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Investoren aus China und Thailand

Die ehemalige burmesische Hauptstadt Rangun gilt als eine der wenigen Metropolen Asiens, in der noch ein großer Baubestand aus der Kolonialzeit erhalten ist. Mit der wirtschaftlichen Öffnung des Landes droht dieses architektonische Erbe jedoch nun dem einsetzenden Bauboom zum Opfer zu fallen.

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Schon 2005 wurde der Regierungssitz in die 300 Kilometer nördlichere Planstadt Naypyidaw verlegt, dennoch ist Rangun mit 4,4 Mio. Einwohner noch immer die größte Stadt des Landes. Viele historische Gebäude im Zentrum - großteils aus Zeiten der britischen Kolonialherrschaft -, aber auch zahlreiche Kultstätten unterschiedlichster Religion sind in einem erbärmlichen Zustand, berichtete das ARD-Magazin „Weltspiegel“.

Bröckelnder Putz, Schimmel vom Keller bis zur Decke und vom Einsturz bedrohte Wände, Treppenhäuser und Dächer. Dennoch: Die Bauten, darunter auch ehemalige Regierungsgebäude, sind keine Geisterhäuser. In ihnen finden sich bis heute Ämter, Büros, Wohnungen und Geschäfte. Nur wenige Gebäude sind in einem so guten Zustand wie etwa das Fünfsternehotel Strand, das in seiner 111-jährigen Geschichte bereits George Orwell, William Somerset Maugham, King Edward, Rudyard Kipling und David Rockefeller beherbergt hat.

„Wir müssen das, was wir haben, schützen - dringend“, erklärte Thant Myint-U, Gründer und Vorsitzender der NGO Yangon Heritage Trust (YHT), anlässlich einer Konferenz im Juni. „Wenn wir nichts unternehmen, verlieren wir unser Erbe in nur wenigen Jahren, und wir werden keine Möglichkeit haben, die Uhr zurückzudrehen.“

Frau mit Kind steht in einem heruntergekommenen Stiegenhaus

Reuters/Soe Zeya Tun

Zahlreiche Gebäude in der Innenstadt von Rangun verrotten seit Jahrzehnten - und sind dennoch bewohnt

Regierung plant Denkmalschutzgesetz

Aus dem Ministerium für Bau und Entwicklung in Burma heißt es, man strebe die Verabschiedung eines Gesetzes zum Schutz des Kulturerbes ebenso an wie die Erstellung einer Liste von denkmalgeschützten Gebäuden - sowohl für öffentliche als auch für private Gebäude. Die angestrebte Erhaltung der Bausubstanz solle jedoch nicht als Versuch gewertet werden, sich gegen die Entwicklung des Landes zu wehren, so Thant Myint-U.

Immobilienspekulanten scharren schon seit längerem in den Startlöchern, Geschäftsleute aus aller Welt stehen in Burma Schlange. „Burma kann die Wirtschaftslokomotive in der Region werden“, schwärmte Ajay Chhibber, Asien-Direktor des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP). Statt überfälligen, aufwendigen Sanierungen planen sie eine rasche Modernisierung der Stadt, fürchten Bewohner Ranguns.

Nach Angaben der burmesischen Zeitung „Eleven News“ kommt ein Drittel der Auslandsinvestitionen aus China, das mit 14 Milliarden Dollar Thailand als größten Investor abgelöst hat. Auch Singapur ist gut im Geschäft. Die Asiaten bauten Kraftwerke, Pipelines, Straßen, Hotels und Industriezonen. Investitionen aus westlichen Ländern scheiterten an Sanktionen.

Mann schläft auf dem Boden in einem Stiegenhaus

Reuters/Damir Sagolj

„Goldene Möglichkeiten im goldenen Land“

Von „goldenen Möglichkeiten im goldenen Land“ schwärmt Evelin Petkov von der auf Burma spezialisierten Investmentberatungsfirma BaganCapital: „Es gibt jede Menge vielversprechende Sektoren. Am schnellsten zugänglich sind Tourismus, Bau, Bodenschätze - vor allem Öl und Gas -, Fischerei und Textilproduktion.“ Einschließlich Öl- und Gasbranche könnte Burma in den nächsten fünf Jahren Investitionen in Höhe von 25 Milliarden US-Dollar verkraften, so Petkov weiter.

Am vielversprechendsten sei der Tourismus, sagt Sean Turnell, Professor und Burma-Wirtschaftsexperte an der Macquarie-Universität in Sydney. Im vergangenen Jahr reisten „nur“ rund 300.000 Touristen ins Land - das sei ausbaufähig. „Davon können viele Mittelständler profitieren. Der Sektor ist arbeitsintensiv, und Investitionen hätten schnell positive Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt.“

Mit dem Tourismus argumentiert auch Thant Myint-U. Eine Belebung und Renovierung der Altstadt solle auch in touristischer Hinsicht eine Aufwertung sein und zugleich die „kosmopolitische Vergangenheit und multikulturelle Gegenwart“ Ranguns betonen. Mit einer guten Strategie sei es möglich, so der YHT-Gründer, die Stadt in wenigen Jahren zu einer der schönsten und lebenswertesten Orte Asiens zu machen.

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