„Zeremonie und Show“ am Montag
Seit Wochen laufen in Washington DC die Vorbereitungen für die Angelobung Barack Obamas für die insgesamt 57. US-Präsidentschaft auf Hochtouren. Im Gegensatz zum vor vier Jahren zelebrierten Inaugurationsspektakel wird der Amtsinhaber diesmal dennoch deutlich ruhiger in seine nun zweite Amtszeit starten.
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Konkret wird Obama den offiziellen Amtseid am Sonntag nicht vor einem jubelnden Millionenpublikum, sondern im Blue Room (Blauen Raum) des Weißen Hauses ablegen. „Es wird nicht lange dauern“, so der Sprecher des Weißen Hauses, Jay Carney, angesichts der laut „USA Today“ in einem der „kleineren Räume“ des Weißen Hauses stattfindenden Zeremonie. Geladen sind neben dem Vorsitzenden Richter des Obersten Gerichtshofes der USA, John Roberts, und einigen Regierungsmitgliedern nur Obamas engste Familienangehörige und Mitarbeiter.

Reuters/Larry Downing
Obama feierte mit Familie Anfang November seine Wiederwahl
So wie zuvor die Vereidigung von Vizepräsident Joe Biden in dessen Amtssitz im Washingtoner US Naval Observatory wird auch Obamas Amtseid live übertragen. Auf dem Programm steht für Obama und Biden am Sonntag schließlich noch ein feierlicher Empfang. Auf eine Rede wird Medienberichten zufolge an diesem Tag verzichtet.
Auf Spuren von Franklin D. Roosevelt
Das Angelobungsprozedere ist damit allerdings noch lange nicht vorbei, denn Obama wird auch diesmal nicht auf eine pompöse Zeremonie im Kapitol verzichten müssen - diese musste der Tradition zuliebe lediglich um einen Tag verschoben werden. Der Grund dafür findet sich in einem Zusatzartikel der US-Verfassung, der seit 1933 den 20. Jänner als Termin für die Vereidigung des US-Präsidenten vorsieht. Dieser fällt heuer auf einen Sonntag.
Mäßige Umfragewerte
In einer Umfrage der „New York Times“ und des US-Senders CBS zeigten sich 51 Prozent der US-Bürger zufrieden mit Obamas Amtsführung, 41 Prozent stellten ihm ein schlechtes Zeugnis aus. Damit liegt Obama auf dem Niveau von Georg W. Bush zu Beginn dessen zweiter Amtszeit.
Da große Vereidigungszeremonien aus religiösen und logistischen Gründen nicht an Sonntagen stattfinden, wird Obama nun am Montag weit öffentlichkeitswirksamer ein weiteres Mal seinen Amtseid leisten. So wie Franklin D. Roosevelt, der als einziger US-Präsident dreimal wiedergewählt wurde, wird Obama als bisher erst zweiter US-Präsident in Summe gleich viermal einen Amtseid geleistet haben. Zur Erinnerung: Aufgrund von Bedenken über die Rechtmäßigkeit von Obamas erstem Amtseid vor vier Jahren wurde dieser am Tag danach im Kartenraum des Weißen Hauses wiederholt.
Geht es nach dem Historiker Carl Sferrazza Anthony ist diesmal alles, was am Montag passiert, nur „Zeremonie und Show“. Als „echte Angelobung“ sei demnach jene vom Sonntag zu werten. Ab 12.00 Uhr (Ortszeit, 18.00 Uhr MEZ) wird Obama an diesem Tag auch laut US-Verfassung, in der diese Uhrzeit unabhängig vom Zeitpunkt der Vereidigung festgelegt ist, ohnehin erneut rechtskräftig Präsident der Vereinigten Staaten sein.
Nationalhymne von Beyonce
Zur feierlichen Amtseinführung werden unterdessen auch diesmal wieder Hunderttausende Menschen erwartet. Das umfangreiche Programm startet bereits am Montagvormittag (Ortszeit) mit ersten Auftritten von Musikern. Eine Reihe von Stars wird Obama musikalisch in die zweite Amtszeit einführen. Allen voran R&B-Sängerin Beyonce, die bei der Zeremonie die Nationalhymne interpretieren wird.
Um 11.55 Uhr (17.55 MEZ) nimmt Supreme-Court-Richter Roberts vor den Augen der Nation erneut den Amtseid ab. Was folgt, sind Obamas Vereidigungsrede und eine Parade über die Pennsylvania Avenue zum Weißen Haus.

APA/EPA/Chuck Kennedy/Pool
Obamas erste Vereidigung am 20. Jänner 2009
Der Andrang dürfte diesmal mit geschätzten 600.000 bis 800.000 Besuchern allerdings deutlich geringer sein als im Jänner 2009. Damals kamen ungeachtet der frostigen Temperaturen rund 1,8 Millionen Menschen. Den Organisatoren zufolge wird am Montag 250.000 Menschen der Zutritt auf die National Mall gewährt. „Es ist immer noch ein historischer Moment“, so Cameron French, stellvertretender Sprecher des Organisationskomitees.
Umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen
Für die Sicherheit sorgen erneut Zehntausende Polizisten und Mitglieder der Nationalgarde. Das Zentrum Washingtons wird für den Verkehr gesperrt, Passanten auf der Mall müssen Sicherheitskontrollen durchlaufen. Die Bundespolizei FBI ließ allerdings verlauten, dass es „keine glaubhaften Drohungen“ gegen die Feierlichkeiten zum Start von Obamas zweiter Amtszeit gebe.
Anderes Level
Gesellschaftlicher Höhepunkt der Amtseinführung sind Montagabend dann die Präsidentenbälle. Doch auch bei den Partys wird in diesem Jahr gekürzt. Während der Präsident und seine Gattin Michelle im Jänner 2009 noch auf zehn Bällen feierten, stehen am Montag nur zwei offizielle Tänze auf dem Programm. Etwa 40.000 Gäste werden zu den beiden Festen im wenig glamourösen Washingtoner Kongresszentrum erwartet.
Daneben wird aber auf einer Reihe von inoffiziellen Bällen bis in die Nacht getanzt, auch die Kneipen und Bars in der Hauptstadt stellen sich auf einen Ansturm durstiger Vereidigungstouristen ein. Laut US-Medienberichten dürften im Gegensatz zu 2009 diesmal allerdings viele Hotelzimmer leer bleiben. Bei Obamas erster Amtseinführung habe man es mit einer anderen Dimension zu tun gehabt und diesmal sei es nicht das gleiche Level, wie etwa ein Gastronom gegenüber der „Washington Post“ sagte.
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