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Staatsdefizit als größte Hürde

Kroatien will so schnell wie möglich der Euro-Zone beitreten. Das kommunizierte der kroatische Notenbank-Gouverneur Boris Vujcic bei seinen jüngsten Auftritten in der Öffentlichkeit. Kroatien habe durch die große Menge von Euro im System ohnehin keine unabhängige Währungspolitik, argumentierte er.

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Die Bedingungen für die Einführung der gemeinsamen Währung hat Kroatien, das am 1. Juli der Gemeinschaft beigetreten ist, jedoch noch nicht erfüllt. An einem Gefälle bei der Kaufkraft zwischen dem Euro und dem kroatischen Kuna scheitert das jedoch nicht: 100 Euro sind derzeit 101 „Urlaubseuro“, ging heuer aus dem alljährlichen entsprechenden Vergleich der Statistik Austria hervor.

Internationale Verschuldung macht Druck

Die kroatische Währung Kuna sei in den vergangenen 20 Jahren mit nur wenigen Schwächen ausgesprochen stabil gewesen, betont auch der Ökonom Zdeslav Santic. Die Herausforderungen für Kroatien liegen hauptsächlich beim Anstieg der öffentlichen Schulden, so der Chefökonom der Bank Splitska Banka. „Es besteht die Gefahr, dass ein zusätzlicher Anteil der Staatsgarantien in Staatsschulden umklassifiziert wird.“

Der Anteil des Fremdwährungsbestands an den gesamten Aktiva der Notenbank betrug im Vorjahr 99 Prozent. Der Raum für eine eigene Währungspolitik sei daher jetzt schon beschränkt, so Santic. Die hohe internationale Verschuldung aller Sektoren sei ein weiterer Grund, der Euro-Zone schnell beizutreten. Neben der Stabilität der Landeswährung müssen jedoch noch weitere vier Kriterien für die Einführung ausreichend erfüllt werden.

Die Voraussetzungen für einen Euro-Beitritt

Vor einem Euro-Beitritt gilt: Das öffentliche Defizit darf drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) nicht übersteigen, die Höhe der öffentlichen Schulden darf nicht mehr als 60 Prozent des BIP betragen. Die Zinsen auf kroatische Staatsanleihen dürfen einen Wert von zwei Prozentpunkten über dem Durchschnitt der drei preisstabilsten Mitgliedsstaaten nicht übersteigen. Die Inflation darf nicht mehr als 1,5 Prozent betragen.

Vor allem die kroatischen Staatsschulden sind dabei das Problem: Die EU-Kommission erwartet, dass das Defizit 2013 auf 4,7 Prozent steigen wird (2014: 5,6 Prozent), die öffentlichen Schulden werden demnach auch 60 Prozent des BIP übersteigen. Die Inflation wird ebenso zusehends zum Problem. Für heuer sind 3,1 Prozent prognostiziert. Santic fordert deshalb „tiefgreifende Reformen im Pensions-, Gesundheits- und Sozialsystem“. Andernfalls würden die öffentlichen Schulden unaufhaltsam weiter wachsen.

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