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„Die Bewegung kommt ins Rollen“

Frank Stronach hat sich offenbar noch etwas mehr vorgestellt als die erreichten 9,8 bzw. 11,2 Prozent bei den Landtagswahlen in Niederösterreich und Kärnten. Bei einer Pressekonferenz in Oberwaltersdorf meinte Stronach am Montag, die Leute hätten ihm zwar gesagt, das Ergebnis sei „sehr beachtlich“, aber „man erwartet sich immer mehr“.

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Für die Nationalratswahl im Herbst ist Stronach jetzt „sehr optimistisch“. „Die Bewegung kommt jetzt ins Rollen.“ Stronach bestätigte, dass er bei der Nationalratswahl als Spitzenkandidat ins Rennen gehen werde. In Niederösterreich wird nicht wie zunächst angedacht der Listenzweite Ernest Gabmann jun. den eroberten Regierungssitz einnehmen, sondern die Abgeordnete Elisabeth Kaufmann-Bruckberger. Als Ressort in der Landesregierung wünscht sie sich Finanzen oder Wirtschaft, auch wenn sie nicht glaube, dass sie diese Ressorts bekommen werde.

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Die Klubführung soll nun statt der zunächst angedachten Kaufmann-Bruckberger der frühere Rechnungshof-Beamte Walter Laki übernehmen. Stronach begründete diese Entscheidung damit, dass Laki über mehr Erfahrung verfüge. Er schätze aber auch Gabmann sehr, dieser sei noch sehr jung und könne „vielleicht in fünf Jahren Landeshauptmann“ werden - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.

Nach dem Wechsel Kaufmann-Bruckbergers vom Nationalrat in die Landespolitik muss das Team Stronach (TS) nun Ersatz im Parlament finden, um den Klubstatus nicht zu verlieren. Stronach betonte: „Der Klubstatus ist uns sehr wichtig.“ Es gebe deshalb schon Gespräche mit Abgeordneten anderer Parteien über einen Wechsel. Details dazu wollte er jedoch nicht nennen. Eine Entscheidung könnte in den nächsten ein, zwei Wochen fallen. Dass Stronach selbst als Spitzenkandidat nicht in den Landtag einzieht, dabei bleibt es.

„Das überlasse ich den Kärntnern“

An die Möglichkeit, den Kärntner Spitzenkandidaten Gerhard Köfer, der von der SPÖ zum TS übergelaufen war, in den Klub zu integrieren, denkt Stronach zumindest vorerst offenbar nicht. Ob Köfer nun den eroberten Sitz in der Kärntner Landesregierung übernehmen wird, „das überlasse ich den Kärntnern“, sagte Stronach. Wer für ihn das Mandat im Bundesrat übernehmen wird, sei ebenfalls noch nicht entschieden.

Dass die ÖVP mit Erwin Pröll in Niederösterreich die absolute Mehrheit verteidigte, gefällt Stronach zwar nicht. Für Niederösterreich wäre es seiner Ansicht nach ohne „Absolute“ für die ÖVP besser, aber: „Es kommt, wie es kommt.“ Die Verluste der FPÖ in beiden Ländern wollte er nicht kommentieren. Ob das TS Ende April in Tirol und Anfang Mai in Salzburg antreten wird, ließ Stronach offen. Wenn sich die richtigen Leute zusammenfinden, werde er sie unterstützen. Das werde aber noch etwas Zeit brauchen. Die Europapolitik ist Stronach offenbar egal. „Vergiss Brüssel“, sagte er auf eine entsprechende Frage.

Stronach kündigte an, dass er am Dienstag wieder nach Kanada fliegen und erst in der ersten April-Woche zurückkommen werde. Dann werde er auch das Parteiprogramm präsentieren, das „zu 99 Prozent fertig“ sei. Fix in Österreich bleiben will der Milliardär weiterhin nicht, weil er „weltweite Tätigkeiten“ habe.

Fischen im FPÖ-Lager

„In erster Linie kommen die Stimmen schon von der FPÖ“, so die Analyse des Politikwissenschaftlers Peter Filzmaier. „Der Stronach-Wähler ist ein frustrierter Protestwähler, der erst an Jörg Haider, dann an Heinz-Christian Strache geglaubt hat - und nun spricht die enttäuschten Arbeiter und Selbstständigen eben Stronach an“, schreibt der „Standard“ (Montag-Ausgabe) in einem Kommentar. Doch das TS sprach offenbar auch viele Nichtwähler an.

Ausgangsbasis für relevante Mitstreiter

Geht es nach den Meinungsforschern, ist der bei den Landtagswahlen in Kärnten und Niederösterreich am Sonntag absolvierte Testlauf des TS geglückt. „Stronach hat seinen Elchtest bestanden“, meinte etwa David Pfarrhofer (market). Für OGM-Chef Wolfgang Bachmayer wurde das TS „eindrucksvoll“ von den Wählern legitimiert. Das TS sei durch die Wahlerfolge von einem Medienphänomen zu einer vom Wähler legitimierten Partei aufgestiegen. „Jetzt könnte Frank Stronach politisch relevante Mitstreiter gewinnen, die sich bisher bedeckt hielten“.

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