Themenüberblick

Die Alternativen zur Bankfiliale

Stellenabbau und Filialschließungen stehen für viele Kredithäuser an der Tagesordnung. So hat die Bank Austria vor kurzem bekanntgegeben, bis 2015 ein Viertel ihrer Filialen in Österreich aufzulassen. Auch andere Institute müssen Zweigstellen schließen und Arbeitsplätze abbauen. Mit dem Verschwinden vieler Bankfilialen verschwinden auch die dazugehörigen Geldausgabeautomaten.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Gerade im städtischen Bereich trifft man neuerdings immer wieder auf herumirrende Bankkunden, die nach der Auflassung ihrer gewohnten Filiale im Grätzel nach der nächsten Möglichkeit suchen, Geld abzuheben.

Bankgeschäfte im Einzelhandel

Als Alternative zur klassischen Bankfiliale finden sich Geldausgabeautomaten vermehrt in großen Handelsketten und Tankstellen. Hier kann man Bargeld beheben und teilweise Bankgeschäfte erledigen. Auch an weiteren Standorten wie Gemeindeämtern, Rathäusern, Fremdenverkehrsinfozentren und Einkaufszentren stellen die Banken des Öfteren Geldausgabeautomaten auf.

Zwar sicherten Terminalanbieter und Banken gegenüber ORF.at zu, dass die Bankomatdichte hierzulande nach wie vor sehr hoch sei. Demnach ist die Zahl mit über 8.000 Geräten in ganz Österreich seit Jahren konstant. Doch in einzelnen Gebieten können die Filialschließungen durchaus Lücken ins dichte Versorgungsnetz reißen.

Neue Form der Geldauszahlung

Raiffeisen bietet an Spar- bzw. bauMax-Standorten die Möglichkeit der Geldauszahlung. REWE betreibt in Zusammenarbeit mit Pay Life Bankomaten in verschiedenen Merkur-Filialen und bietet neuerdings auch die Möglichkeit, Bargeld an den Kassen aller über 1.000 Billa- und über 290 Penny-Filialen in ganz Österreich zu beziehen. Zum erworbenen Liter Milch und der Tafel Schokolade können noch bis zu 100 Euro mitgenommen werden. Das hierzulande neue „Cashback“ (dt. Bares zurück) genannte Prinzip ist in vielen anderen Ländern seit Jahren üblich.

„Darf’s noch etwas Bargeld sein?“

Dabei erfolgt die Auszahlung direkt durch den Verkäufer oder die Verkäuferin an der Kassa. Voraussetzung sind der Kauf mindestens eines Produkts, egal welchen Wertes, die Mitgliedschaft im Kundenprogramm (Billa Vorteilsclub, Penny Card) und die Bezahlung mit Bankomatkarte. Der Kunde gibt an der Kassa den Betrag an, den er abheben möchte, und die Rechnung wird um ebendiesen erhöht, dem Kunden wird das Geld ausbezahlt.

Rene Tritscher, Geschäftsführer der Bundessparte Handel der Wirtschaftskammer Österreich, sieht hierzulande durchaus noch Potenzial für den Ausbau dieser Angebote. „Die Banken sind immer auf der Suche nach hochfrequentierten Standorten, und die Händler erweitern damit ihr Service für den Kunden. Ich kann mir vorstellen, dass noch mehr Bankomaten im Handel aufgestellt werden.“

An Öffnungszeiten gebunden

Für den Kunden ist die neue Form des Geldabhebens bequem. Insbesondere in ländlichen Gebieten ersparen sich viele den oftmals wesentlich weiteren Weg zur nächsten Bank. Auch Kunden mit ausländischem Bankkonto, etwa aus Deutschland, nutzen das Service gern, da dabei - anders als bei Bankomatbehebungen mit deutschen Bankkarten - keine Gebühren anfallen. Gebührenfrei ist das Service freilich nur dann, wenn der Kunde ohnehin etwas einkaufen wollte. Wird extra ein unnötiger Einkauf getätigt, um einen kleineren Geldbetrag abheben zu können, kassiert der Supermarkt somit mit.

Einen weiteren Wermutstropfen gibt es: Bei allen Supermärkten ist der Kunde an die Öffnungszeiten gebunden. Rund um die Uhr wie der Bankomat der Bankfiliale können die Supermarktangebote nicht genutzt werden.

Rund um die Uhr an der Tankstelle

Unabhängig von den Supermarktöffnungszeiten ist man beim „Geldtanken“ an der Tankstelle. Die Erste Bank hat bereits seit 2010 an 170 OMV-Tankstellen Selbstbedienungsgeräte aufgestellt. Kunden der Erste Bank und der Sparkassen können hier nicht nur Geld abheben, sondern auch Kontodaten abrufen sowie Überweisungen und Einzahlungen tätigen. Die Easybank plant, bis November 125 Shell-Stationen mit speziellen Kassenterminals mit Bankomatfunktion auszurüsten.

„Nicht über Schulter schauen lassen“

Egal ob Tankstelle oder Supermarkt, Konsumentenschützer warnen vor allzu öffentlichen Geldbehebungen an belebten Stellen. „Es gilt grundsätzlich dasselbe wie bei jeder Bargeldbehebung: nicht über die Schulter schauen lassen, sicheres Verwahren der Bezahlkarte, Kontrolle der Kontoauszüge und gegebenenfalls Einspruch bei Zweifel an der Richtigkeit,“ so Christian Prantner von der Arbeiterkammer Wien.

Kunde haftet bis 150 Euro

Die meisten Beschwerdefälle bei Bankomatkartenmissbrauch erfolgen laut Prantner über das Ausspähen von Codes und das unbemerkte Entwenden der Karte, was oft die missbräuchliche Behebung unter Ausnutzung des Tageslimits zur Folge hat. „Im Falle eines Missbrauchs haften Bankkunden bis zu einer Summe von 150 Euro bis zur Kartensperre, sofern leichte Fahrlässigkeit vorliegt“, so Komsumentenschützer Prantner. „Achtung, bei grober Fahrlässigkeit haftet der Bankkunde für den gesamten Betrag.“

Beate Macura, ORF.at

Links: