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Schmiergelder bei Hubschrauberverkauf

Im Skandal um den italienischen Rüstungskonzern Finmeccanica haben die indischen Behörden nun offiziell Ermittlungen wegen Korruption eingeleitet. Das teilte die zuständige Behörde vergangene Woche mit. Finmeccanica droht damit die Verbannung vom lukrativen Rüstungsmarkt Indien.

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Es werde gegen vier Unternehmen und zwölf Personen ermittelt, darunter den ehemaligen Chef der indischen Luftwaffe. Im Kern der Ermittlungen stünden Finmeccanica und dessen britische Tochter AgustaWestland, hieß es von indischer Seite. Am Mittwoch hatte die indische Polizei mehrere Büros und Häuser durchsucht.

Millionenzahlungen an Politiker

Das Unternehmen weist den Vorwurf zurück, dass beim Verkauf von zwölf Hubschraubern im Wert von knapp 560 Millionen Euro im Jahr 2010 mehr als 50 Millionen Euro Schmiergelder an indische Politiker geflossen seien. In Zusammenhang mit dem Fall wurde in Italien bereits Finmeccanica-Chef Giuseppe Orsi verhaftet. Orsi, der mit der Unterstützung der rechtspopulistischen Partei Lega Nord, Verbündete von Ex-Premier Silvio Berlusconi, bestellt worden war, beteuerte seine Unschuld.

Im Februar kündigte der damalige italienische Ministerpräsident Mario Monti an, die italienische Regierung werde sich umgehend mit den Führungsproblemen bei Finmeccanica auseinandersetzen. Der Konzern, der mit rund 70.000 Mitarbeitern nach Fiat zweitgrößter Arbeitgeber im Land ist, gehört zu etwa 30 Prozent dem italienischen Staat. Doch die Parlamentswahl Ende Februar machte Ermittlungen einen Strich durch die Rechnung. Noch immer steht keine neue Regierung.

Rüstungskonzern kämpft mit Milliardenschulden

Sollten sich die Vorwürfe erhärten, dürfte Finmeccanicas Zukunft in Indien besiegelt sein. Das könnte für das Unternehmen dramatische Auswirkungen haben. Denn Indien liegt laut dem Stockholmer Friedensforschungsinstitut SIPRI auf der Liste der Importeure von Rüstungsgütern unangefochten an der ersten Stelle. Zwischen 2008 und 2012 stiegen die Waffenimporte um zwölf Prozent. An zweiter Stelle liegt China mit einem Zuwachs von sechs Prozent gefolgt von Pakistan und Südkorea mit jeweils fünf Prozent.

Nach Bekanntwerden des Schmiergeldskandals stürzte die Aktie in Mailand um mehr als fünf Prozent ab und musste kurzzeitig vom Handel ausgesetzt werden. Der Konzern kämpft schon seit längerem um das wirtschaftliche Überleben. Zuletzt wurde ein Schuldenberg in der Höhe von fast fünf Milliarden Euro angehäuft. Der Verkauf von Firmenanteilen geht nur schleppend voran. S&P stufte das Unternehmen auf Ramsch herab.

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