Spekulationen angeheizt
In den USA gibt es unterschiedliche Meinungen über die atomaren Fähigkeiten Nordkoreas. Ein republikanischer Abgeordneter heizte neue Spekulationen über den Stand des nordkoreanischen Atomwaffenprogramms an. Nordkorea sei mit „einiger Sicherheit“ in der Lage, atomar bestückte Raketen abzufeuern, zitierte Doug Lamborn am Donnerstag aus einem Bericht des Militärgeheimdienstes DIA.
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Allerdings seien diese Waffen nicht besonders verlässlich. Die DIA gehe mit ziemlicher Sicherheit davon aus, dass das Regime „derzeit über Nuklearwaffen verfügt, die von ballistischen Raketen getragen werden können“, berichtete auch die „New York Times“, die nach eigenen Angaben Einsicht in den vertraulichen Bericht hatte.

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Eine mobile Raketenrampe bei einer Parade in Pjöngjang
Pentagon: Teil irrtümlich nicht als geheim eingestuft
Das Pentagon versuchte kurze Zeit später zu relativieren, und auch Südkorea glaubt nicht an derartige Kapazitäten Pjöngjangs. „Es wäre unrichtig zu sagen, dass das nordkoreanische Regime jene im Bericht angeführten nuklearen Ressourcen vollständig getestet, entwickelt oder unter Beweis gestellt hat“, sagte Pentagon-Sprecher George Little.
Aus Regierungskreisen hieß es, der von Lamborn und auch der „New York Times“ zitierte Teil des Berichts sei irrtümlich nicht als geheim eingestuft worden, was der Grund war, warum etwa der Abgeordnete ihn öffentlich vorlesen durfte. Über welche Reichweite die Raketen verfügen sollen, würde nicht erwähnt.

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Raketentest bald erwartet
In Südkorea wird erwartet, dass Nordkorea eine oder zwei Musudan-Raketen mit Reichweiten von schätzungsweise 3.000 bis 4.000 Kilometern testen will, um im Konflikt über sein Atomprogramm Stärke zu demonstrieren. Südkoreas Außenminister Yun Byung Se hatte am Mittwoch gesagt, Nordkorea könne eine Musudan jederzeit starten. Die Rakete gilt als unerprobt. Als möglicher Starttermin gelten die Tage um den 101. Geburtstag des früheren Staatschefs und als Republikgründer verehrten Kim Il Sung am 15. April. Neben Feierlichkeiten gebe es auch Anzeichen für eine große Militärparade in Pjöngjang, berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap.
US-Außenminister John Kerry warnte Nordkorea vor dem Start einer Mittelstreckenrakete. Sollte Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un beschließen, solch ein Rakete zu starten, wäre das ein provokativer Akt, sagte Kerry in Seoul. „Das wäre ein Riesenfehler“, der Pjöngjang nur weiter in die Isolation treiben würde. Kerry bekräftigte zudem, die USA und der Rest der Welt würden Nordkorea niemals als „Atommacht“ akzeptieren.
USA: China will Machtwechsel vermeiden
Generell halten Experten einen nordkoreanischen Angriff allerdings für wenig wahrscheinlich. Die Drohgebärden Nordkoreas dienten vielmehr der Festigung der Macht von Staatschef Kim Jong Un im eigenen Land, sagte Präsident Barack Obamas Nationaler Geheimdienstdirektor James Clapper. Als einzige ausländische Kraft habe China direkten Einfluss auf Pjöngjang, da Nordkorea wirtschaftlich am Tropf Pekings hänge.
Das Land sei nach Einschätzung der US-Geheimdienste zunehmend „frustriert“ über Nordkoreas Säbelrasseln. Einen Machtwechsel im Nachbarland wolle die chinesische Führung aber vermeiden, sagte Clapper. Peking brauche Nordkorea als „Pufferstaat“ zum US-Verbündeten Südkorea und fürchte sich vor Instabilität an seinen Grenzen.

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Die bestätigten Atomanlagen in Nordkorea
Seoul: Noch nicht miniaturisiert
Südkorea versuchte ebenfalls zu beruhigen. „Die Einschätzung unseres Militärs ist, dass es dem Norden noch nicht gelungen ist, die atomare Ladung zu miniaturisieren. Nordkorea hat drei Atomtests durchgeführt, aber wir bezweifeln, dass das Stadium erreicht ist, wo sie das Gewicht verringern und so miniaturisieren können, um es auf einer Rakete zu befestigen“, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums.
Obama und Ban besorgt
China dementierte am Freitag Berichte, es verstärke seine Truppen an der Grenze zu Nordkorea. „Diese Berichte sind nicht wahr“, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua und berief sich dabei auf das Verteidigungsministerium. Das bezog sich auf ausländische Presseberichte. China beobachte die Lage auf der koreanischen Halbinsel aufmerksam und habe sich immer für Frieden und Stabilität in der Region eingesetzt, hieß es weiter.
Zuvor hatte Obama nach einem Treffen mit UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon ein Ende der kriegerischen Rhetorik verlangt. „Es ist wichtig, dass Nordkorea wie jedes andere Land der Welt grundsätzliche Regeln und Normen einhält“, sagte Obama am Donnerstag im Weißen Haus. „Die Vereinigten Staaten werden alle notwendigen Schritte unternehmen, um ihre Bevölkerung zu schützen und den Verpflichtungen gegenüber den Verbündeten in der Region nachzukommen“, sagte der US-Präsident. Ban zeigte sich „zutiefst besorgt“ über das Säbelrasseln auf der koreanischen Halbinsel. Zugleich lobte der aus Südkorea stammende UNO-Generalsekretär die „gemäßigte Antwort“ der USA auf die Provokationen aus Pjöngjang.
G-8: Frieden auf dem Spiel
Die Außenminister der acht führenden Industriestaaten (G-8) verurteilten bei ihrem Treffen in London, das Verhalten Nordkoreas ebenfalls scharf und drohten mit neuen Sanktionen. Der Atomtest vom Februar sowie zwei Raketenstarts aus dem vergangenem Jahr „unterwandern ernsthaft die regionale Stabilität, setzen die Aussicht auf Frieden auf der koreanischen Halbinsel aufs Spiel und bedrohen den internationalen Frieden und die Sicherheit“, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung.
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