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Nur ein einziger Versuch

Die Bergung der „Costa Concordia“ vor der italienischen Toskanainsel Giglio wird zum Wettlauf gegen die Zeit. Der Kreuzfahrtriese ist seit dem Kentern vor 18 Monaten drei Meter gesunken. Das Schiff soll Mitte September aufgerichtet werden. „Sollte dieser Versuch scheitern, wird es keine zweite Möglichkeit geben“, sagte Nick Sloane vom US-Bergungsunternehmen Titan Salvage.

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„Wir hatten einen schwierigen Winter. Das raue Meer hat die Arbeiten der Taucher erschwert, die Zementblöcke rund um das Schiff installieren mussten, um eine stabile Basis zur Aufrichtung des Schiffes zu schaffen. Der Granit des Meeresbodens, auf dem das Schiff liegt, leistet den Bohrungen stärkeren Widerstand als erwartet“, sagte Sloane nach Angaben italienischer Medien.

„Sollte es zu einem weiteren schwierigen Winter kommen, werden wir das Schiff nicht mehr aufrichten können. Je mehr Zeit vergeht, desto mehr nehmen die Schwierigkeiten zu“, gab Sloane zu. Das Schiff könnte weiter sinken.

Bergung kostet 500 Mio. Euro

Franco Porcellacchia, Bergungskoordinator der Kreuzfahrtgesellschaft Costa Crociere, schätzt die Bergungskosten auf 500 Millionen Euro. Dafür sollen die Versicherungen aufkommen. Rund 500 Arbeiter und 30 Schiffe sind nach Angaben der Bergungsteams momentan in Schichten im Einsatz. Bisher haben sie sechs Plattformen um das Wrack des Schiffes installiert. Die Plattformen sind mit mehreren Pfeilern tief im Meeresboden verankert. Sie sollen das Schiff stützen, wenn es aufgerichtet wird.

Das Schiffswarck der Costa Concordia am Ufer der Isola di Giglio in Italien

APA/EPA/ANSA/Enzo Russo

Arbeiten an der halb gesunkenen „Costa Concordia“ (Aufnahme vom 9. Juli)

Einzigartige Aktion

Die größten Plattformen sind 1.000 Tonnen schwer, 32 Meter lang und 22 Meter hoch. Für die endgültige Bergung werden an dem Wrack seitlich Schwimmkörper angebracht, die mit Luft gefüllt werden können. Anschließend soll die „Costa Concordia“ in den Hafen von Piombino - auch der muss für den Riesen adaptiert werden - geschleppt und dort abgewrackt werden. Das 290,2 Meter lange und 35,5 Meter breite Schiff hat eine Verdrängung von 50.000 Tonnen.

Steinfels steckt in der Costa Concordia

APA/EPA/ANSA/Maurizio Degl'Innocenti

Bergemannschaften kurz nach dem Unglück (Aufnahme vom 16. Jänner 2012) am Wrack der „Costa“. Die Kollision mit einem Felsen war Ursache des Unglücks.

Nach Angaben von Costa Crociere - die wiederum der Reederei Carnival Cruise Lines (CCL) mit Sitz im US-Bundesstaat Florida gehört - ist die Bergungsaktion bisher weltweit einzigartig. Für die technische Umsetzung sind neben dem US-Unternehmen Titan Salvage, spezialisiert auf die Hebung und Verschrottung von Schiffen, auch die italienische Micoperi Marine Contractors, ein Offshore-Bauunternehmen mit Hauptsitz in Ravenna, verantwortlich.

Noch immer zwei Vermisste

Bei der Havarie des Kreuzfahrtschiffs am 13. Jänner des Vorjahrs kamen 30 Menschen ums Leben. Zwei gelten immer noch als vermisst. Die „Costa Concordia“ war zu nahe an die Insel herangefahren, hatte gegen 21.45 Uhr einen Felsen gestreift, der ein 70 Meter breites Loch in den Rumpf riss. Dadurch drang Wasser in das Schiff ein, es bekam Schlagseite und kenterte relativ rasch. An Bord befanden sich mehr als 4.200 Personen, darunter 77 Österreicher.

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