Weiter „erhebliche Herausforderungen“
Die US-Truppen ziehen sich früher als geplant von ihrer Kampfmission aus Afghanistan zurück. Bereits ab diesem Frühjahr sollen einheimische Militärs die Verantwortung für die Sicherheit des Landes voll übernehmen. Die USA sollen dann eine unterstützende Rolle spielen.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Darauf einigten sich US-Präsident Barack Obama und sein afghanischer Kollege Hamid Karzai Anfang Jänner in Washington. Ursprünglich sollten die afghanischen Truppen erst im Sommer die volle Verantwortung für die Sicherheit ihres Landes übernehmen. „Ab diesem Frühling werden unsere Truppen eine neue Mission haben: Training, Beratung und Unterstützung von afghanischen Kräften“, sagte Obama nach den über dreistündigen Gesprächen im Weißen Haus. Der Abzug der US-Truppen werde sich daher beschleunigen. Derzeit hätten die USA 66.000 Soldaten im Land.
„Verantwortungsvolles Ende“
Obama warnte zwar, es gebe noch immer „erhebliche Herausforderungen“ und Gefahren am Hindukusch. Auch würden US-Soldaten noch vereinzelt an der Seite afghanischer Kameraden kämpfen müssen. „Doch dieser Krieg gelangt zu einem verantwortungsvollen Ende.“ Karzai betonte, dass sich die ausländischen Truppen bereits bals aus afghanischen Dörfern zurückziehen werden. Auch die Gefängnisse im Land sollten rasch „unter afghanische Souveränität gestellt werden“. Diese Forderungen hatte Karzai seit langem gestellt.
Vorgehen nach 2014 noch offen
Offen blieb allerdings die Frage, ob die USA auch nach dem Abzug der internationalen Truppen Ende 2014 weiterhin Soldaten am Hindukusch stationieren werden. In einer gemeinsamen Erklärung hieß es lediglich, eine solche Möglichkeit solle diskutiert werden. Die amerikanische Regierung hatte erst kürzlich durchblicken lassen, dass auch ein vollständiger Abzug aus Afghanistan denkbar sei. Dagegen berichtete die „New York Times“ Anfang Jänner, Karzai rechne mit bis zu 15.000 US-Soldaten. Obama erwägt laut anderen Medien, nach 2014 ein Truppenkontingent zwischen 3.000 und 9.000 Mann in Afghanistan zu belassen. Die Soldaten sollten die afghanischen Streitkräfte beraten und gezielte Spezialeinsätze gegen Al-Kaida-Kämpfer durchführen.
Experten bezweifeln, dass die afghanischen Streitkräfte in absehbarer Zeit in der Lage sein werden, die Taliban ohne fremde Hilfe in Schach zu halten. Schließlich sei es der internationalen Streitmacht in über elf Jahren nicht gelungen, die Taliban in die Knie zu zwingen.
Straffreiheit für Soldaten gefordert
Obama betonte seine Forderung, amerikanische Soldaten könnten nur dann längerfristig im Land bleiben, wenn ihnen auch weiterhin Immunität vor einer Strafverfolgung durch die afghanische Justiz gewährt werde. „Ich denke, Präsident Karzai versteht das.“ Auch Karzai deutete an, dass er mit einer solchen Lösung einverstanden sei. Derzeit sind 66.000 US-Soldaten und etwa 30.000 Soldaten aus anderen Ländern in Afghanistan. Die deutsche Bundeswehr etwa hat noch rund 4.300 Soldaten am Hindukusch.
Links: