Die Welt wird „weniger ungleich“
Norwegen ist das am höchsten entwickelte Land der Welt. Zu diesem Schluss kommt der Mitte März in Mexiko präsentierte Jahresbericht des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP), der Human Development Report (HDR). Bemerkenswert ist jedoch, dass vor allem arme Länder schnelle Fortschritte verzeichnen. Besonders positiv sticht Afrika hervor.
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Der Report, der 2013 unter dem Motto „Der Aufstieg des Südens: Menschlicher Fortschritt in einer ungleichen Welt“ steht, zeige, dass es über die letzten Jahrzehnte hinweg eine generelle Bewegung hin zu einem höheren Entwicklungsstand gebe - über alle Länder hinweg, erklärte die UNO.
So hätten alle Gruppen und Regionen einen „beträchtlichen Fortschritt“ bei allen Komponenten des Human Development Index (HDI) gemacht. Der HDI versteht sich als Wohlstandsindikator und als eine Art Alternative zu rein ökonomischen Maßstäben und berücksichtigt deshalb neben dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf auch die Lebenserwartung sowie den Bildungsgrad.
Österreich auf Rang 18
Das HDI-Ranking führt Norwegen vor Australien und den USA an. Österreich verbesserte sich gegenüber dem Vorjahr um einen Rang auf Platz 18 (von 187). Die Länder mit dem niedrigsten Entwicklungsstand sind Niger, die Demokratische Republik Kongo und Mosambik.
„Aufstieg des Südens ungebrochen“
„Es gibt eine globale Mittelklasse“, sagte Khalid Malik, Chefautor des UNO-Berichts. „1990 umfasste sie nur 1,8 Milliarden Menschen, 2020 werden es schon 3,2 und 2030 dann 4,9 Milliarden Menschen sein.“ Es gelinge, immer mehr Menschen am Wohlstand zu beteiligen.
„Der rasante Aufstieg des Südens ist ungebrochen“, sagte Malik. „In den vergangenen 150 Jahren war die Produktion von Deutschland, Kanada, Frankreich, den USA, Italien und Großbritannien zusammen weit stärker als die von Brasilien, China und Indien. Das hat sich angeglichen, und in Kürze werden die drei Südländer die klassischen Industrienationen überholen.“ Im Jahre 2050 sollten 40 Prozent der Weltproduktion auf Indien, China und Brasilien entfallen.
Internet ebnet Weg zum Erfolg
In den vergangenen zwölf Jahren seien in China laut Bericht hundert Millionen Menschen aus der Armut aufgestiegen. Aber auch Indien hat seine Zukunft durch kreative Wege bei Regelungen für Kleinunternehmer und Innovationen im sozialen Bereich auf einen guten Weg gebracht. In Brasilien wurde der Lebensstandard durch Anti-Armut-Programme und stärkere internationale Ausrichtungen angehoben. „Sie haben Arbeitsplätze geschaffen, für Bildung und ein zumindest grundlegendes Sozialnetz gesorgt und sie haben Frauen nicht ausgegrenzt“, sagte Malik.

APA
Insgesamt haben sich 40 Schwellenländer besser entwickelt, als hinsichtlich der letzten Jahrzehnte zu erwarten war. Diese Länder seien aufgrund ihrer eigenen Geschichte und des individuell eingeschlagenen Weges schwer vergleichbar, heißt es in der Studie. Sie seien jedoch alle stark voneinander abhängig. So müsste den Menschen in allen Schwellenländern mehr Gehör geschenkt werden. Eine Schlüsselrolle fällt dabei den neuen Kommunikationswegen zu.
„Ein Bauer in Indien kann auf seinem Telefon sehen, wie eine Wahl in Europa ausgegangen ist - und sofort für seinen Handel entsprechende Schlüsse ziehen“, erklärt Malik. Schon heute gebe es im Süden mehr Internetnutzer als in den Industrienationen des Nordens.
Fortschritte vor allem in Afrika
Neben China, Brasilien und Indien fand auch am afrikanischen Kontinent ein enormer Entwicklungssprung statt. So war das mit weitem Abstand erfolgreichste Land Libyen. Im Jahr nach dem Sturz von Diktator Muammar al-Gaddafi legte das Land 23 Ränge zu und liegt jetzt auf Platz 64. Unter den Staaten mit dem größten Entwicklungsschub innerhalb der letzten zwölf Jahre fanden sich zudem Sierra Leone, Äthiopien, Ruanda, Angola, Osttimor, Tansania, Liberia, Burundi, Mali, Mosambik, die Demokratische Republik Kongo sowie Niger, aber auch Afghanistan und Burma. Alles Staaten, die zuletzt die hintersten Ränge des HDI belegten.
Das UNDP schloss daraus, dass die Welt „weniger ungleich“ werde. Generell gebe es einen globalen Trend hin zu „kontinuierlicher menschlicher Entwicklung“. Keines der aufgelisteten Länder habe einen niedrigeren HDI-Wert als im Jahr 2000. Gleichzeitig zeigt der Report auch auf, dass das nicht über Ungleichheiten innerhalb von Ländern oder Regionen hinwegtäuschen könne, wurde in einer Aussendung in Anspielung der Situation der Roma in Europa betont.
Österreich holt bei Gleichberechtigung auf
Der HDR beinhaltet neben dem HDI auch den Multidimensionalen Armutsindex (Multidimensional Poverty Index, MPI) und den Index der geschlechtsspezifischen Ungleichheit (Gender Inequality Index, GII). Als GII-Spitzenreiter konnten sich erneut die nordeuropäischen Staaten (Niederlande vor Schweden und Dänemark) behaupten. Österreich konnte im Vergleich zum Vorjahr zwei Plätze gutmachen und belegt aktuell Rang 14. Am schlechtesten in puncto Gleichberechtigung schneiden die arabischen Länder, Südasien und Subsahara-Afrika ab.
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