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Mehr Wasser als bei Rekordflut 1954

Die Hochwassersituation im Süden und Osten Deutschlands hat sich dramatisch zugespitzt. Nach Angaben der bayrischen Behörden stieg in der besonders betroffenen Stadt Passau der Pegel am Montag auf mehr als 12,60 Meter und stand damit so hoch wie seit über 500 Jahren nicht mehr. Auch in Sachsen und Thüringen blieb die Situation bedrohlich. Passau ist mittlerweile ohne Trinkwasserversorgung.

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In Passau, wo Inn, Donau und Ilz zusammentreffen, bevor das Wasser Richtung Österreich weiterfließt, waren große Teile der Innenstadt überflutet. Mehr als 20 Boote hielten die Versorgung der Menschen in vom Wasser eingeschlossenen Gebäuden aufrecht. Wegen der Überflutungen wurde die Trinkwasserversorgung eingestellt. Der örtliche Krisenstab arbeite „mit Hochdruck“ an Lösungen, hieß es.

Passau unter Wasser

Michael Spiegl

„Land unter“ in der Passauer Innenstadt

Wegen des Hochwassers musste in Passau am Montag auch ein Gefängnis evakuiert werden. Rund 60 Gefangene wurden verlegt - 35 Häftlinge nach Straubing und 24 nach Landshut, wie das bayrische Justizministerium mitteilte. Ein Gefangener, dessen Entlassung ohnehin einen Tag später anstand, konnte vorzeitig gehen. Die Polizei unterstützte die Haftanstalten beim Transport der Gefangenen.

Auch Rosenheim mit Hochwassernöten

Auch rund um die Stadt Rosenheim blieb die Lage angespannt. Insgesamt galt in zehn Landkreisen und Städten Bayerns Katastrophenalarm. Die bayrische Staatsregierung plant Medienberichten zufolge ein 150 Millionen Euro schweres Hilfspaket für die betroffenen Regionen. Darauf habe sich der Krisenstab am Montag verständigt. Ein Teil des Geldes, das zur Soforthilfe für Betroffene gedacht ist, soll demnach vom Bund kommen.

Karte mit Städten in Hochwassergebieten entlang Donau, Inn und Salzach

APA/ORF.at

Die Lage in Bayern wird auch Österreich weiter betreffen

Sachsen: Einsatzkräfte geben Dämme auf

Im Landkreis Leipzig gaben die Einsatzkräfte am Montag Dämme auf, um sich auf die Rettung von Menschen zu konzentrieren. Besonders dramatisch ist die Situation in der Stadt Grimma, die 2002 durch das Hochwasser fast vollständig zerstört wurde und in den letzten elf Jahren wieder aufgebaut wurde. Erneut mussten rund 2.000 Menschen nach Angaben einer Rathaussprecherin ihre Häuser verlassen. Dort dürfte der Muldepegel erneut die Marke der sogenannten Jahrhundertflut von 2002 erreichen. In Eilenburg nordöstlich von Leipzig wurde die Innenstadt evakuiert, auch in Döbeln stand auf etwa 30 Hektar die komplette Innenstadt unter Wasser.

Hochwasserhilfe

ORF Hochwasserhilfe sofort: Erste Bank, Kontonr.: 40.014.400.100, BLZ: 20.111

Erste Elb-Brücke in Dresden gesperrt

Auch die Pegel der Elbe stiegen rasant. Der Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge löste Montagfrüh für alle Anrainergemeinden Katastrophenalarm aus. Auch in Dresden gilt seit Montag für einige Stadtteile die höchste Alarmstufe vier. Weiter dramatisch ist die Lage im Osten Thüringens. Nach Gera und Greiz wurde auch im Landkreis Altenburger Land Katastrophenalarm ausgelöst. Rund 1.500 Menschen wurden dort bisher in Sicherheit gebracht.

In Dresden wurde in der Nacht auf Dienstag die erste Elb-Brücke gesperrt. Die Loschwitzer Brücke, im Volksmund „Blaues Wunder“ genannt, wurde um kurz nach 23.00 Uhr für Autos geschlossen, wie die Stadt Dresden mitteilte. Fußgänger und Radfahrer dürften sie bis zu einem Pegelstand von 8,50 Metern jedoch weiter überqueren. Die Elbe hatte kurz vor Mitternacht einen Pegel von 7,08 Metern erreicht. Das „Blaue Wunder“ ist die zweitälteste Elb-Brücke in Dresden und verdankt den Namen dem hellblauen Anstrich.

Zwei Personen stehen auf dem Dach eines Hauses

Reuters/Michaela Rehle

In Flussnähe steht in der Passauer Innenstadt alles unter Wasser

Viele Schulen sind geschlossen

In den Hochwassergebieten blieben vielerorts Schulen geschlossen. Straßen waren gesperrt, es kam zu Verspätungen und Zugsausfällen im Bahnverkehr. Viele tausend Helfer sind im Einsatz. Allein die Bundeswehr setzt nach eigenen Angaben insgesamt bis zu 1.760 Soldaten in den Hochwassergebieten ein. Sie helfen unter anderem beim Befüllen von Sandsäcken und bei der Versorgung der in Sicherheit gebrachten Menschen. Zudem sind laut deutschem Innenministerium rund 500 Bundespolizisten und 1.800 Helfer des Technischen Hilfswerks (THW) im Einsatz.

Nach Angaben von Regierungssprecher Steffen Seibert richtete das Kanzleramt einen Krisenstab ein, in dem auch die Ministerien für Inneres, Verteidigung und Finanzen vertreten sind. Bundeskanzlerin Angela Merkel will sich am Dienstag an Ort und Stelle ein Bild vom Hochwasser machen.

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