Themenüberblick

Pessimistische Töne in Detroit

In den USA laufen die Geschäfte bisher gut, aber in Europa zittern die Autohersteller vor einem weiteren Krisenjahr. Auf der Automesse in Detroit (US-Bundesstaat Michigan) war die Absatzkrise auf den Heimmärkten in den vergangenen Tagen Dauerthema.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Selbst der hoch profitable Sportwagenhersteller Porsche sorgt sich um seine Gewinne. „Die Ergebnisbeiträge in Europa sind die höchsten. Deswegen reicht es nicht aus, das volumenseitig zu kompensieren“, sagte Porsche-Chef Matthias Müller auf der US-Branchenschau in Detroit, die traditionell das Geschäftsjahr für die Autohersteller einläutet.

„Ob wir jemals wieder die Zahlen von 2007 erreichen - ich glaube, da muss man in absehbarer Zeit skeptisch sein. Also in den nächsten ein, zwei, drei Jahren kommen wir in die Regionen, glaube ich, nicht mehr“, so Müller.

Renault streicht 7.500 Stellen

Der zweitgrößte französische Autobauer Renault kündigte parallel zur Detroiter Messe in Paris an, wegen der Absatzkrise rund 7.500 Stellen in Frankreich abzubauen. Die Jobs sollen bis Ende 2016 gestrichen werden. 5.700 Stellen sollten mit dem Ausscheiden von Mitarbeitern wegfallen.

Daimler-Chef Dieter Zetsche sprach in Detroit von 2013 als zweitem „Übergangsjahr“ nacheinander. Premiumrivale Audi traute sich nach Rekordverkäufen im vergangenen Jahr noch keine Prognose zu. Auch die Konzernmutter VW wollte noch keine neuen Bestmarken ankündigen. Einzig BMW rechnet schon jetzt mit einem Absatzwachstum im einstelligen Prozentbereich.

GM und Ford fischen im selben Teich

Auch die kriselnden Europa-Töchter von Ford und General Motors (GM) fürchten die Aussichten für den Markt, wollen sich aber mit neuen Modellen zumindest auf Vorjahresniveau behaupten. „Wir erwarten für 2013 einen Marktrückgang - für die gesamte Industrie - in Europa von etwa vier Prozent“, sagte Opel-Interimschef Thomas Sedran in Detroit. Unabhängig davon wolle das Unternehmen aber seinen Marktanteil in Europa mindestens verteidigen. „Der Schlüssel zum Erfolg in einem schwierigen Marktumfeld sind starke, neue Modelle.“

Konkurrenz bekommt Opel dabei allerdings von Ford, einem Hersteller, der im selben Segment um Kunden wirbt. Ford erwartet nach früheren Schätzungen für 2012 in Europa einen Verlust von 1,2 Milliarden Euro, Opel sogar 1,4 Milliarden. Um bis 2015 wieder in die Gewinnzone zu fahren, schließen die beiden Konkurrenten Werke - drei sind es bei Ford, eines bei Opel. Auch hier fallen Tausende Stellen weg.

Fiat erwartet „schmerzhafte“ Zeit

Der Chef des italienischen Fiat-Konzerns, Sergio Marchionne, will dagegen sein Unternehmen ohne weitere Werksschließung durch die europäische Absatzkrise steuern. Wenn die überschüssige Kapazität in Europa für die Produktion anderer Marken des Fiat-Chrysler-Konzerns genutzt werde, müsse keine Fabrik dicht gemacht werden, sagte Marchionne in Detroit. Die dazu notwendigen Umstellungen würden aber „sehr schmerzhaft“.

Selbst für den US-Markt ist gesunde Skepsis angezeigt: Volkswagens Nordamerika-Chef Jonathan Browning warnt vor überzogenen Erwartungen an das bis zuletzt gut gelaufene US-Autogeschäft. „Eine Branche, wo alle Hersteller davon ausgehen, dass es weiter boomt, neigt leicht zu Überkapazitäten.“ Das könne eine Rabattschlacht nach sich ziehen.

US-Absatz legte 2012 kräftig zu

Im vergangenen Jahr waren die gesamten US-Autoverkäufe um 13 Prozent auf 14,5 Mio. Stück gestiegen. Browning rechnet für dieses Jahr mit einem moderaten Anstieg auf 15 Millionen. „Wir planen vorsichtig“, sagte er. „Es gibt andere Schätzungen über 15,5 Millionen, einige Leute rechnen sogar mit 16 Millionen verkauften Autos. Das können gefährliche Annahmen werden.“

Vor dem großen Crash im Jahr 2009 hatten vor allem die US-Autobauer ihre Produktion hochgefahren, dann brachen die Verkäufe ein, und die Hersteller blieben auf ihren Wagen sitzen. GM und Chrysler mussten vom US-Steuerzahler vor einer drohenden Pleite gerettet werden, Ford schaffte es nur mit harten Einschnitten allein durch die Wirtschaftskrise.

Link: