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Verhör endete mit tödlichem Schuss

Ein Polizist der US-Bundespolizei FBI hat einen 27-Jährigen erschossen, der Verbindungen zum mutmaßlichen Boston-Attentäter Tamerlan Zarnajew gehabt haben soll. Wie das FBI mitteilte, tötete der Beamte den Mann während eines Verhörs am Mittwoch in Orlando im Bundesstaat Florida. Zuvor soll der Getötete den Boston-Attentäter in Zusammenhang mit drei Morden im Jahr 2011 belastet haben.

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Der Mann, der aus der russischen Unruheregion Tschetschenien stamme, sei plötzlich gewalttätig geworden. Der Polizist sei verletzt und mit nicht lebensbedrohlichen Verletzungen ins Krankenhaus gebracht worden, erklärte das FBI. Weitere Einzelheiten wurden zunächst nicht bekannt. Der nun Erschossene werde aber nicht verdächtigt, selbst in den Anschlag verwickelt gewesen zu sein, hieß es. US-Medien zufolge handelt es sich bei dem Getöteten um den 27-jährigen Ibragim Todaschew.

Ibragim Todaschew

Reuters/Orange County Gefängnisbehörde

Ibragim Todaschew kannte Tamerlan Zarnajew

Komplizen bei Dreifachmord 2011?

Todaschew, der mit Zarnajew Kampfsport betrieben haben soll, war nach Auskunft der Polizei am 4. Mai im Bundesstaat Florida vorübergehend festgenommen worden. Er wurde beschuldigt, einen Mann im Streit um einen Parkplatz blutig geschlagen zu haben. Er kam gegen eine Kaution von 3.500 Dollar frei. Das mutmaßliche Opfer soll keine Anzeige erstattet haben. Am Mittwoch wurde Todaschew unabhängig davon in seinem Appartement wegen einer möglichen Verbindung zum Anschlag beim Boston-Marathon verhört.

Bei der Befragung sagte Todaschew laut US-Medienberichten aus, dass Tamerlan Zarnajew vor einigen Jahren an einem Dreifachmord beteiligt gewesen sei. Todaschew selbst soll dabei als Komplize agiert haben. Der Mordfall soll sich 2011 ereignet haben. Zarnajew und sein Freund töteten den Angaben der TV-Sender NBC und CBS zufolge damals gemeinsam drei Menschen nach einem misslungenen Drogendeal.

Gerichtsanhörung verschoben

Erst am Dienstag war bekanntgeworden, dass eine für den 30. Mai geplante Gerichtsanhörung des überlebenden mutmaßlichen Boston-Attentäters Dschochar Zarnajew, des jüngeren Bruders von Tamerlan Zarnajew, um gut einen Monat verschoben wurde. Neuer Termin für die Voranhörung sei der 2. Juli, hieß es aus Justizkreisen in der US-Ostküstenstadt. Bei der verschobenen Anhörung geht es darum, die Stichhaltigkeit der Beweise gegen Zarnajew zu prüfen.

Anschließend könnte eine Anklageerhebung durch eine Grand Jury aus Laienrichtern erfolgen. Bei einem Prozess vor einem Bundesgericht droht ihm die Todesstrafe. Derzeit liegt Dschochar Zarnajew auf der Krankenstation des Gefängnisses von Devens bei Boston. Dem 19-Jährigen wird vorgeworfen, gemeinsam mit seinem älteren Bruder Mitte April einen Bombenanschlag auf den Bostoner Marathon verübt zu haben. Bei der Attacke kamen drei Menschen ums Leben, mehr als 260 wurden verletzt.

Dschochar Zarnajew war wenige Tage nach dem Attentat auf der Flucht schwer verletzt festgenommen worden. Sein Bruder Tamerlan wurde bei einer Verfolgungsjagd mit der Polizei getötet. Das Brüderpaar stammt aus einer tschetschenischen Familie und soll radikalen Islamisten nahegestanden sein. Der Leichnam Tamerlans wurde Anfang Mai auf einem muslimischen Friedhof der Stadt Richmond beerdigt.

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