Offiziell keine Atommacht
Eskalation im Atomstreit mit Nordkorea: Das kommunistische Land hat am Dienstag nach eigenen Angaben einen weiteren Atomtest unternommen. Ein dritter Nukleartest sei erfolgreich durchgeführt worden, berichteten die Staatsmedien.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Die amtliche Nachrichtenagentur KCNA meldete, der Test sei „erfolgreich“ verlaufen. Ein miniaturisierter Sprengsatz mit großer Stärke sei gezündet worden. Die Agentur bezeichnete den Test zugleich als „Teil von Maßnahmen zum Schutz unserer nationalen Sicherheit und Souveränität“. Zunächst hatten Japan und Südkorea berichtet, dass Nordkorea vermutlich einen Atomtest durchgeführt habe. Im Nordosten Nordkoreas seien Erdstöße registriert worden, die auf einen unterirdischen Nukleartest hinwiesen, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Seoul.
„Künstliches Beben“
Das „künstliche Beben“ in Nordkorea um etwa 12.00 Uhr Ortszeit (4.00 Uhr MEZ) habe wahrscheinlich eine Stärke von 4,9 gehabt, hieß es. Südkorea und Japan beriefen jeweils ihren nationalen Sicherheitsrat ein. Es werde angenommen, dass der Test eine Sprengkraft von sechs bis sieben Kilotonnen TNT gehabt haben könnte, sagte der Ministeriumssprecher in Seoul. Die Bombe, die 1945 über Hiroshima niedergegangen war, hatte eine Sprengkraft vorn 13 bis 16 Kilotonnen.
Die UNO-Behörde zur Überwachung des internationalen Kernwaffenteststopp-Abkommens (CTBTO) berichtete ebenfalls von ungewöhnlichen Erdstößen in Nordkorea, die stärker waren als beim zweiten Atomtest 2009. „Wir haben ein ungewöhnliches seismisches Ereignis in Nordkorea gemessen“, teilte CTBTO-Sprecherin Annika Thunborg am Dienstag in Wien mit. Die Bezeichnung „ungewöhnliches seismisches Ereignis“ wird für möglicherweise von Menschen verursachte Erdstöße verwendet.
Erstmals hochangereichertes Uran?
Nordkorea hatte Ende Jänner nach einer Verschärfung der UNO-Sanktionen, der auch China zugestimmt hatte, bereits mit einem dritten Atomtest „auf hohem Niveau“ gedroht. Experten interpretierten das dahingehend, dass es sich im Gegensatz zu den früheren Atomtests, bei denen Plutonium verwendet wurde, diesmal um einen Test mit hochangereichertem Uran gehandelt haben könnte.
Laut einem Bericht der südkoreanischen Nachrichtagentur Yonhap informierte die Regierung des kommunistischen Staates China und die USA über ihre Pläne. Bereits in den Jahren 2006 und 2009 hatte das Land Atomwaffen getestet. Dem kommunistischen Land ist es inzwischen per UNO-Resolutionen verboten, Raketen- oder Atomtechnik zu entwickeln.
Offiziell noch keine Atommacht
In den vergangenen Jahren arbeitete das abgeschottete Land nach Überzeugung des Auslands kontinuierlich an seinem Nuklearprogramm. Seit vergangenem Jahr bezeichnet sich das Land in seiner Verfassung selbst als Atommacht. Das kommunistisch regierte Land ist also im Besitz von Nuklearwaffen, allerdings ist es offiziell keine Atommacht, da bisher nicht bewiesen ist, dass es auch über ein funktionierendes Trägersystem - etwa Interkontinentalraketen oder U-Boote - verfügt. Nordkorea war bisher zudem nicht in der Lage, einen Sprengkopf herzustellen, der atomar bestückt und auf einer Rakete platziert werden kann.
Im Dezember testete Nordkorea eine Langstreckenrakete, nachdem im Frühjahr ein Raketenstart spektakulär gescheitert war. Der Test gilt als Fortschritt, Experten zufolge ist Nordkorea von einer funktionierenden Interkontinentalrakete aber noch Jahre entfernt. Das Politbüro der herrschenden Arbeiterpartei hatte laut Berichten der staatlichen Medien bei einem Treffen in Pjöngjang am Montag die Notwendigkeit bekräftigt, weiter Satelliten und „leistungsstarke Langstreckenraketen“ zu starten.
Links: