Kriege ohne menschliche Soldaten?
Es klingt wie aus dem Drehbuch von „Terminator“: Künftig sollen vollautomatische Roboter im Kampfeinsatz die Aufgaben von Soldaten übernehmen. Erste Testroboter sind laut einem Bericht der Vereinten Nationen (UNO) bereits im Einsatz. Menschenrechtsvertreter sehen darin einen massiven Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht und fordern einen sofortigen Stopp.
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Die „Killerroboter“ sind - wenn sie einmal aktiviert sind - im Gegensatz zu den bereits im Kampf eingesetzten Drohnen in der Lage, Ziele ohne menschliche Intervention auszuwählen und anzugreifen. Erste Prototypen würden derzeit von den USA, Großbritannien und Israel bereits getestet, erklärt UNO-Sonderermittler Christof Heyns in einem 22-seitigen Bericht. Doch bisher seien moralische oder rechtliche Fragen noch völlig offen.

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In „Terminator“ werden die Menschen durch Waffen, die sie zu ihrer eigenen Verteidigung erschaffen haben, beinahe vernichtet
UNO-Experte fordert sofortigen Stopp
„Ein Moratorium ist notwendig, um zu verhindern, dass jetzt Schritte gesetzt werden, die später nur schwer wieder rückgängig gemacht werden können“, fordert Heyns in seinem Bericht zu den als Lethal Autonomous Robotics (LAR) bezeichneten Militärrobotern, der am Donnerstag beim 23. Menschenrechtsrat der UNO in Genf diskutiert wurde. Heyns Bedenken schlossen sich auch Human Rights Watch (HRW), Amnesty International (AI) und weitere humanitäre Organisationen an.
Die Weiterentwicklung solcher Roboter ist in den Augen des südafrikanischen Juristen und UNO-Sonderermittlers „unakzeptabel“, da es derzeit noch keinen gesetzlichen Rahmen für deren Einsatz gebe. „Roboter sollen nicht die Macht über Leben und Tod eines Menschen haben“, so Heyns. Schon bei den ferngesteuerten Drohnen sei die rechtliche Lage problematisch, aber Kampfroboter würden eine ganz neue Dimension erschließen, und „eine noch viel größere Büchse der Pandora öffnen“.
Wachroboter und vollautomatische Drohnen
Als Beispiel nennt Heyns in seinem Bericht den von Samsung TechWin entwickelten Roboter, der bereits als Wachroboter von Südkorea im Grenzgebiet zu Nordkorea im Einsatz ist. Der Intelligent Surveillance & Security Guard Robot wird normalerweise von Menschen bedient, verfügt jedoch auch über eine Automatikfunktion. Das Gerät überwacht mit Kameras und Infrarotgeräten jede Bewegung und ist in der Lage, Ziele zu erfassen und zu identifizieren. Zudem ist er mit einem Sturm- und einem leichten Maschinengewehr bewaffnet.

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Der Flugroboter X-47B ist bereits in Testbetrieb
Auch der US-Konzern Northrop Grumman gehört zu den Spezialisten bei der Entwicklung von Kampfrobotern. Seine Prototypen operieren jedoch nicht auf dem Boden, sondern in der Luft. Mitte Mai testete die US Navy erstmals den unbemannter Flugroboter X-47B. Er wurde für den vollautomatischen Luftkampf entwickelt und mit einer Reihe von Waffensystemen ausgestattet. Und auch Großbritannien tüftelt bereits an der nächsten Generation von Drohnen. Taranis kann Ziele über eine lange Distanz verfolgen und sich gegen feindliche Luftangriffe verteidigen.
Keine Unterscheidung zwischen Gut und Böse
Befürworter der Kampfroboter sehen in der Technologie eine Möglichkeit Kriege „weniger risikoreich“ zu machen, indem weniger Soldaten in Kampfgebieten zum Einsatz kommen. Dadurch seien in Zukunft vielleicht sogar Kriege ganz ohne Opfer möglich, so die Unterstützer. Doch diese Argumentation hält Heyns für fadenscheinig. So sei es mehr als fragwürdig, ob Roboter in der Lage seien, zwischen Zivilisten und Bewaffneten zu unterscheiden. „Auch wäre es für Roboter schwierig festzustellen, ob eine Person verwundet oder kampfunfähig ist, und auch ob ein Soldat gerade im Begriff ist, aufzugeben“, warnt Heyns. Auch sei fraglich, ob Roboter zwischen legalen und illegalen Befehlen unterscheiden könnten.
Obama will Drohneneinsatz beschränken
In den USA wird die Debatte schon länger geführt. Im November des vergangenen Jahres räumte das Pentagon ein, dass man die Entwicklung von Kampfrobotern genauer überwachen müsse. Und vor wenigen Tagen erklärte auch US-Präsident Barack Obama, den umstrittenen Einsatz bewaffneter Drohnen gegen Terroristen strenger regeln zu wollen. Künftig sollen Killerdrohnen nur bei unmittelbarer Gefahr für die USA und nur dann eingesetzt werden, wenn zivile Opfer „beinahe sicher“ vermieden und die Terroristen nicht gefangen genommen werden könnten, sagte Obama in einer Grundsatzrede an der National Defense University in Washington. „Eine militärische Taktik für legal oder sogar erfolgreich zu erklären bedeutet nicht, dass sie in jedem Fall klug oder moralisch ist.“
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