Künstlicher Regen soll Abhilfe schaffen
Indonesien will die verheerenden Waldbrände auf Sumatra mit künstlichem Regen bekämpfen. Dazu werden Chemikalien direkt in Wolken gespritzt. Zudem wird mit Löschwasser versucht, die Brände zu bekämpfen.
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Die Flugzeuge bringen die Chemikalien direkt in die Wolken ein, um dort künstlichen Regen zu erzeugen. „Wir arbeiten hart daran, die Brände zu löschen“, sagte Dody Rustandi, der Chef des Katastrophenschutzes. Die Zahl der Brandherde sei mittlerweile von 70 auf 17 zurückgegangen. Die Brände hüllen Sumatra selbst sowie Malaysia und Singapur seit Tagen in Rauch. Die Luftverschmutzung war zeitweise gesundheitsschädlich. In vielen Regionen riefen die Behörden Kinder und Ältere auf, sich nicht im Freien aufzuhalten. Über 100 Waldgebiete sollen in Sumatra von den Bränden betroffen sein. Nach Angaben von Umweltschützern werden die Brände teilweise absichtlich gelegt, um Land für Plantagen zu gewinnen.

AP/Joseph Nair
Im Zentrum von Singapur ist die Sicht mehr als stark beeinträchtigt
Neuer Smogrekord in Singapur
Die Luftverschmutzung in Singapur erreichte am Freitag neue Rekordwerte. Der Smogindex (Pollutant Standards Index, PSI) überstieg den kritischen Wert 400, das könne für kranke und ältere Menschen lebensgefährlich sein, erklärte die Behörde für den Schutz der Luftqualität. Ab dem Wert 300 gilt der Smog in dem Stadtstaat mit 5,3 Millionen Einwohnern als gesundheitsgefährdend. Der PSI misst die Verschmutzung der Luft in einem bestimmten geografischen Gebiet in einem bestimmten Zeitraum.

Reuters/Edgar Su
Der Alltag in Singapur ist beschwerlich
Gesichtsmasken oder zu Hause bleiben
Am Donnerstag forderten die Gesundheitsbehörden der indonesischen Provinz Riau auf Sumatra die Menschen auf, in ihren Häusern zu bleiben oder Gesichtsmasken zu tragen, wenn sie ins Freie gehen. Die Verschmutzungswerte der Region waren am Mittwoch weit über die zulässigen Grenzwerte gestiegen. Am Donnerstag hatte sich die Lage wieder etwas gebessert. Im malaysischen Bundesstaat Johor fiel am Donnerstag wegen der Luftverschmutzung der Unterricht an den Schulen aus.

AP/Joseph Nair
In Singapur verschwinden die Hochhäuser im Smog
Vorwürfe der illegalen Brandrodung
Das Problem wiederholt sich alljährlich; so schlimm wie dieses Jahr war der Smog in Singapur jedoch noch nie. Auf Sumatra und im indonesischen Teil Borneos kommt es jedes Jahr in der Trockenzeit zu Waldbränden. Die Rauchschwaden ziehen oft tagelang über Singapur und Malaysia hinweg. Viele Brände werden Umweltorganisationen zufolge absichtlich von Plantagenbesitzern gelegt, die Land roden wollen.

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Auf Sumatra brechen Waldbrände immer wieder neu aus
Das Ausmaß der Luftverschmutzung führte bereits zu Spannungen zwischen den Regierungen beider Länder. Der Umweltminister von Singapur, Vivian Balakrishnan, reiste am Freitag nach Jakarta und forderte die indonesische Regierung auf, „entschieden und schnell zu handeln“.
Singapur macht Druck
Singapur forderte Strafen für Plantagenbesitzer, die Feuer legen. Niemand solle denken, er habe das Recht, die Umwelt zu verschmutzen und auf Kosten der Gesundheit anderer Menschen Geld zu verdienen, sagte Balakrishnan der Tageszeitung „Straits Times“. Sein Land tue genug und sei sich der Auswirkungen der Brände bewusst, hatte noch am Mittwoch Indonesiens Außenminister Marty Natalegawa gesagt.
Gegen 14 Plantagenfirmen werde mittlerweile ermittelt, sagte der indonesische Umweltminister, Balthasar Kambuaya, am Samstag. Laut der Umweltschutzorganisation Greenpeace sollen die Brände vor allem auf Anbauflächen von Konzernen aus Malaysia, Indonesien und Singapur wüten. Die Organisation appellierte an die Palmölhersteller, sofort Löschteams zu entsenden und künftig auf jegliche Waldrodungen zu verzichten.
Bereits seit 2002 setzen sich Malaysia und Singapur für ein verbindliches Luftschutzübereinkommen ein. Ende der 1990er Jahre wurde Südostasien mehrmals von dichtem, giftigem Rauch eingehüllt, der den Verkehr lahmlegte und bei rund 20 Millionen Menschen Gesundheitsbeschwerden auslöste. Doch bisher scheiterten alle Lösungen an Indonesien.
Rauch bleibt noch für Wochen
Singapurs Premier Lee Hsien Loong sagte, seine Behörden hätten Indonesien mit Satellitenbildern ausgeholfen, um dem Nachbarn zu helfen, die Verantwortlichen ausfindig zu machen, wie der britische Sender BBC berichtete. Sollte sich herausstellen, dass Unternehmen aus Singapur beteiligt sind, so werde man sie dafür zur Verantwortung ziehen, sagte Lee.
Doch vorerst bleibt den Einwohnern der Millionenstadt nichts anderes übrig, als sich, so gut es geht, gegen den dichten Rauch zu wappnen. Lee rief die Bewohner in einer Pressekonferenz am Donnerstag dazu auf, die Fenster geschlossen zu halten und Aktivitäten im Freien zu meiden. Aufgrund der vorherrschenden Wetterbedingungen könnte der Smog „noch wochenlang anhalten“, warnte Lee, „zumindest bis die Trockenzeit auf Sumatra endet.“
Zustellservice eingestellt
Die Fluglotsen auf dem Flughafen Singapur wurden angewiesen, Vorkehrungen wegen der geringen Sichtweite zu treffen, und McDonald’s erklärte, sein Zustellservice vorerst einzustellen, um die Gesundheit der Lieferanten nicht zu gefährden. Einige Krankenhäuser versiegelten die Fenster zu Abteilungen mit älteren Patienten, und mehrere Sportveranstaltungen wie Fußballspiele und Segelregatten wurden abgesagt.
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