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Keine Rede mehr von Krise

Bei den US-Großbanken dürften die Champagnerkorken knallen: Die Geschäfte sind zuletzt blendend gelaufen. Nach der Reihe lieferten die Banken dieser Tage erstaunliche Bilanzen für das zweite Quartal ab. Nach der harten Zeit der Wirtschaftskrise, die einige von ihnen an den Rande des Bankrotts gebracht hatte, sind die Gewinne erstaunlich.

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Noch vor einem Jahr hatte die sich zuspitzende Euro-Schuldenkrise massiv auf die Geschäfte gedrückt. Inzwischen tätigen Investoren auch dank des billigen Geldes der Notenbanken wieder deutlich mehr Finanzgeschäfte. Die jetzigen Zahlen seien weniger ein Zeichen dafür, dass es jetzt alles problemlos laufe, meinte ein Analyst. Vielmehr zeige der Zuwachs, wie schlimm es davor ausgesehen habe.

Morgan Stanley übertrifft Erwartungen

Die US-Investmentbank Morgan Stanley steigerte im zweiten Quartal ihren Überschuss im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um zwei Drittel auf 980 Mio. US-Dollar (746 Mio. Euro), wie das Institut am Donnerstag in New York mitteilte. Damit übertraf Morgan Stanley die Erwartungen von Analysten. „Wir haben in jeder unserer fünf großen Sparten ein Ertragswachstum gesehen“, sagte Vorstandschef James Gorman. Besonders gut gelaufen sei der Aktienhandel.

Bank of America deutlich im Plus

Ein hartes Sparprogramm mit Stellenstreichungen und ein besser laufendes Kapitalmarktgeschäft brachten die Bank of America voran. Der US-Branchenriese konnte den Gewinn im zweiten Quartal auf unterm Strich 4,0 Milliarden Dollar steigern (drei Mrd. Euro). Das waren 63 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

„Wir nehmen Fahrt auf quer durch alle Kundengruppen“, erklärte Bankchef Brian Moynihan am Mittwoch am Sitz in Charlotte im US-Bundesstaat North Carolina. Den Verbrauchern im Land gehe es besser, und die Unternehmen seien stark, führte er aus. Die Bank of America profitiert davon unter anderem durch geringere Ausfälle bei Hauskrediten, die das Institut in der Vergangenheit viel Geld gekostet hatten.

Jede Menge Stellen gestrichen

Die Bank hatte in der Finanzkrise mit Countrywide den größten US-Immobilienfinanzierer übernommen und sich damit jede Menge Ärger eingehandelt. Denn Countrywide hatte zu Zeiten des US-Häuserbooms auch jenen noch Kredit gewährt, die sich ein Eigenheim eigentlich nicht hätten leisten können. Als die Krise einsetzte, zahlten viele Schuldner ihre Raten nicht mehr.

Bankchef Moynihan baut den Finanzriesen deshalb um und streicht dabei auch Zehntausende Jobs. Ende Juni arbeiteten bei dem Konzern noch gut 257.000 Menschen nach 275.000 vor einem Jahr.

Goldman Sachs verdiente mit Investmentbanking

Auch Goldman Sachs verdiente dank klarer Zuwächse im Investmentbanking im zweiten Quartal 2013 prächtig. Der Überschuss verdoppelte sich auf 1,86 Mrd. Dollar (1,4 Mrd. Euro). Damit wurden die Analystenerwartungen klar übertroffen. Auch bei den Einnahmen in Höhe von 8,61 Mrd. Dollar schnitt das US-amerikanische Geldhaus überraschend gut ab.

Im Vorjahreszeitraum hatte Goldman Sachs wegen der unklaren Entwicklung in der Euro-Schuldenkrise einen deutlichen Gewinnrückgang hinnehmen müssen. Nun liefen etwa die Geschäfte mit Anleihen - befeuert von den weiter lockeren Geldpolitik der Notenbanken - wieder deutlich besser.

JPMorgan Chase startet durch

Nach milliardenschweren Spekulationsverlusten im vergangenen Jahr startet auch JPMorgan Chase wieder durch. Im zweiten Quartal fuhr die größte US-Bank einen Gewinn von unterm Strich 6,5 Milliarden Dollar (4,98 Mrd. Euro) ein. Das waren 31 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. „Unsere Zahlen spiegeln die starke Leistung quer durch alle Geschäftsfelder wider“, erklärte Bankchef Jamie Dimon.

In der Vergangenheit hatten fehlgeschlagene Zockereien einer Londoner Abteilung ein tiefes Loch in die Bilanz gerissen und auch Dimon unter Druck gesetzt. Insgesamt lag der Schaden bei 6,2 Milliarden Dollar. Zwei Drittel davon verbuchte JPMorgan Chase im zweiten Quartal 2012. Kritiker von Dimon scheiterten jedoch auf der Hauptversammlung mit dem Versuch, den mächtigsten Banker der Wall Street zu entmachten. Er konnte seine Doppelrolle als Firmenchef und Vorsitzender des Verwaltungsrats behalten. Auch bei JPMorgan Chase sank die Zahl der Mitarbeiter binnen eines Jahres um 9.400. Der Wall-Street-Riese beschäftigte Ende Juni noch 157.900 Leute.

Citigroup mit neuem Chef im Aufwind

Auch die Citigroup bewies ein glückliches Händchen bei ihren Geschäften auf dem Kapitalmarkt. Die US-Großbank konnte dank eines florierenden Investmentbankings im zweiten Quartal ihren Gewinn um 42 Prozent auf 4,2 Mrd. Dollar (3,22 Mrd. Euro) hochschrauben. Bankchef Michael Corbat zeigte sich zufrieden mit dem Abschneiden.

Zu dem Sprung gegenüber dem Vorjahreszeitraum trug auch das Privatkundengeschäft in Lateinamerika bei, das ein wichtiges Standbein für die weltweit aufgestellte Citigroup ist. Dagegen musste die Bank in der Heimat Abstriche machen: Die Privatkunden in Nordamerika fragten weniger Hauskredite nach. Zudem belasteten wie bei so vielen anderen Banken die niedrigen Kreditzinsen das Ergebnis.

Die Citigroup galt lange als ein Sorgenkind unter den US-Banken. Im vergangenen Jahr war der Gewinn um ein Drittel auf 7,5 Mrd. Dollar gesunken. Mitte Oktober musste der damalige Konzernchef Vikram Pandit seinen Hut nehmen. Sein Nachfolger Corbat versucht nun, die Bank mit harten Schnitten profitabler zu machen. Er hatte angekündigt, 11.000 Stellen zu streichen, Filialen zu schließen und Randbereiche abzustoßen.

Wells Fargo mit neuem Rekordergebnis

Die auf Privatkunden spezialisierte US-Großbank Wells Fargo verdient so viel wie nie zuvor. Dank der anhaltenden Erholung auf dem US-Häusermarkt konnte das Institut im zweiten Quartal einen Gewinn von unterm Strich 5,5 Mrd. Dollar (4,2 Mrd. Euro) einfahren. Das waren 19 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Wells Fargo knackte damit auch das bisherige Rekordergebnis aus dem ersten Quartal.

Der Gewinn sei das 14. Mal in Folge gestiegen, erklärte Bankchef John Stumpf am Freitag am Firmensitz in San Francisco. Dem Institut kommt zugute, dass die Kreditnehmer ihre Raten zuverlässiger zahlen. Damit sinken einerseits die Ausfälle, andererseits kann die Bank Rückstellungen auflösen und damit ihren Gewinn aufpäppeln.

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