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Über 60 Massenmorde seit 1982

Eine Woche nach dem Massaker an einer Volksschule ist es in den USA einem Medienbericht zufolge erneut zu einer tödlichen Schießerei gekommen. Im Bundesstaat Pennsylvania habe ein Schütze zwei Männer und eine Frau getötet, berichtete die Zeitung „Altoona Mirror“ am Freitag unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft.

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Bei einem Feuergefecht mit dem Mann seien zudem drei Polizisten verletzt worden. Der mutmaßliche Täter sei ums Leben gekommen. Die Tat habe sich in der Gemeinde Frankstown ereignet. Am vergangenen Freitag waren in der Kleinstadt Newtown in Connecticut 28 Menschen getötet worden, darunter 20 Kinder. Die Bluttat löste eine landesweite Debatte über eine Reform des Schusswaffenrechts der USA aus.

Noch nie so viele Massenmorde

Dabei war 2012 laut dem Magazin „Mother Jones“ ohnehin schon ein trauriges Rekordjahr. Noch nie habe es demnach so viele Massenmorde gegeben wie in diesem Jahr. Das Magazin orientiert sich bei seiner Zählung an der FBI-Klassifikation, die von Massenmördern spricht, wenn mindestens vier Menschen am selben Ort getötet werden. Etliche Schießereien mit zwei oder drei Toten wurden daher nicht mitgezählt. Die Tat eines US-Soldaten in Afghanistan mit 17 Toten im März wurde ebenfalls nicht berücksichtigt.

Meist weiße Männer

Trotzdem gab es heuer rund 80 Tote und über 60 Verletzte, ein nie da gewesener Rekord. 2007 hatte es knapp 50 Tote gegeben, allein mehr als 30 davon bei dem Massaker an der Virginia Tech University. Über 40 Tote gab es auch 1999, in jenem Jahr kulminierten die Ereignisse beim Blutbad von Columbine mit 14 Toten. In den vergangenen 30 Jahren habe es 62 derartige Massenmorde in den USA gegeben, recherchierte „Mother Jones“. Rund die Hälfte davon habe sich in Schulen oder an Arbeitsplätzen abgespielt. 44 Täter waren weiße Männer, nur einmal war eine Frau für die Morde verantwortlich.

99.000 Mordopfer in acht Jahren

Laut dem Firearm Injury Center at Penn werden in den USA zwei Drittel aller Morde mit Schusswaffen begangen. Von 2003 bis 2010 wurden rund 99.000 Menschen erschossen, dazu kamen 141.000 Suizide, 5.000 tödliche Unfälle und 400.000 Mordversuche.

Der Großteil der Massenmörder hatte seine Waffen legal erworben - und in den allermeisten Fällen wurden halbautomatische Schusswaffen verwendet. Ihr Verbot wird nun wieder diskutiert. Dabei waren sie schon einmal verboten: 1993 setzte Präsident Bill Clinton ein Gesetz durch, das eine Überprüfung von Waffenkäufern bei registrierten Händlern notwendig machte. Im folgenden Jahr wurden Sturmgewehre verboten. Doch das Gesetz lief 2004 aus und wurde nicht verlängert. Lediglich einige Bundesstaaten wie Kalifornien und New York haben ähnliche Regeln noch in Kraft.

Waffenverkäufe gestiegen

„Mother Jones“ sieht die Häufung von Bluttaten in den vergangenen Jahren in Zusammenhang mit den stark gestiegenen Waffenverkäufen. Diese werden an sich in den USA nicht genau aufgezeichnet, das FBI führt allerdings Buch über die Personenüberprüfungen, die beim Waffenkauf notwendig sind. Und diese nahmen seit 2008 um ein Drittel zu. Ein CNN-Bericht im Sommer kam aber zu dem Schluss, dass gleichzeitig die Zahl der Waffenbesitzer eher im Sinken begriffen ist. Das bedeutet, dass Personen, die schon Waffen besitzen, weitere kaufen.

Verkaufsboom nach Obama-Wahl

Sprunghaft stiegen die Verkäufe sowohl bei der ersten Wahl von US-Präsident Barack Obama als auch heuer bei seiner Wiederwahl. Obwohl sich Obama nach dem Massaker von Newtown zum ersten Mal in Richtung Verschärfung der Waffengesetze aussprach, hatten die Waffenfans schon davor befürchtet, dass Obamas Politik den Waffenkauf durch Steuern teurer machen oder durch entsprechende Gesetze erschweren oder gar verbieten könnte.

Selbstverteidigung als Mythos

Aus Gründen der drohenden Gesetzesverschärfungen schnellen die Waffenverkäufe auch nach Amokläufen und Massenmorden in die Höhe: Waffennarren wollen sich angesichts drohender Verbote noch rechtzeitig eindecken. Auch ein weiteres Argument wird immer wieder genannt - von der mächtigen Waffenlobby National Rifle Association und den sie unterstützenden Politikern: Man brauche Waffen, um sich vor den Tätern zu schützen.

Wären die Opfer bewaffnet gewesen, hätte man den Täter früher stoppen können, heißt es von dieser Seite immer wieder. „Mother Jones“ setzt diesen Behauptungen allerdings empirische Daten entgegen. Kein einziger der über 60 Täter der vergangenen 30 Jahre sei von einem bewaffneten Bürger gestoppt worden. Ein paar hätten es zwar versucht, seien dabei aber schwer verletzt oder getötet worden.

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