„Die NRA tötet unsere Kinder“
Bei einer mit Spannung erwarteten Pressekonferenz hat die National Rifle Association (NRA) am Freitag in Washington Stellung zum Schulmassaker von Newtown und der laufenden Waffendebatte genommen. Deutlich wurde dabei, dass die gewichtige US-Waffenlobby weiter strikt gegen eine Verschärfung der Waffengesetze eintritt.
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NRA-Vizepräsident Wayne LaPierre zeigte sich nicht nur überzeugt, dass solche Maßnahmen nichts bringen würden, sondern brachte seine Ansicht der Dinge so auf den Punkt: „Das einzige, was einen bösen Menschen mit einer Waffe stoppt, ist ein guter Mensch mit einer Waffe“.
Waffen an Schulen gefordert
Aus diesem Grund forderte LaPierre, dass Waffen an Schulen nicht länger ein Tabu sein dürften. Das Weiße Haus, Sportstadien und öffentliche Gebäude würden mit Waffen geschützt. „Doch unsere geliebten, unschuldigen und verletzbaren Kinder (...) lassen wir jeden Tag furchtbar schutzlos.“ Die NRA sei bereit, beim Training für entsprechende Programme zum Schutz von Schulkindern mitzuhelfen. Kritisiert wurde von LaPierre zudem der Einfluss von Videospielen, Filmen und Musikvideos, die Kinder tagtäglich mit Gewalt konfrontierten.
Eine der mächtigsten US-Lobbys
Die National Riffle Association (NRA), die nach eigenen Angaben vier Millionen Mitglieder zählt, gilt als eine der mächtigsten Lobbys in den USA.
Die mächtigste Stimme der US-Waffenlobby verhielt sich nach dem Newtown-Massaker zunächst auffällig ruhig und meldete sich erst vier Tage nach der Bluttat in Form einer kurzen Stellungsnahme zu Wort: Man sei „schockiert, traurig und todunglücklich“ über die „schrecklichen und sinnlosen Morde“, so die NRA auf ihrer Website. Aus Respekt vor den Angehörigen und aus Anstand habe sie sich nicht eher geäußert und Zeit für „Trauer, Gebete und Ermittlungen“ gegeben. Ohne ins Detail zu gehen, kündigte die NRA zudem an, „Beiträge leisten“ zu wollen, um dabei zu helfen, dass sich derartige Verbrechen nicht wiederholten.
Wegen Protestaktion unterbrochen
Der Presseauftritt im Washingtoner Willard Hotel, bei dem Journalisten keine Fragen stellen durften, wurde von Demonstranten mehrmals gestört und musste kurz unterbrochen werden. Ein Mann hielt ein Spruchband mit den Worten „Die NRA tötet unsere Kinder“ vor den Sprecher. Andere Demonstranten riefen: „Die NRA hat Blut an den Händen ... Stoppt jetzt den Verkauf von Sturmgewehren.“

APA/EPA/Jim Lo Scalzo
Protestaktion während der NRA-Pressekonferenz
Dutzende protestierten zudem außerhalb des Gebäudes gegen die NRA. Einer von ihnen, der Lehrer Jason McCool aus Rockville in Maryland, sagte, er werde „nie im Leben“ einer Waffe in seiner Klasse zustimmen. Es sei „lächerlich“ zu glauben, ein durch zu viele Waffen verursachtes Problem könne durch noch mehr Waffen gelöst werden. Der Kongressabgeordnete Chris Murphy, der den Distrikt mit der Volksschule in Newton vertritt, nannte die NRA-Ausführungen im Internetkurznachrichtendienst Twitter „das Abscheulichste“, was ihm je untergekommen sei.
Bloomberg: „Paranoid“
Der New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg warf dem Lobbyverband NRA eine „paranoide Vision eines noch gewalttätigeren Amerikas“ vor. Senator Frank Lautenberg aus New Jersey sagte, der Verband liege weit von dem entfernt, was die US-Öffentlichkeit wolle. Die „New York Times“ bezeichnete die Äußerungen des NRA-Vizepräsidenten, Wayne LaPierre, am Samstag als „verlogen, wahnhaft“ und eine „fast verwirrte Hasstirade“.
Obama erhöht Druck für strengeres Waffenrecht
US-Präsident Barack Obama stärkte unterdessen den Befürwortern eines strengeren Waffenrechts neuerlich den Rücken. Sie dürften in ihrem Kampf für schärfere Kontrollen nicht nachlassen, sagte Obama in einer Videobotschaft an mehrere hunderttausend US-Bürger, die eine entsprechende Petition auf der Website des Weißen Hauses unterzeichnet hatten.
Vor einer Woche waren in der Kleinstadt Newtown in Connecticut 28 Menschen getötet worden, darunter 20 Kinder. Die Bluttat löste eine landesweite Debatte über eine Reform des vergleichsweise liberalen Schusswaffenrechts der USA aus, die jahrelang am Widerstand vieler Amerikaner gescheitert war. „Ich brauche Ihre Hilfe“, bat Obama in dem Video. Die Befürworter schärferer Waffengesetze müssten den Druck auf die Abgeordneten aufrechterhalten. „Rufen Sie Ihre Kongressvertreter so oft an wie nötig, bekennen Sie Farbe und sagen Sie im Namen unser aller Kinder: ‚Es reicht‘.“
Der Präsident will den Kongress dazu bewegen, den Verkauf von Sturmgewehren zu verbieten sowie den bisher weitgehend unkontrollierten Handel mit Waffen auf einschlägigen Messen strenger zu kontrollieren. Obamas Regierungsmannschaft soll die Reformvorschläge noch im Jänner vorlegen.
Ohio lockert Waffenrechte
Eine ganz andere Haltung nahm dagegen der Gouverneur von Ohio ein. Der Republikaner John Kasich unterzeichnete ein Gesetz zur Lockerung der Waffenrechte. Künftig müssen die Bürger des Bundesstaates nur einmal eine Prüfung ablegen, um eine Waffe verdeckt mitführen zu dürfen. Bisher mussten sie das jedes Mal bei der Erneuerung ihres Waffenscheins tun. Kasich hat seinen Schritt damit begründet, dass das in der US-Verfassung festgeschriebene Recht auf Waffenbesitz nicht angetastet werden dürfe.
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