Weniger Hürden beim Weg in den Süden
Den wirtschaftlichen Umbruch wird der kroatische EU-Beitritt nicht bringen, darüber herrscht Einigkeit: Wirtschaftlich schwierige Zeiten dämpfen die Lust auf Investitionen auf beiden Seiten. Dazu kommen jahrelange Übergangsfristen bis zur Realität eines einheitlichen Wirtschaftsraums. Kleine Erleichterungen für Konsumenten und Urlauber bringt der kroatische EU-Beitritt aber schon von Anfang an.
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Aus österreichischer Sicht bedeutet das etwa ein Plus an Bequemlichkeit in der kommenden Urlaubssaison: Ungefähr jeder zehnte Österreicher wird sich heuer im Sommer in Kroatien aufhalten. Das Land stößt von Jahr zu Jahr auf mehr Zuspruch bei heimischen Urlaubern und schließt immer mehr zu Italien als liebstem Ferienziel der Österreicher auf. Heuer bringt der EU-Beitritt den Kroatien-Urlaubern kleine, aber bequeme Neuerungen.
Grenzkontrollen sollten wesentlich flüssiger werden
Bei der Anreise mit dem Auto werden die Grenzkontrollen - und damit oft nervenaufreibende Staus - zwischen Slowenien/Ungarn und Kroatien zwar nicht wegfallen, aber zumindest halbiert: Die Grenzposten beider Länder werden gemeinsam nur eine einzige Kontrolle durchführen. Die routinemäßige Zollkontrolle entfällt gänzlich, es wird jedoch stichprobenartige Kontrollen im Landesinneren geben. Ein Pass oder Personalausweis ist weiter nötig. Wenn die Autoreiseroute beispielsweise auch über Bosnien führt, muss es ein Pass sein.
Autofahrer mit EU-Kennzeichen können sich ab nun auch den gesonderten Landesaufkleber sparen. Darüber hinaus gelten auch zahlreiche EU-Vorschriften für Sonderfälle - etwa im Hinblick auf Flugverspätungen und andere Vorkommnisse, die die EU-Fluggastrechte betreffen. Ebenso sollte es bei Versicherungsfällen Erleichterungen geben. Umgekehrt sind die kroatischen Behörden mit dem Beitritt auch zur grenzüberschreitenden Verfolgung von Verwaltungsstraftaten ermächtigt - Stichwort: Tempokontrollen.
Privater Warentransport - fast - ohne Grenzen
Im Urlaubsort angelangt, gibt es ebenfalls einige Erleichterungen. So gilt per 1. Juli auch in Kroatien die „Rückseite“ der E-Card, die Europäische Krankenversicherungskarte (EKVK). Damit ist aber nur die Behandlung in öffentlichen Einrichtungen abgedeckt, die gerade in Urlaubsorten oft dünn gesät sind. Die Sozialversicherungen empfehlen auch deshalb weiterhin den Abschluss einer Reisekrankenversicherung zur Abdeckung aller Risiken.
Der private Konsum im Urlaubsort inklusive Mitbringsel unterliegt ab nun keinen Grenzen mehr. Waren zum persönlichen Gebrauch dürfen unbegrenzt ein- und ausgeführt werden. Bei Rauchwaren und Alkohol wird der „persönliche Gebrauch“ allerdings amtlich vorgegeben: Der zollfreie Transport von 800 Zigaretten bzw. 200 Zigarren, zehn Litern hochprozentige Spirituosen, 20 Litern Spirituosen mit weniger als 22 Prozent Alkoholgehalt, 90 Litern Wein und 110 Litern Bier sollte allerdings kaum jemandes persönliches Konsumverhalten einschränken.
Neuerungen zu Land und zu Wasser
Für Österreicher, die fester in Kroatien verankert sind als bloße Urlauber, gibt es ebenfalls Neuerungen. Für ausländische Bootseigner könnte es dabei unter Umständen auch Nachteile geben, wenn sie unter der Flagge ihres EU-Heimatlandes fahren. Eine Neuordnung der Vergebührung und Versteuerung ist nötig, Verteuerungen vor allem bei Booten, die älter als acht Jahre sind, werden erwartet. Das entsprechende Gesetz lässt jedoch noch auf sich warten.
Zu Land gibt es ebenso Neuerungen wie zu Wasser. Die Bedingungen für - rein privaten - Grunderwerb durch EU-Bürger werden sich aber nicht grundsätzlich ändern, weil Kroatien die Angleichung der entsprechenden Vorschriften schon lange in die Wege geleitet hat. Auch deshalb braucht man sich kaum Hoffnungen auf Immo-Schnäppchen in bester Küstenlage machen: Die sind schon lange an wohlhabende Kroaten, Exilkroaten oder andere Ausländer verkauft, die dafür auch vor Jahren schon beträchtliche Summen investieren mussten.
Neue Absatzmärkte für lokale Spezialitäten
Die Daheimgebliebenen könnten den kroatischen EU-Beitritt vor allem beim Lebensmittelkonsum bemerken. Der EU-Export von Fisch und anderen Meeresfrüchten wird durch den Wegfall von Zöllen für Kroatien wesentlich attraktiver. Ebenso erhoffen sich Produzenten lokaler Spezialitäten - von Schinken über Käse bis zu Wein - im EU-Raum neue Absatzmöglichkeiten. Abgesehen davon wird sich der heimische Lebensmittelmarkt nicht ändern.
Im landwirtschaftlichen Bereich sollen zudem zahlreiche Sondervorschriften den derzeitigen Zustand schützen. Ebenso sorgen im Hinblick auf die Freizügigkeit von Arbeitnehmern und Dienstleistern schließlich die üblichen Übergangsfristen dafür, dass noch jahrelang alles beim Alten bleibt. Das bedeutet allerdings auch, dass Österreicher vorerst nicht auf kroatische Anbieter zurückgreifen können, wenn es um Bereiche wie Bauarbeiten, Soziales und Hauskrankenpflege geht.
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