„Ideales Tor nach Südostasien“
Malaysia will als Wirtschaftsstandort in Asien ganz oben mitmischen. Nicht als verlängerte Werkbank, sondern als Tor zu dem riesigen Verbrauchermarkt in Südostasien. Längst hat sich das Land vom Palmölexporteur zum Industriestandort gewandelt. Vor allem die niedrigen Löhne machen Malaysia für Investoren interessant.
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Die asiatischen Glitzermetropolen Singapur und Hongkong bekommen Konkurrenz: Im Süden Malaysias entsteht Iskandar, eine Retortenstadt mit modernster Infrastruktur und gehobener Lebensqualität, die bis 2025 drei Millionen Einwohner anziehen will. Die Regierung buttert Milliarden in das Projekt: Bürohochhäuser, Produktionsanlagen, Schulen, Krankenhäuser. Das Gelände, dreimal so groß wie Singapur, lockt mit Steuergeschenken, und „niedrigeren Löhnen als in Singapur und Hongkong“, wie die Unternehmensberatung Price Waterhouse Cooper (PWC) lobt.
„Malaysia hat die Nase vorne“
Das islamische Land hat noch viel vor. Bis 2020 will Malaysia in die Weltbank-Gruppe der Länder mit dem höchsten Einkommen vorstoßen. Die Expertenprognosen sind gut. Die Regierung wirbt Investoren an, die von Malaysia aus den gigantischen Markt der Südostasiatischen Staatengemeinschaft (ASEAN) bedienen sollen: „Malaysia ist ein ideales Tor nach Südostasien mit einem Markt mit 600 Millionen Verbrauchern“, schwärmt PWC. Ende 2015 fallen die Zölle, dann haben die zehn ASEAN-Länder einen gemeinsamen Markt.
„Malaysia hat als entwickelter Industriestandort verglichen mit anderen Standorten in Asien die Nase vorn“, sagt Alexander Stedtfeld, Hauptgeschäftsführer der malaysisch-deutschen Handelskammer. „Man findet leicht Partner für Joint Venture und Zulieferer, die Regierung ist wirtschaftsfreundlich, die Löhne steigen weniger rasant als in China und Vietnam und die Leute sprechen Englisch.“
Vom Palmölexporteur zum Elektronikgiganten
Früher exportierte die einstige britische Kolonie mit 29 Millionen Einwohnern vor allem Gummi, Öl und Palmöl. „Malaysia ist innerhalb einer Generation ein Land mittleren Einkommens geworden“, schreibt die Unternehmensberatung Ernst & Young. „Es hat globale Finanzkrisen gemeistert und ist eine weltweit konkurrenzfähige Volkswirtschaft geworden.“ Fast ein Drittel der Einwohner ist jünger als 14 Jahre.
Elektronische Güter haben Palmöl und Flüssiggas mittlerweile als Exportschlager überholt. Die Regierung sieht neben Gas und Öl unter anderem Finanzdienstleistungen, Gesundheitspflege und Informationstechnik als künftige Kernsektoren der Wirtschaft. „Malaysia investiert seit Jahren in Bildung und Ausbildung“, sagt Stedtfeld. „Es ist nicht mehr die verlängerte Werkbank, sondern Unternehmen verlagern auch ihre Entwicklung hierher.“ Damit wollen viele näher am künftigen Kunden sein: Die Firmen setzen immer stärker auf asiatische Verbraucher.
Kampf gegen Braindrain
Vor zwei Jahren warnte die Weltbank Malaysia vor einem Braindrain - der Abwanderung gebildeter Landsleute. Das hat unter anderem mit Privilegien bei Regierungsaufträgen und Ausbildungsplätzen für die lange in der Wirtschaft wenig repräsentierte Bevölkerungsmehrheit der Malaien zu tun. Chinesisch- und indischstämmige Einwohner fühlen sich manchmal als Bürger zweiter Klasse. 275.000 bestens ausgebildete Malaysier lebten 2010 im Ausland. Die Regierung hat deshalb die Agentur TalentCorp eingerichtet. Sie lockt Landsleute unter anderem mit Steuergeschenken, in die Heimat zurückzukehren.
Es gibt auch Vorschriften über Mindestbeteiligungen für Malaien an Firmen. Bestimmte Sektoren sind ihnen vorbehalten. „Ein Riesenthema bei den Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen mit der EU“, sagt Stedtfeld. Daran werde gearbeitet. Korruption ist ein Thema, das aber vor allem öffentliche Ausschreibungen betrifft. Auf der Liste von Transparency International der „sauberen“ Länder rutschte Malaysia 2011 vom 56. auf den 60. Platz. „Für den typischen Investor spielt Korruption keine Rolle“, sagt Stedtfeld. Verwaltungsabläufe, Ein- und Ausfuhr seien sauber.
Christiane Oelrich, dpa
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