„Harry, hol schon mal den Wagen“
Horst Tappert ist ein Vierteljahrhundert in 281 Folgen als Münchner Kommissar Derrick vor der Kamera gestanden und hat damit ein Millionenpublikum in der ganzen Welt erobert. 2008 verstarb der Schauspieler im Alter von 85 Jahren in einer Münchner Klinik.
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Tapperts Figur galt stets als Vorzeigepolizist mit guten Manieren und hoher Autorität - der Inbegriff des korrekten und wohlerzogenen Deutschen. An seiner Seite verkörperte Fritz Wepper seinen Assistenten Harry Klein. Der zum geflügelten Wort gewordenen Satz „Harry, hol schon mal den Wagen“ ging jedoch nie über Derricks Lippen. 24 Jahre wurde er nie befördert, erst in der letzten Folge zur europäischen Polizeibehörde Europol.

APA/dpa/Goebel
Horst Tappert und Fritz Wepper lösten Hunderte Fälle gemeinsam
Tappert, der 1923 in Wuppertal-Elberfeld geboren wurde, absolvierte von 1937 bis 1940 eine Lehre zum Industriekaufmann. 1940 wurde er zur Wehrmacht eingezogen und wurde, wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ nun berichtete, zu einem späteren Zeitpunkt Mitglied der Waffen-SS, wo er zunächst bei einer Flak-Einheit in Arolsen und später bei der Panzergrenadierdivision „Totenkopf“ in Russland eingesetzt war.
Theaterkarriere nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach dem Zweiten Weltkrieg startete er seine Karriere: Er bewarb sich als Buchhalter am Theater in Stendal, doch Theaterdirektor Kurt Mühlhardt engagierte ihn als Schauspieler. Das Publikum schloss den mageren jungen Mann bald ins Herz. Nach Stendal spielte er in Köthen, Göttingen, Kassel, Bonn und Wuppertal, München und Zürich.
Später entdeckte Tappert, der seit 1957 mit seiner Frau Ursula verheiratet war, das Kino: Er spielte in Filmen wie „Die Trapp-Familie in Amerika“, „Der Hund von Blackwood Castle“ und „Und Jimmy ging zum Regenbogen“. Eine Paraderolle war der englische Chef-Posträuber in dem Fernsehdreiteiler „Die Gentlemen bitten zur Kasse“.
Riesenerfolg nach zögerlichem Start
Sein „Derrick“ stellte dann nach einem eher zögerlichen Start im Oktober 1974 alles andere in Tapperts Leben in den Schatten. Die Serie um den aufrechten Moralisten, der mit stets sorgenvoller Miene und dem leicht überfordert wirkenden Assistenten Klein im Schlepptau den Schauplatz des Verbrechens betritt, entwickelte sich im Lauf der Jahre zum internationalen Exportschlager.
Das Phänomen „Derrick“ wurde überdies zum Gegenstand zahlreicher filmwissenschaftlicher und soziologischer Studien: Die oft als hölzern kritisierte Kameraführung, die lineare Erzählstruktur und minutenlange Dialoge trugen nach Expertenansicht zum Erfolg der Serie bei, weil sie den Helden der Handlung zum berechenbaren Durchschnittsmenschen machten. „Derrick ist ein Fels in der neuen Unübersichtlichkeit, ein stiller Protest gegen Euro und Globalisierung“, schrieb die „Neue Zürcher Zeitung“.
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