Polizei verstärkt Präsenz auf Straßen
Nach der brutalen Ermordung eines britischen Soldaten vor einer Kaserne in London am Mittwoch ist es in Großbritannien zu islamfeindlichen Aktionen gekommen. Offenbar aus Rache für den terroristisch motivierten Mord an dem Soldaten soll ein 43-Jähriger versucht haben, mit einem Messer in eine Moschee in der britischen Hauptstadt einzudringen.
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Zudem kam es noch am Mittwochabend zu Kundgebungen der rechtsextremen English Defence League mit über 100 Teilnehmern, bei der nationalistische Lieder gesungen und Schmähparolen gegen Muslime gerufen wurden. Eine am Donnerstag ursprünglich vermeldete Verhaftung in Lincolnshire stellte sich indessen als Falschmeldung heraus. Später hieß es, es habe sich lediglich um eine Hausdurchsuchung gehandelt. Kurz vor dem Champions-League-Fußballfinale in London steht die Stadt damit am Rande rassistischer Unruhen.
Täter wollten gefilmt werden
Die zwei Angreifer in London töteten ihr Opfer offenbar mit einem Fleischerbeil und Messern wenige Meter von der Kaserne entfernt. Zuvor hatten sie den Mann anscheinend mit einem Auto angefahren. Donnerstagfrüh bestätigten die Behörden Augenzeugenberichte, wonach es sich beim Opfer um einen Soldaten der britischen Armee aus einer nahe gelegenen Kaserne handelte. Dem Getöteten könnte zum Verhängnis geworden sein, dass er ein T-Shirt mit einem Slogan zur Unterstützung der britischen Truppen trug.
Die Angreifer wurden nach der Tat von der Polizei angeschossen. Einer der mutmaßlichen Täter soll dabei lebensgefährlich verletzt worden sein. Der britische Sender ITV veröffentlichte ein Video, das den mutmaßlichen Angreifer zeigen soll. Der dunkelhäutige Mann hält ein Fleischerbeil und ein Messer in seinen blutverschmierten Händen. Der Gefilmte gibt sich in dem Video als Angreifer aus. Laut Aussagen von Augenzeugen sollen die beiden Männer Passanten nachdrücklich dazu aufgefordert haben, sie zu filmen.
„Auge um Auge und Zahn um Zahn“
„Wir schwören beim allmächtigen Allah, wir hören nie auf, Euch zu bekämpfen, bis Ihr uns in Ruhe lasst“, sagt der Mann mit starkem lokalem britischem Akzent auf dem Video in die Kamera. „Auge um Auge und Zahn um Zahn. Es tut mit leid, dass Frauen das mitansehen mussten. Aber in unserem Land müssen Frauen dasselbe mitansehen. Ihr werdet nie sicher sein. Setzt Eure Regierung ab! Sie kümmert sich nicht um Euch.“
Cameron: Täter waren Polizei bekannt
Die mutmaßlichen Terroristen seien der Polizei bereits vor dem Mord bekannt gewesen, sagte Premierminister David Cameron am Donnerstag bei einer Stellungnahme. Er nannte die Tat „widerwärtig“. Für sie seien ausschließlich die Täter selbst verantwortlich, sie könnten sich nicht hinter der Lehre des Islam verstecken. Cameron hatte noch am Mittwoch den Nationalen Sicherheitsrat einberufen und einen Frankreich-Besuch abgebrochen.
Die Londoner Polizei verstärkt unterdessen ihre Präsenz auf den Straßen der Stadt. Vor allem an Orten, wo sich Menschenmassen versammeln, werde man in den kommenden drei Tagen verstärkt Polizisten in Uniform sehen, sagte Simon Byrne von Scotland Yard am Donnerstag bei einem Besuch am Tatort im südöstlichen Stadtteil Woolwich. Derzeit seien 1.200 zusätzliche Polizisten im Einsatz, um den Menschen auf der Straße ein Gefühl der Sicherheit zu geben. Das solle so bleiben, bis es mehr Klarheit über die Hintergründe des Mordes gebe.
Britischer Muslimrat verurteilt Verbrechen
NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen verurteilte die Tat. „Solche Anschläge sind niemals zu rechtfertigen“, sagte er in einem Statement. Die britische Innenministerin Theresa May sagte nach der ersten Sitzung des Sicherheitskabinetts, es sei ein Anschlag „auf alle in Großbritannien“ gewesen. Queen Elizabeth II., die der Londoner Kaserne Ende Mai einen Besuch abstatten wollte, äußerte sich „besorgt“ über den Angriff, wie ein Palastsprecher mitteilte.
Die Sicherheitsvorkehrungen im Umfeld der Kaserne in Woolwich sowie an anderen britischen Militäreinrichtungen wurden verstärkt. Der britische Muslimrat verurteilte das Verbrechen. „Nichts rechtfertigt diesen Mord. Barbarische Akte können in keiner Weise mit dem Islam entschuldigt werden“, hieß es in einem Statement. Die Täter werden laut Polizeiangaben in zwei verschiedenen Spitälern behandelt und dort von bewaffneten Polizisten bewacht.
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