Themenüberblick

Mutmaßliches Fluchtauto gefunden

„Es findet eine Verbrecherjagd statt“. Mit diesen Worten hat der Gouverneur von Massachusetts, Deval Patrick, Freitagfrüh (Ortszeit) die Bevölkerung auf den bevorstehenden Stillstand im Großraum Boston vorbereitet. Seitdem gilt eine umfangreiche Ausgangssperre. Auch der Flugraum war zeitweise gesperrt und der gesamte Zugs- und Nahverkehr gestoppt.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Zuletzt konzentrierte sich die Fahndung auf einen grauen Honda, mit dem der Terrorverdächtige geflüchtet sein soll. Das Auto wurde Polizeiangaben zufolge mittlerweile gefunden. Der Wagen wurde sofort von Experten untersucht. Nach Stunden der Großfahndung eilten mit gezogenen Waffen zudem auf einen Punkt in der nahe Boston gelegenen Stadt Watertown zu, wie auf Fernsehbildern des US-Senders CNN zu sehen war. Reporter wurden aufgefordert, den Einsatzort zu verlassen.

Fahndungsfoto des Verdächtigen

APA/EPA/FBI Handout

Von der Polizei wurde am Freitag ein neues Fahndungsbild des mutmaßlichen, flüchtigen Boston-Attentäters veröffentlicht

Flüchtiger bereits in Connecticut?

Nach Angaben von ABC News gibt es mittlerweile auch eine mögliche Spur in den benachbarten US-Bundesstaat Connecticut. Dem Terrorverdächtigen könnte demnach per Auto bereits die Flucht über die Landesgrenzen gelungen sein. In diesem Zusammenhang sei auch ein Richtung Connecticut fahrender Zug gestoppt und bereits durchsucht worden, wie weitere Medien berichteten.

Ein Tatverdächtiger tot

Einer der beiden als „#1“ und „#2“ bezeichneten und am Freitag als Brüderpaar identifizierten Tatverdächtigen kam in der Nacht zuvor bei einem Schusswechsel ums Leben. Laut dem Polizeichef von Boston, Ed Davis, soll es sich bei den beiden Männern um jene beiden Tatverdächtigen handeln, von denen am Vortag erstmals Bilder veröffentlicht wurden.

Bei den Terrorverdächtigen handelte es sich nach Medieninformationen um Mitglieder einer aus Tschetschenien stammenden Familie im Alter von 19 und 26 Jahren. Die beiden Einwanderer sollen legal in den USA gelebt haben. Das Motiv für den blutigen Anschlag beim Boston-Marathon, bei dem am Montag drei Menschen getötet und 180 verletzt wurden, blieb zunächst unklar.

SWAT-Team durchsucht Gegend

Jessica Rinaldi / Reuters

Im Zentrum der Großfahndung befindet sich nach wie vor der Vorort Watertown

„Bitte bleiben Sie zu Hause“

Wegen einer andauernden Großfahndung nach dem zweiten Verdächtigen in Zusammenhang mit dem Boston-Attentat haben die Behörden am Freitag mit einer beispiellosen Maßnahme eine ganze Großregion lahmgeleht. Unter anderem wurde eine Ausgangssperre für das gesamte Stadtgebiet und mehrere Vororte angeordnet. Bereits zuvor wurde in und rund um die US-Metropole der Nahverkehr lahmgelegt.

„Wir haben die Menschen aufgefordert, zu Hause zu bleiben, die Türen geschlossen zu halten und niemandem zu öffnen, der sich nicht als Polizeibeamter ausweisen kann“, so Gouverneur Patrick. Von einem Polizeivertreter wurde die Situation als sehr ernst bezeichnet: „Bitte befolgen Sie die einfachen Regeln. Wir brauchen die Öffentlichkeit, bleiben Sie in Sicherheit.“

Polizeiabsperrung

APA/AP/Jose Luis Magana

Polizisten vor einem Haus von Verwandten der Terrorverdächtigen

Erste Flugzeuge wieder gestartet

Wie die Polizei zudem auf ihrer Twitter-Seite mitteilte, wurden in Boston alle Taxidienste bis auf weiteres gestoppt. Zuvor wurde von der Bahngesellschaft Amtrak auch der Zugsverkehr in und um Boston komplett gestoppt. Von der US-Luftfahrtbehörde FAA wurde der Luftraum über Boston zeitweise gesperrt. Erst nach Stunden waren in Boston wieder Taxis unterwegs. Im Verlauf des Tages starteten unter strengen Sicherheitsvorkehrungen auch wieder die ersten Flugzeuge.

Im Rahmen der Großfahndung wurden auch Zufahrtsstraßen nach Watertown, Cambridge und zu anderen Vororten für den Individualverkehr gesperrt. An der Fahndung beteiligen sich zahllose Einsatzkräfte von Polizei, FBI und weiterer Behörden. Im Einsatz befinden sich auch gepanzerte Fahrzeuge. CNN zeigte Aufnahmen von Spezialfahrzeugen mit schwer bewaffneten Polizisten an Bord. Zudem sind Fahrzeuge im Einsatz, die speziell für die Entschärfung von Sprengsätzen ausgerüstet sind.

Großeinzatz der Polizei

APA/EPA/CJ Gunther

Die US-Metropole Boston wurde komplett abgeriegelt

„Wir glauben, dass das ein Terrorist ist“

Der Flüchtige wurde von der Polizei als „extrem, extrem gefährlich“ bezeichnet. Befürchtet werde unter anderem, dass der Gesuchte einen Sprengsatz am Körper tragen könnte. Die Fahnder würden sich auf diese Gefahr vorbereiten, meldete CNN Freitagfrüh (Ortszeit). „Wir glauben, dass das ein Terrorist ist, wir glauben, dass das ein Mann ist, der hierherkam, um Menschen zu töten“, wurde in diesem Zusammenhang auch Polizeichef Davis zitiert.

Die Bürger von Watertown, wo sich die Sicherheitskräfte mit den Verdächtigen einen Schusswechsel geliefert hatten, wurden aufgefordert, ihre Türen verschlossen zu halten. In einem Großeinsatz mit Unterstützung von Bundesbeamten durchsuchte die Polizei ein Haus nach dem anderen auf der Suche nach dem Flüchtigen.

Schüsse und Explosionen

Davis zufolge versuchten die beiden Verdächtigen in der Nacht auf Freitag zunächst, ein Geschäft auszurauben. Anschließend seien sie zum Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge gefahren, wo ein Polizist angeschossen wurde. Der mit mehreren Schussverletzungen in seinem Einsatzwagen gefundene Beamte war wegen einer Ruhestörung zu dem Gelände gerufen worden und verstarb wenig später im Massachusetts General Hospital an seinen schweren Verletzungen.

SWAT-Team durchsucht Haus

APA/EPA/Matt Campbell

Von schwerbewaffneten Einsatzkräften wurden zahllose Häuser durchsucht

Mann als Geisel genommen

Wie von der Polizei bei einer Pressekonferenz bestätigt, kam es bei der Schießerei mit einem der beiden Männer auch zu mehreren Explosionen. Berichtet wurde zudem von einer wilden Verfolgungsjagd. Von den beiden Flüchtigen sei dabei auch kurzzeitig eine Geisel genommen worden.

Der Mann sei bei einer Tankstelle aber unverletzt freigelassen worden. Die beiden Verdächtigen hätten ihm gegenüber eingestanden, einen Polizisten erschossen und auch am Anschlag auf den Marathon beteiligt gewesen zu sein, wie der Mann gegenüber der Polizei ausgesagt haben soll.

Im Anschluss sei es erneut zu mehreren Schusswechseln gekommen, wobei nicht nur einer der beiden Flüchtigen, sondern erneut ein Polizeibeamter getroffen und schwer verletzt worden sei. Der erschossene Verdächtige soll einen Sprengstoffgürtel getragen haben. Dem jüngeren der beiden Brüder gelang die Flucht.

„Bewaffnet und extrem gefährlich“

Von der US-Bundespolizei FBI wurden am Vortag erstmals Bilder von zwei Tatverdächtigen veröffentlicht. „Die beiden Männer zu identifizieren und zu finden ist nun unsere höchste Priorität“, so FBI-Chefermittler Richard DesLauriers am Donnerstagabend. Bereits zu diesem Zeitpunkt rief der FBI-Beamte die Bevölkerung zur Vorsicht auf: „Werden Sie nicht selbst tätig.“ Besser sei es, sich den Verdächtigen nicht zu nähern. „Wir glauben, dass sie bewaffnet und extrem gefährlich sind.“

Fahndungsfotos der Tatverdächtigen des Boston-Anschlags

APA/EPA/FBI

Beide Verdächtige trugen schwarze Rucksäcke bzw. Taschen mit sich

Die Männer sind auf den Bildern zu sehen, wie sie mit Rucksäcken hintereinander auf dem Gehsteig gehen. Ein Verdächtiger trägt eine schwarze, der andere eine weiße Baseballkappe. Der zweite Verdächtige stellt eine Tasche ab - darin befand sich möglicherweise einer der Sprengsätze. Von dem anderen Verdächtigen gebe es keine derartigen Bilder. Doch die zwei Männer „scheinen zusammenzugehören“, sagte DesLauriers. Der Rucksack sei „Minuten“ vor der Detonation einer der Bomben abgelegt worden.

Links: