Deutlich über allgemeiner Preissteigerung
Es ist eine Schere, die sich seit Jahren unentwegt öffnet: Während die Lebenshaltungskosten in Österreich über die Jahre zunehmend anziehen, steigen die verfügbaren Haushaltseinkommen nicht in entsprechendem Ausmaß. Vor allem bestehende Mietverträge haben es laut einer am Dienstag veröffentlichten Untersuchung des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) in sich.
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Denn die Wohnungsmieten stiegen in Österreich in den letzten Jahren deutlich stärker als das allgemeine Preisniveau - war angesichts der teilweise großen Teuerung etwa bei Lebensmitteln besonders schwer wiegt. So wurden die Preise bei bestehenden Hauptmietverträgen im Zeitraum 2005 bis 2012 um durchschnittlich drei Prozent pro Jahr angehoben.
Einkommen hinken hinterher
Die allgemeine Teuerung lag bei 2,1 Prozent pro Jahr, die verfügbaren Einkommen hinkten ordentlich hinterher - diese stiegen pro Haushalt nur um durchschnittlich 2,3 Prozent pro Jahr. Relevant sind die WIFO-Zahlen für immerhin 40 Prozent der Haushalte in Österreich - so viele bewohnen eine Hauptmietwohnung. In Wien sind es sogar 75 Prozent der Haushalte, im Burgenland sind es nur 14 Prozent. Im Jahr 2012 machten Genossenschaftswohnungen und Mietwohnungen privater Eigentümer jeweils 40 Prozent und Gemeindewohnungen 19 Prozent aller Hauptmietwohnungen aus.
Private Vermietung als Kostenfalle
Vergleichsweise moderat waren die Mieterhöhungen bei Gemeindewohnungen mit durchschnittlich 2,2 Prozent pro Jahr. Auch die Mieten für Genossenschaftswohnungen stiegen mit 2,4 Prozent pro Jahr nur wenig schneller als die verfügbaren Einkommen. Dennoch übersteigen sie - wenn auch nur knapp - die allgemeine Teuerung.
Deutlich stärker drehten private Eigentümer von Hauptmietwohnungen an der Preisschraube: Hier war die Teuerung mit 4,2 Prozent pro Jahr doppelt so hoch wie der Anstieg der Verbraucherpreise insgesamt. Der Bruttohauptmietzins war 2005 im Bestand von Hauptmietwohnungen privater Eigentümer um durchschnittlich 0,40 Euro je Quadratmeter höher als für Gemeindewohnungen. In den letzten sieben Jahren verdreifachte sich diese Differenz auf 1,3 Euro, errechneten die WIFO-Experten.
Gesetzliche Abschläge „nicht zu erkennen“
Die Miete für Altbauwohnungen unterliegt meist den Obergrenzen der Richtwertsätze. Die Mieten für neu vermietete Wohnungen im Richtwertsystem und die „freien und angemessenen Mieten“ unterscheiden sich laut WIFO im Niveau nicht. Der durchschnittliche Mietzinsanstieg zwischen 2005 und 2012 war für die Richtwertmieten kaum geringer als auf dem freien Markt. Auch der durchschnittliche Mietzins einer unbefristet und einer befristet vermieteten Wohnung unterscheidet sich nicht signifikant. Ein Abschlag für befristet vergebene Wohnungen - wie im Mietrechtsgesetz vorgesehen - sei außer für Gemeindewohnungen „nicht zu erkennen“, so die WIFO-Experten.
Jedes Jahr werden sieben bis neun Prozent aller Hauptmietwohnungen neu vermietet, das waren 2012 etwa 128.000. 60 Prozent der Neuvermietungen betreffen Wohnungen privater Eigentümer, rund 30 Prozent Genossenschafts- und gut zehn Prozent Gemeindewohnungen. Auffallend bei den Neuvermietungen - im Gegensatz zu den Bestandsmieten - war, dass die Mieterhöhungen bei den Gemeindewohnungen mit durchschnittlich 1,4 Prozent pro Jahr deutlich unter der Inflationsrate lagen.
Kaske fordert Mietsenkungen
Die Arbeiterkammer (AK) sprach sich in einer Aussendung für rasche Mietsenkungen aus: „Die wild wuchernden Zuschläge auf private Mieten müssen begrenzt werden, wir brauchen mehr sozialen Wohnbau“, kommentierte AK-Präsident Rudolf Kaske die Ergebnisse der WIFO-Studie. Zudem sieht sich die AK in ihrer Ansicht bestätigt, wonach private Mieten weit stärker stiegen als die Kosten für Gemeinde- und Genossenschaftswohnungen. „Mehr Wohnbau, Begrenzung der Mietzuschläge, Verbilligung der befristeten Mieten und Abbau der Betriebskosten sind nötig, um die Mieter zu entlasten“, so Kaske.
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