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„Schützt Kinder, nicht Gewehre“

Der tödliche Schuss eines Fünfjährigen auf seine zwei Jahre alte Schwester erschüttert wie gleich mehrere ähnliche Vorfälle in den vergangenen Wochen derzeit die USA. Am Pranger steht erneut das umstrittene Waffengesetz des Landes. Gefordert werden ein weiteres Mal schärfere, in diesem Fall besonders auf den Schutz von Kindern ausgelegte Regeln.

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Doch während Organisationen wie der Childrens Defense Fund (CDF) nun Anlass genug sehen, dass die seit über 20 Jahren gestellte Forderung „Schützt Kinder, nicht Gewehre“ tatsächlich umgesetzt wird, will die Gegenseite davon nach wie vor nichts wissen.

 Mädchen mit Pistole

Reuters/Tom Gannam

Ein Mädchen bei einer NRA-Veranstaltung im April

„My First Rifle“

Keystone Sporting Arms (KSA) will nach eigenen Angaben etwa mit seinen „Qualitätswaffen für Amerikas Jugend“ Kinder zum verantwortungsvollen Umgang mit Waffen animieren. Bei der Waffe des fünfjährigen Todesschützen soll es sich Medienberichten zufolge um eine Waffe der KSA-Marke „My First Rifle“ („Mein erstes Gewehr“) gehandelt haben, die der Täter im Alter von vier Jahren geschenkt bekommen habe.

Nach Angaben des Nachrichtenportals Huffington Post gibt es in den USA nach wie vor kein Bundesgesetz gegen Vorgangsweisen wie diese. In 27 Bundesstaaten, darunter seit kurzem auch New Jersey, finden sich zwar neue Regeln, mit denen Kindern der Zugang zu Waffen erschwert werden soll. In der Praxis haben diese bisher aber kaum Wirkung gezeigt, wie auch die Zeitung „The Spec“ feststellt: In den USA gebe es für Waffengewalt nach wie vor keine Altersbegrenzung. Doch auch in den bisher ohnehin abgeschmetterten Reformvorstößen für ein schärferes Waffenrecht sucht man laut „US Today“ vergeblich nach Lösungsvorschlägen, wie Kindern künftig der Zugang zu Waffen erschwert werden könnte.

Mutter und Tocher mit pinkfarbenen Revolvern

Reuters/Chris Keane

US-Waffenhersteller werben mit speziell für Kinder hergestellten Waffen

US-Verbot für Überraschungseier

Für Aufsehen sorgte eine Plakatserie der im Dezember von Shannon Watts gestarteten Initiative Moms Demand Action. Watts wollte damit verdeutlichen, dass in den USA zwar teils harmlose Gegenstände wie ein Überraschungsei verboten sind - ein Sturmgewehr könne dagegen problemlos auch für Kleinkinder erworben werden.

Kind mit Überraschungsei neben Kind mit Gewehr

momsdemandaction.org

Aus den USA verbanntes Überraschungsei und für Kinder erlaubtes Sturmgewehr

Verschärfte Debatte seit Newtown

Die seit Jahren geführte Debatte über das US-Waffengesetz gewann spätestens mit den tödlichen Schüssen in der Sandy-Hook-Schule von Newtown deutlich an Fahrt. Zuletzt kündigte das Weiße Haus eine „zweite Runde“ im Streit über eine Reform der Waffengesetze an. Das Scheitern der Reformpläne von US-Präsident Barack Obama im Senat sei nicht das Ende, so Obamas Sprecher Jay Carney.

Neunzig Prozent der Bevölkerung seien für die geplante Ausweitung der Überprüfung von Waffenkäufern gewesen, doch eine Minderheit an Senatoren habe eine Reform verhindert. „Wie wir in der Geschichte gesehen haben, braucht der Kongress manchmal etwas länger, um das amerikanische Volk einzuholen. Das ist einer dieser Momente“, sagte Carney.

„Beschämender Tag“

Nach dem Massaker von Newtown, bei dem im Dezember in einer Volksschule 20 Kinder und sechs Erwachsene von einem Mann erschossen worden waren, hatte Obama ein umfassendes Reformpaket angekündigt. Es umfasste sowohl ein Verbot von Sturmgewehren als auch eine Begrenzung großer Munitionsmagazine. Angesichts des heftigen Widerstands der mächtigen Waffenlobby wurde dem Kongress letztlich aber nur ein Gesetz vorgelegt, das die schärfere Überprüfung von Waffenkäufern vorsah, um zu verhindern, dass Geisteskranke und Kriminelle an Waffen gelangen.

Republikaner und eine Handvoll Demokraten aus konservativen Staaten hatten eingewandt, dass das eine unzulässige Einschränkung des Rechts auf Waffenbesitz sei. Das Gesetz war daher im Senat an der benötigten Mehrheit von 60 Stimmen gescheitert. Obama äußerte daraufhin scharfe Kritik und sprach von einem „beschämenden Tag“ in Washington.

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