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Alle paar Meter ein Wild

Jagen als Form der Landwirtschaft zur Nahrungsmittelproduktion ist das Hauptargument für zwei Formen von Jagd, die nicht nur radikale Tierschützer wie Elmar Völkl vom Verein gegen Tierfabriken für erklärungsbedürftig halten: Gatterjagden und die Aufzucht und das Freilassen von Tieren ausschließlich zu Jagdzwecken.

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Gerade im Burgenland sind beide Praktiken gang und gäbe. Es gibt Fasanerien und Entenzuchtbetriebe im Land selbst und vor allem im benachbarten Ungarn. Ein Jagdgatter heißt: Wildtiere wie Rehe, Hirsche oder Wildschweine leben in einem eingezäunten, naturnahen Grundstück oder werden dort hingebracht. Dann kommen Jäger, oft Gäste des Jagdpächters, und schießen auf kleinem Raum mit wenig Aufwand viele Tiere. Die Argumentationslinie des burgenländischen Landesjägermeisters Peter Prieler bei diesen beiden Jagdmethoden, wie überhaupt bei der Jagd: Wenn man es nach den Regeln macht, ist es in Ordnung - und allemal besser als Massentierhaltung.

Jäger beim Spurenlesen

ORF.at/Simon Hadler

Jäger Erich Artner beim Fährtenlesen - das nichts mit Gatter- und Zuchtjagden zu tun hat

Gezüchtet, nur um gejagt zu werden

Die Zuchttiere sollten ganz jung im Mai oder Juni ausgelassen und erst im Herbst, wenn sie schon Wildtiere sind, geschossen werden. Wird das so gemacht, geht zwar die Hälfte der Tiere für Jäger verloren - aber es ist dafür eine echte Jagd und die Tiere leben in freier Wildbahn. Und Jagdgatter müssen groß genug sein und die Tiere artgerecht gehalten werden. Vermehren sie sich, reguliert man dort, so Prieler, die Population wie überall anders auch.

Diese beiden Arten zu jagen klingen dennoch so gar nicht nach dem, was der Lutzmannsburger Jäger Erich Artner aus seiner jahrzehntelangen Erfahrung erzählt, während er durch den Schnee im tiefen Wald stapft und Spuren liest. Direkt gefragt - „Aber das ist doch nicht das, was Sie unter Jagd verstehen?“ -, ringt der 76-Jährige um eine Antwort und sagt schließlich: „Eigentlich nicht.“ Landesjägermeister Prieler jedenfalls meint, man dürfe nicht aufgrund einzelner schwarzer Schafe die ganze Zunft verurteilen.

„Hochgezüchtet und aufgemästet“

Zu kleine Gatter, Tiere, die nicht artgerecht gehalten werden, Zuchtfederwild, das zu früh nach dem Auswildern geschossen wird, obwohl es noch gar nicht ordentlich fliegen kann - ob es sich dabei um Einzelfälle handelt oder um eine gängige Praxis, die vor allem betuchten Jagdgästen zugutekommt, darüber scheiden sich die Geister. Tierschützer Elmar Völkl vom Verein gegen Tierfabriken berichtet von seinen Jagdbeobachtungen. Oft sei es so, dass da alle paar Meter ein Wild steht, in einem Gatter, das so klein ist, dass man von einem Ende zum anderen sieht. Und vor dem Gatter warten Chauffeure in Luxusschlitten.

Besonders die Entenjagd im Burgenland sorgte im Vorjahr für Aufregung. Völkl war an Ort und Stelle, bis er kurzzeitig eingesperrt wurde, und berichtete danach gegenüber burgenland.ORF.at: „Laut Angaben von Informanten werden hier bis zu 10.000 Enten, die in Ungarn gezüchtet werden, importiert und in geschlossenen Gehegen in der Leitha und am Leitha-Ufer hochgezüchtet und aufgemästet.“

Im Jahr 2011 (aktellste Zahlen) wurden im Burgenland laut einer Statistik des dortigen Jagdverbandes über 30.000 Fasane geschossen und 22.000 Wildenten. Wie viele davon davor ausgesetzt worden waren, ist aus der Statistik nicht ersichtlich.

Simon Hadler, ORF.at

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