Themenüberblick

„Nichts als Krieg“

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hat die Ziele für 2013 ausgegeben. Die wirtschaftliche Wiederbelebung steht dabei ganz oben. Auch sollen die Bemühungen um die Vereinigung mit Südkorea vorangetrieben werden. Wie das geschehen soll, ließ er freilich offen.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

„Es ist wichtig, die Konfrontation zwischen dem Norden und dem Süden zu beenden“, sagte Kim Jong Un in seiner am Dienstag im Staatsfernsehen gesendeten Neujahrsbotschaft und sorgte damit weltweit für Verwunderung. Die „Teilung des Landes“, so Kim Jong Un weiter, könne so „beendet und seine Wiedervereinigung erreicht werden“. Die Vergangenheit zeige, dass Konfrontation zwischen Landsleuten zu „nichts als Krieg“ führe.

Neue Vorschläge nannte er allerdings nicht. Vielmehr bekräftigte er die Forderung Pjöngjangs, die Abkommen von den bisher einzigen beiden gesamtkoreanischen Gipfeltreffen 2000 und 2007 umzusetzen. Kim Jong Un nannte die Abkommen „große Wiedervereinigungsprogramme“. Zugleich betonte er, dass es nötig sei für Nordkorea, bessere Waffen zu entwickeln und die militärische Stärke auszubauen.

Jahr „großer Schöpfungen“

Kim Jong Un erklärte außerdem die Verbesserung des Lebens der Bevölkerung zum obersten Ziel im neuen Jahr. 2013 werde ein Jahr „großer Schöpfungen und Veränderungen sein, die einen radikalen Umschwung bewirken“, versprach Kim Jong Un am Dienstag in der ersten Neujahrsansprache eines Herrschers des kommunistischen Landes seit 19 Jahren.

Der geforderte „radikale Umschwung“ solle sein Land zu einem „wirtschaftlichen Riesen“ machen und den Lebensstandard der Menschen anheben, erläuterte Kim Jong Un. Die Landwirtschaft und Leichtindustrie stünden dabei im Zentrum. Das verarmte, aber hochgerüstete Nordkorea ist seit Jahren auf Hilfe von außen angewiesen.

Der erfolgreiche Start einer Weltraumrakete in Nordkorea im Dezember soll dabei laut Kim Jong Un als Ansporn für die Anstrengungen der Menschen dienen. Die USA, Südkorea und andere Staaten sehen in dem Start am 12. Dezember einen verdeckten Test für die Entwicklung von Interkontinentalraketen, die mit Atomsprengköpfen bestückt werden können. Nordkorea spricht von einem Satellitenstart zu friedlichen Zwecken.

Großvater als Vorbild

Es war die erste Audiobotschaft eines nordkoreanischen Machthabers, seitdem Kim Jong Uns Großvater Kim Il Sung sich im Jahr seines Todes 1994 an die Öffentlichkeit wandte. Kim Jong Un knüpfte an die Gepflogenheit seines Großvaters an, zum neuen Jahr eine Ansprache zu halten.

Der als Staatsgründer verehrte Diktator starb 1994. Dessen Sohn und Nachfolger Kim Jong Il hatte so gut wie nie öffentliche Reden gehalten. Unter seiner Herrschaft waren die Ziele für das neue Jahr in einem Leitartikel der offiziellen Zeitungen umrissen worden. Nach seinem Tod vor einem Jahr war sein Sohn zum neuen Machthaber ausgerufen worden.

Kontakt zu Südkorea abgebrochen

Die Beziehungen zwischen den beiden Staaten sind seit dem Koreakrieg in den 1950er Jahren gespannt. Nordkorea brach den Kontakt zur Regierung des scheidenden Präsidenten Lee Myung Bak kürzlich ab. Lee hatte sich von der „Sonnenscheinpolitik“ seiner beiden Vorgänger distanziert. Im Februar übernimmt Lees konservative Parteifreundin Park Geun Hye das Präsidentenamt. Sie hat sich von der harten Linie ihres Vorgängers Lee Myung Bak gegenüber Pjöngjang distanziert und sich für die Notwendigkeit einer stärkeren Zusammenarbeit mit Nordkorea ausgesprochen.

Bis vor kurzem hatte in Pjöngjang nichts auf Versöhnung hingedeutet, im Gegenteil. Erst im Dezember startete Nordkorea eine Langstreckenrakete. Der Westen wertete das als Vorbereitung eines dritten Atomtests - nach Angaben Pjöngjangs wurde dagegen ein Forschungssatellit ins All geschossen. Gegen Nordkorea wurden wegen seiner Atomwaffenversuche und Raketentests mehrfach UNO-Sanktionen beschlossen. Die Bevölkerung des Landes leidet unter extremer Armut und Unterernährung, während die Streitkräfte zahlenmäßig stark und hochgerüstet sind.

Experte sieht Grundton positiv

Der Nordkorea-Experte Yang Moo Jin von der Universität Seoul bewertete den Grundton von Kim Jong Uns Rede als positiv. „Sie könnte begrenzte wirtschaftliche Reformen in diesem Jahr andeuten und sendet zudem eine Botschaft an die neue südkoreanische Präsidentin über den Wunsch zu engeren grenzüberschreitenden Beziehungen“, sagte er.

Südkoreanische Aktivisten ließen unterdessen am Neujahrstag in der Grenzstadt Gwanjeonri sieben Ballons mit insgesamt 28.000 Pamphleten gegen die nordkoreanische Führung in die Luft steigen. Es kam vorübergehend zu Zusammenstößen mit Anwohnern, die die Aktion verhindern wollten, weil sie eine militärische Reaktion des Nordens fürchteten.

Links: