Art der Berechnung im Dunkeln
„Facebook ist und bleibt kostenlos“, ist auf der Einstiegsseite des Sozialen Netzwerks zu lesen. Doch es war wohl nur eine Frage der Zeit, bis das US-Unternehmen nach Einnahmequellen abseits von Werbung sucht. Nach einer Testphase in den USA müssen nun auch zahlreiche europäische Nutzer bis zu 13 Euro bezahlen, wenn sie Personen außerhalb ihrer Freundesliste kontaktieren.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Wie der britische „Guardian“ (Onlineausgabe) schreibt, hat Facebook kürzlich eine entsprechende Testphase in mehreren Ländern Europas gestartet. Demnach gibt es für einige Nutzer eine neue Standardgebühr von 71 Pence (rund 80 Cent), die in erster Linie anfällt, wenn eine Nachricht an eine Person des öffentlichen Lebens gehen soll. Dazu gehören etwa der BBC-Reporter Robert Peston und die aktuelle Freundin von Prinz Harry, die auch in Großbritannien nur durchschnittlich bekannt sind.
Elf Pfund für einen Olympioniken
Für den Kontakt zu Schriftsteller Salman Rushdie und zum populären britischen Olympioniken Tom Daley verrechnet Facebook laut einigen Usern bis zu elf Pfund (knapp 13 Euro). Das US-Unternehmen hat diese Vorgehensweise im Rahmen einer „Testphase“ bestätigt, gibt sich aber zurückhaltend über den weiteren Ausbau eines Bezahlsystems.
„Getestet wurde bisher unter einem sehr kleinen Prozentsatz von Usern“, sagte eine Unternehmenssprecherin laut „Guardian“. Es gebe aber keinen Zeitplan zur flächendeckenden Einführung eines Gebührenmodells. Der weitere Ausbau hänge auch vom Feedback der User ab, die derzeitigen Preise seien „nicht in Stein gemeißelt“.
Bisher hat sich das Soziale Netzwerk in erster Linie aus den Erlösen von Werbung finanziert. Neben klassischen Bannern und Textanzeigen gibt es auf Facebook auch „Sponsored Stories“, die ähnlich wie Userbeiträge im Newsfeed erscheinen und kommentiert und weitergeleitet werden können.
Mehrheit der User muss nicht bezahlen
Die Probephase war bereits im Dezember in den USA gestartet und wurde nun um 36 weitere Länder inklusive Großbritannien erweitert. Die große Mehrheit der Facebook-Nutzer kann aber auch in den Testländern weiterhin Freunde wie Nicht-Freunde gratis kontaktieren. Nach welchen Kriterien entschieden wird, welche User für den Probebetrieb des Bezahlsystems herangezogen werden, dazu gibt Facebook keine Auskunft.
Auch zu Hintergründen der Berechnung der Geldbeträge, die für die Nachrichten an Prominente anfallen, ist man beim IT-Riesen eher schweigsam. Die Anzahl ihrer Abonnenten sei aber ein Faktor, genauso wie ein spezieller Algorithmus, der die „Berühmtheit“ der ausgewählten Personen berechnen soll und dessen Kriterien in traditioneller Facebook-Manier „geheim“ sind.
Hohn aus der Netzgemeinde
Laut offizieller Begründung des IT-Riesen will man mit der Neuerung das Spam-Aufkommen in den Accounts von bekannten Personen verringern. Nachrichten, für die ein User zuvor bezahlt hat, landeten nämlich direkt im Postfach des Empfängers. Tatsächlich ist die Möglichkeit, Gratisnachrichten zu verschicken, ein wesentlicher Grund für das hohe Aufkommen an Spam im Internet.
Dennoch dürfte das neue System innerhalb der Community noch für einige Kontroversen sorgen. Bereits im Jänner erntete Facebook für die Idee, das Kontaktieren des Unternehmensgründers Mark Zuckerberg mit einem Geldbetrag von 100 Dollar (knapp 77 Euro) zu belegen, viel Spott und Hohn aus der Netzgemeinde. Die Frage, wie viele User tatsächlich bereit sein werden, für das Senden von Nachrichten im Sozialen Netzwerk zu bezahlen, könnte also noch äußerst knifflig werden.
Links: