Dänische Männer haben schon rein optisch ihre Eigenheiten. Bei den Haaren kurzer Undercut, an Backen und Kinn ein Rauschebart. Der Musiker Frederik Vedersö ist einer dieser charmanten Rauschebärte aus dem Norden. Als wäre er einem Bandcamp bei ZZ-Top entstiegen, führt er Dänemarks vielleicht verrücktesten Popexport an.
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Seit gut zwei Jahren zieht Vedersö als Teil des Musikerensembles The Eclectic Moniker durch Dänemark. Die Band wurde dort schon groß gefeiert, als man noch nicht einmal ein herzeigbares Album im Gepäck hatte. Der Gig in Roskilde 2011, festgehalten auf teils verwackelten YouTube-Videos, hat mittlerweile Kultstatus.
Die Fortsetzung des Hypes um die Band folgte auf dem letzten Spot-Festival im dänischen Aarhus, das sich ja als große Plattform für Newcomer aus dem Norden etabliert hat. Neben Reptile Youth war man dort der meistgehandelte Act. Jetzt beginnt die Band vorsichtig den Fuß auf den Kontinent zu setzen. Einer der Anlässe: Der Spot on Denmark am 1. Februar in Wien, den die dänische Musik-Export-Förderung mittlerweile schon zum vierten Mal mit heimischen Veranstaltern realisiert.
Daniel Buchwald
Warm anziehen muss man sich im Fall der Monikers nur fürs Pressefoto - nicht für das Live-Konzert
Dass nun mit Eclectic Moniker ausgerechnet ein Headliner mit einem Musik-Zuschnitt aus Calypso, Afro-Beat-Klängen und Indie-Pop aufgestellt wird, passt so gar nicht zum tradierten Bild skandinavischer Popmusik, die man meist zwischen solidem Songhandwerk oder Electro-Beats einzusortieren gelernt hat.
Das Publikum müsse sich auf Überraschungen und einiges Unerwartetes einstellen, verspricht Vedersö vorab im Gespräch mit ORF.at. Der Name der Band (eklektischer Spitzname) sei Programm, so Vedersö. Grundsätzlich will sich die Band, die sich vor allem als gut gelauntes Projekt von Freunden verstanden sehen möchte, vor keinem musikalischen Einfluss verschließen.
Ein Hauch von „Graceland“
Auffällig an den rhythmisch mitunter sehr durchtriebenen Nummern der Band sind die Gitarren-Koloraturen, die immer Calypso-artige Melodien zitieren und die auf der Bühne als gegenseitige Dauerparaphrase auftauchen: Einer stimmt die Melodie an, der andere überhöht sie, die Keyboards werden zu einer Art Echokammer. Dabei entsteht eine Form von Weltmusik, die einen vielleicht an Paul Simon’sche „Graceland“-Experimente erinnern mag - tatsächlich ist aber seit diesem Album so viel Musikgeschichte vergangen, dass sich auch ganz neue Bezüge aufspannen lassen. Nicht zuletzt zu Indie-Klängen der 1990er und 2000er Jahre.
Man liebe vor allem das Zusammenspiel auf der Bühne, das Unerwartete, das sich dabei einstelle. Gerade auch für das Publikum. Albumversionen von Songs der Band wie „Going to Paris“ oder „Easter Island“ wirken da vergleichsweise harmlos gegen das musikalische Ideenfeuerwerk und die Dynamik eines Moniker-Livekonzerts.
In Dänemark schaffte man es mit Vorliegen des Albums ganz hoch in die Charts - das freilich in einem Land, das den Unterschied zwischen Mainstream und Independent mittlerweile so gut wie eingeebnet hat. Im Moment wird man mit der Single „Two Officers“ herum gereicht (das Video zeigt einen Auftritt im Morgenfernsehen des dänischen Senders TV2).
„Egal, wo wir zusammen spielen“
Es sei fast „egal“, wo man zusammen spiele, „entweder im Tourbus oder auf der Bühne“, so Vedersö: „Das macht uns aus, die Freude des Zusammenwerkens, und wenn wir dann auf der Bühne stehen, dann ist das wie eine Bombe, die explodiert.“
Spot on Denmark 2013
Der Spot on Denmark ist so etwas wie die Mini-Leistungsschau für Musik aus Dänemark. Bei der vierten Auflage des Festivals am 1. Februar im Wiener WUK treten Broken Twin, Rangleklods und The Eclectic Moniker an. Ausgewählt wurden die Bands von einer heimischen Jury.
Dass man Teil eines momentanen Skandinavien-Hypes sei, sieht die Band nicht als störend an. „Ja, das kann schon sein, dass man hier im Zusammenhang mit Strömungen, die es insgesamt in Skandinavien gibt, wahrgenommen wird“, so Vedersö, der aber meint, dass die Vorerwartung gegenüber Kunst aus dem Norden auch von anderen Disziplinen, vor allem dem Film, geprägt wurde.
Als Teil der Skandinavien-Welle gestaltet sich der kommende der Auftritt der Monikers in Wien. Eine Schar österreichischer Journalisten und Branchenexperten hat auf dem vergangenen Spot-Festival die Bands für den heurigen Spot on Denmark gewählt: Und die Wahl für Eclectic Moniker fiel eindeutig aus. Sie werden eine große Kontrastfolie sein zu den Dance-Beats der gerade durch Europa tourenden Rangleklods, die beim Spot on Denmark ebenso zu hören sein werden wie das Songwriter-Projekt Broken Twin der jungen Kopenhagenerin Majke Voss Romme.