Auch die sonst so kritische Aktionärsschützerin Daniela Bergdolt hat keine Bedenken gegen seine Berufung. „Er kann es jetzt schaffen, dem Unternehmen Visionen zu geben, er hat den Zahlenbackground, aber er hat auch die Vernetzung innerhalb des Unternehmens“, sagte Bergdolt.

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