Mission nähert sich dem Höhepunkt
1996 hatte der britische Landwirt David Cundall zum ersten Mal die Geschichte gehört: Zum Ende des Zweiten Weltkriegs hatten die Briten etliche der legendären Spitfires in Burma stationiert. Ein Rücktransport nach Großbritannien der teilweise unmontierten Maschinen kam nicht infrage, also ließ man sie dort und vergrub sie. Cundall ist nun aufgebrochen, um die Spitfires zu suchen und auszugraben.
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Cundall sucht seit 36 Jahren nach abgestürzten Flugzeugen, in sein größtes Projekt investierte er mehr als 15 Jahre seines Lebens, laut eigenen Angaben umgerechnet fast 160.000 Euro und Dutzende private Reisen nach Burma, um die Flugzeuge zu finden. Auf seinen privaten Forschungsreisen, bei denen er sich auch von selbst bezahlten Archäologen begleiten ließ, konnte Cundall die Kisten laut eigenen Aussagen bereits genau orten.
124 Maschinen?
Schon 2004 führte er elektromagnetische Untersuchungen und Radarmessungen durch. Ursprünglich hatte Cundall mit 20 Maschinen gerechnet, mittlerweile glaubt er, dass alleine in der Nähe des Flughafens in Mingaladon 36 Spitfires vergraben sind. Er glaubt nun sogar an insgesamt 124 Maschinen, die auf ihre Entdeckung warten. Insgesamt gibt es derzeit weltweit nur noch ein paar Dutzend Spitfires mehr.

APA/EPA/UNIVERSITY OF LEEDS/Simon Turnbull
Cundall mit zwei seiner wissenschaftlichen Unterstützer
Insgesamt drei verschiedene Flugfelder will er gemeinsam mit seinem Team absuchen, sechs Wochen will er sich Zeit nehmen. Einen möglichen Fund verglich er gegenüber der BBC mit der Entdeckung des Grabes von Tutanchamun 1922.
Zu dem rund 20-köpfigen Team gehören einige Experten von britischen Unis und der Veteran Stanley Coombe, der 1945 in Burma stationiert war. Er ist einer von acht Augenzeugen, die Cundall ausfindig gemacht hatte. Alle Akten zu der Causa wurden von der britischen Royal Air Force in den Nachkriegsjahren entsorgt.
Einsatz gegen japanische Besatzer
Die damaligen Lieferung von Spitfires war für den britischen Einsatz gegen die japanischen Besatzer in Burma gedacht. Die Nachschubpläne der Briten für einen der blutigsten Kriegsschauplätze in Südostasien im Zweiten Weltkrieg wurden jedoch von der geschichtlichen Realität obsolet gemacht: Als die Flugzeuge im Sommer 1945 in Burma angekommen waren, warfen die USA Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki, Japan kapitulierte, und der Krieg war vorbei.

AP/British Official Photo
Zurückgelassene britische Armeeflugzeuge im Burma des Jahres 1946
Die sich zurückziehende britische Armee stand somit mit großen Kisten ohne Verwendungszweck da: Die Spitfire war so etwas wie das Selbstbaumöbel unter den Weltkriegsfliegern. Die Maschine wurde unmontiert an entlegene Kriegsschauplätze gebracht und erst dort zusammengebaut - ein wesentlicher strategischer Vorteil.
In Großbritannien nicht gebraucht
Die unnützen Spitfires auf Burma wurden Chefsache: Der britische Befehlshaber Louis I., Lord von Mountbatten, sollte über ihr Schicksal entscheiden. Ein Rücktransport nach Großbritannien wäre sinnlos gewesen. Dort standen zu Kriegsende Hunderte funktionstüchtige Spitfire-Maschinen herum.
Offenbar nach der Devise „Man kann nie wissen“ gab Mountbatten schließlich den Befehl, die Kisten zu vergraben, in Tiefen zwischen 1,2 und 1,8 Metern. Die Lage der Kisten wurde genau verzeichnet, die Armee zog ab. In einer Zeit lange vor jeglicher Weltkriegsnostalgie gerieten die vergrabenen Kisten mit den technisch bald überholten Flugzeugmodellen rasch in Vergessenheit.
Cameron unterzeichnete Abkommen
Cundall ist sich sicher, dass die Teile in gutem Zustand sein werden. Und selbst wenn einiges zerstört worden sein sollte, seien sie einfach zu reparieren und wieder flugtauglich zu machen. Dass er nun nach Burma reisen kann, ist auch Premierminister David Cameron zu verdanken: Der hatte bei einem Besuch im April 2012 einen entsprechenden Vertrag mit der Regierung des Landes vereinbart.
Für Cameron war das zwischenstaatliche Abkommen ein billiger patriotischer „Abstauber“ mit großer PR-Wirkung, für die burmesische Regierung ein ebenso wichtiges PR-Manöver, um mit der langsamen Öffnung wieder Brücken zum Westen zu schlagen. Burma behält sich auch vor, 50 Prozent des Werts der möglichen Funde zu behalten. 30 Prozent bekommt Cundall, 20 sein Agent. Um den materiellen Wert geht es ihm aber nicht: „Es geht um die Erhaltung von Flugzeugen.“ Die Spitfire sei ein spezielles Flugzeug: „Es hat uns 1940 bei der Luftschlacht um England den Kopf gerettet.“
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